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Angehörige von Demenzpatienten suchen oft vergeblich Hilfe - Portal im Netz geplant.

Stuttgart - Die Diagnose Demenz stürzt Betroffene und ihre Angehörigen oft in tiefe Ratlosigkeit. Wo gibt es Hilfe? Wie geht man mit der Krankheit um? Wer kennt sich überhaupt aus? Das sind nur einige der drängenden Frage, und auf sie gibt es sehr wohl Antworten. Hier eine Broschüre, dort ein Internetauftritt - es ist eher die unkoordinierte Vielfalt des Beratungsangebots, was Angehörigen von dementen Menschen das Leben schwer macht.

Das Stuttgarter Sozialministerium hat sich deshalb eine systematischere Information über vorhandene Beratungs-, Betreuungs- und Versorgungsangebote vorgenommen und plant dafür die Einrichtung eines Internetportals. Grundlage bildet die Basis der Datenbank der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg, die deutlich erweitert werden soll: zum Beispiel um Neuerungen in der Pflege und Therapie von Demenzkranken in Heimen und Kliniken.

Das Portal ist eines von mehreren Projekten, die das Land in diesem und im nächsten Jahr mit insgesamt 300.000 Euro im Rahmen des Demenzprogramms fördern will. Zum Auftakt richtet das Land am morgigen Mittwoch in Fellbach einen großen Demenzkongress mit rund 800 Teilnehmern aus, bei dem weniger Fachleute denn Betroffene und Angehörige zu Wort kommen sollen.

Sozialministerin Monika Stolz (CDU) will dabei weitere Projekte vorstellen, so etwa die praktische Erprobung innovativer Technik, die das Leben von Demenzkranken und ihren Angehörigen erleichtern soll. So soll etwa getestet werden, welche Alarmierungs- und Notrufsysteme für Menschen mit starken kognitiven Beeinträchtigungen geeignet sind. "Aufgrund der hohen Entwicklungdynamik in diesem Bereich sind die vorhandenen Möglichkeiten oft nicht bekannt oder nur schwer zugänglich", heißt es im Sozialministerium.

Ministerin Stolz will mit einer Befragung unter Demenzkranken außerdem Erkenntnisse darüber gewinnen, welcher Unterstützungbedarf überhaupt besteht, um darauf einen Leitfaden zu erstellen. Die Empfehlungen sollen dann an einem Modellstandort erprobt und ausgewertet werden.

Rund 135.000 Menschen sind in Baden-Württemberg derzeit an einer Form von Demenz erkrankt, und angesichts der alternden Bevölkerung wird diese Zahl zunehmen. Steigen wird aber auch der Anteil jener Demenzkranken, die in einem Pflegeheim leben: Er liegt schon jetzt bei etwa 70 Prozent.

Eine zentrale Rolle im Beratungs- und Hilfsangebot spielen schon jetzt die sogenannten Pflegestützpunkte. Bis zum Jahreswechsel sollen 50 dieser kommunalen Einrichtungen auf die Stadt- und Landkreise verteilt sein. Hier erhalten Ratsuchende auch Unterstützung bei den diversen bürokratischen Abläufen.