Die Stadt Ludwigsburg will weniger auswärtige Schüler in ihren Gymnasien. Foto: Pascal Thiel

Sie kommen auch aus Remseck und Aldingen, aus Kornwestheim und Asperg: Gymnasiasten, die in Ludwigsburg die Schulbank drücken. Dieser Zustrom soll eingedämmt werden.

Ludwigsburg - Der Sportverein, der Sprachkurs, die Grundschule: all dies ist wählbar. Auch die Wahl des Gymnasiums, in dem der Nachwuchs die Schulbank drückt, ist den Eltern überlassen. Doch die Eltern aus dem Ludwigsburger Umland sollen diese Wahl künftig nicht mehr haben: Die Stadt möchte dem Zuspruch jener Schüler einen Riegel vorschieben und eine Grenze von insgesamt 18 Eingangsklassen in den vier Gymnasien setzen.

Der Hintergrund dieses Plans ist die immer größer werdende Schülerzahl an den Gymnasien in Ludwigsburg. Waren es im Schuljahr 2003/2004 noch 3072 Schüler, sind es im laufenden Jahr 3494 Pennäler. Diese Steigerung sei kapazitäts- und platzmäßig bald nicht mehr zu stemmen, sagt Ludwigsburgs Erster Bürgermeister Konrad Seigfried. „Wir müssen uns fragen: wie viele Schüler vertragen die einzelnen Schulen noch?“ Vor allem im Mörike-Gymnasium, in dem 2013 der G9-Zug wieder eingeführt wurde – in dem die Kinder wie vor der Schulreform erst in der 13. Klasse ihr Abitur machen – sei die Grenze erreicht. Doch gerade hier sei das Interesse von Eltern besonders groß, die ihren Kindern den Stress eines G8-Zuges mit Abitur in der 12. Klasse nicht zumuten wollten.

Die Stadt will die Schüler anders verteilen

Geht es nach Seigfried, soll es vom Schuljahr 2017/18 an jeweils vier Eingangsklassen für das Schiller-, das Goethe- und das Otto-Hahn-Gymnasium sowie sechs Eingangsklassen für das Mörike-Gymnasium geben. Auch wenn es für manche Eltern schmerzlich sein werde, könne die Stadt nicht weiter zuschauen. „Wir müssen handeln und die Schüler anders verteilen“, sagt Seigfried. Die Einführung des G9-Zuges am Mörike-Gymnasium habe eine enorme Unwucht in der Ludwigsburger Schullandschaft hervorgerufen, diese müsse wieder ausgeglichen werden.

Das sieht Wolfgang Medinger, Schulleiter am Goethe-Gymnasium, ähnlich. „Das Mörike-Gymnasium kann diesen Ansturm gar nicht mehr bewältigen, die räumliche Situation ist sehr misslich.“ Zudem hätten er und seine Schulleiter-Kollegen die Stadtverwaltung schon häufiger gefragt, ob man denn die seit vielen Jahrzehnten gewachsene Schulstruktur in der Stadt erhalten oder den Gesetzen des Marktes freien Lauf lassen wolle; die Antwort der Stadt habe stets gelautet, dass man natürlich die alte Struktur bewahren wolle.

Eine Steuerung auswärtiger Schüler hält Medinger – der auch für seine Schulleiter-Kollegen vom Schiller- und Otto-Hahn-Gymnasium spricht – nicht für die schlechteste Idee. Schließlich dürfe man die umliegenden Schulen „auch nicht aushungern“ lassen. Er favorisiere zudem die generelle Wiedereinführung von G9 mit einem Wahl-Turbozug G8 – also die Möglichkeit des Abiturs nach zwölf Jahren.

Remseck leidet nicht unter Schülerschwund

Das Remsecker Lise-Meitner-Gymnasium gehört mit etwas mehr als 700 Schülern zu jenen höheren Bildungseinrichtungen, die sich noch nicht über mangelnden Zuspruch beklagen können. „Die Entwicklung unserer Schülerzahlen ist in den vergangenen Jahren stabil geblieben“, sagt der stellvertretende Schulleiter Wolfgang Zieher. Zwar habe es in diesem Schuljahr statt zu vier kleinen Eingangsklassen nur zu drei großen gereicht; das Minus von zehn Schülern könne aber alle möglichen Gründe haben. „Wir führen ja keine Statistik und wissen daher nicht, ob diese zehn Schüler aus Remseck vielleicht auf die Realschule gegangen sind“, sagt Zieher. Von Seigfrieds Deckelungsplänen hält er nicht allzu viel. „Wir Schulen sind Dienstleister, und wenn die Eltern ihre Kinder in G9-Gymnasien schicken möchten, sollten sie das tun dürfen. Weshalb sollten wir das unterbinden?“