Volkswagenchef Herbert Diess steckt sich langfristige Ziele. Foto: dpa

Wieder drohen Verzögerungen bei VW durch die neue Abgasprüfung.

Wolfsburg - Dreieinhalb Jahre nach Bekanntwerden des Abgasskandals bei VW richtet Konzernchef Herbert Diess den Blick lieber nach vorn als in die unangenehme Vergangenheit, obwohl dieses dunkle Kapitel der Firmengeschichte längst noch nicht abgeschlossen ist. Eine Vielzahl von Kunden und Anlegern fühlen sich vom Unternehmen getäuscht und fordern vor Gerichten Schadenersatz. Ein Ende dieser rechtlichen Auseinandersetzungen ist nicht in Sicht. Offen ist deshalb auch, wie hoch die finanziellen Belastungen für Volkswagen ausfallen werden.

Konzernchef Diess beschäftigt sich indes nicht mit diesen schmutzigen Geschäften. Im vergangenen April hat der einstige BMW-Manager den früheren Porsche-Chef Matthias Müller an der Spitze des Wolfsburger Konzerns abgelöst, dem intern Entscheidungsschwäche vorgeworfen wurde. Seinen ersten Auftritt als Vorstandsvorsitzender auf einer Bilanz-Pressekonferenz nutzt Diess, um ein ganz langfristiges Ziel zu stecken und sich als Saubermann beim Klimaschutz zu profilieren. Bis zum Jahr 2050 soll der gesamte Konzern, die Wagen ebenso wie die Fabriken, vor allem durch eine gewaltige Elektroauto-Offensive nicht mehr zur Erderwärmung beitragen. Solche sehr langfristigen Ziele sind jedoch stets mit Vorsicht zu genießen. Denn wer wird kontrollieren, ob sie erreicht werden? Bis dahin wird der heute 60-Jährige schon lange nicht mehr an der Spitze des Autoriesen stehen.

Konzern im Hintertreffen

Diess sollte zunächst einmal dafür sorgen, dass viel näherliegende Ziele erreicht werden. 2018 hat es der Wolfsburger Konzern – anders als etwa BMW – nicht geschafft, die Umstellung auf das neue Abgasprüfverfahren WLTP rechtzeitig abzuschließen. Weil die Prüfungen nicht früh genug absolviert wurden, kam es zu Lieferengpässen bei VW, Audi, Porsche und weiteren Marken. Vor Kurzem ist nun die zweite Stufe des WLTP-Verfahrens in Kraft getreten, die weitere Zertifizierungen erforderlich macht. Der VW-Vorstand bereitet schon einmal darauf vor, dass es erneut zu Verzögerungen bei den Prüfungen und Lieferengpässen kommen kann, wenn auch nicht so schlimm wie im vergangenen Jahr. Dennoch ist das nicht gerade ein Ruhmesblatt für die neue Führungsspitze.