Geocaching – eine moderne Schatzsuche – bietet die Volkshochschule Gerlingen im Herbst-Winter-Semester an. Foto: dpa/Silvia Marks

Die Volkshochschulen im Strohgäu haben ihr Programm für das Herbst-Winter-Semester fertig. Was macht die Pandemie mit den Bildungseinrichtungen, auch finanziell?

Strohgäu - Die Coronapandemie reißt bei den beiden Volkshochschulen im Strohgäu weiter ein tiefes Loch in die Kassen. Zwar haben sich die Bildungseinrichtungen mit Online-Kursen auf die schwierige Situation eingestellt – jedoch fangen diese den bis vor Kurzem erneut verbotenen Präsenzbetrieb nicht auf. Das offenbart der Blick auf das Frühling-Sommer-Semester.

So fielen in Korntal-Münchingen 133 der geplanten 336 Veranstaltungen aus, die Sommer-VHS startete mit 46 Veranstaltungen. Nur 22 000 Euro Kursgebühren nahm die VHS ein, berichtet die Leiterin Cornelie Class-Hähnel – zwei Jahre zuvor waren es 120 000 Euro. Und zählte die Einrichtung vor Corona jedes Jahr 5500 Kursteilnehmer, waren es 2020 bloß 2800. In den vergangenen sechs Monaten waren es 1800. Überbrückungshilfen, Kurzarbeit, Spenden: „Wir müssen in diesem Jahr Rücklagen angreifen und Hilfen in Anspruch nehmen“, sagt Cornelie Class-Hähnel, die auch Zuschüsse erhält, etwa von der Stadt (93 300 Euro) und vom Landkreis (6000 Euro).

Vorteile von Kursen im Netz

Ähnlich mau sieht es in Gerlingen aus. Der VHS-Leiter Markus Fink spricht von „wesentlich weniger“ Einnahmen. Die Rücklagen seien bald aufgebraucht, 2022 brächen „sparsame Zeiten“ an. Im aktuellen Semester nahmen 2000 Teilnehmer das Online-Angebot von mehr als 300 Kursen in den verschiedenen Bereichen wahr – „das ist den Umständen entsprechend gut“, sagt Markus Fink. Normalerweise kommt die Gerlinger VHS auf 9000 Teilnehmer im Jahr.

Markus Fink geht davon aus, dass im Herbst-Winter-Semester, das unter dem Motto „Weiter lernen“ steht, die meisten der gut 500 Kurse vor Ort stattfinden können. Das neue Programmheft – es ist erstmals komplett in Farbe – erscheint am 19. Juli. Online-Unterricht habe durchaus Vorteile, sagt der Leiter der Gerlinger VHS: So könnten die Teilnehmer zum Beispiel von überall aus die Kurse verfolgen – oder eben bequem von zuhause aus.

VHS versucht Corona zu umgehen

Trotzdem bleibt aus seiner Sicht der Präsenzbetrieb das Mittel der Wahl. Die neu eingeführten Online-Kurse gebe es weiter als festen Bestandteil, allerdings in geringerem Umfang als zuvor. Nächstes Semester sind es 33 Online-Kurse. Gleichwohl ist die Volkshochschule im Falle von erneuten pandemiebedingten Einschränkungen vorbereitet: Viele Kurse sind wieder im Hybridformat geplant. Das heißt: Sie beginnen in Präsenz und wechseln bei Bedarf in den Online-Modus. Zudem seien etliche Kurse so gestaltet, dass sie sich kommendes Semester sowohl sicher als auch unabhängig von Corona umsetzen lassen: im Freien.

Dagegen bewertet Cornelie Class-Hähnel das Thema Online anders. Corona werde auch die Bildungslandschaft „extrem verändern“, ist sie überzeugt. Es werde deutlich, dass Online-Kurse nicht eine Notlösung seien, sondern neue Möglichkeiten böten: Im Sprachkurs habe sich eine Muttersprachlerin aus Norditalien zugeschaltet – das habe Charme. Die Kochkurse seien am heimischen Herd. Eine Erhebung aus dem Frühling-Sommer-Semester zeige, dass die VHS mit ihren Online-Formaten Teilnehmende jeder Altersgruppe erreicht. Fast die Hälfte ist 50 bis 70 Jahre alt.

Ein Drittel aller Kurse künftig online

Entsprechend viel vor hat die VHS-Chefin mit Blick auf das Internet. „Wir werden die digitalen Angebote weiterentwickeln. Das ist eine zusätzliche Schiene, die wir eröffnen“, sagt Cornelie Class-Hähnel. Ein Drittel der mehr als 300 Kurse soll künftig online sein. Das sei nicht unrealistisch: Bei anderen Volkshochschulen sei es die Hälfte.

Bei allem Online bleibe die VHS, deren Schwerpunkt nächstes Semester „Bewegt sein – mobil sein“ lautet, ein Ort der Begegnung, betont Cornelie Class-Hähnel. Darum engagiere sich die Einrichtung auch in der Stadt, mit Kooperationen oder der Teilnahme an der Aktion Stadtradeln. Auch im Blick hat die VHS die neuen Bürger. Die Leiterin sagt, die Aufgabe werde sein, ein erweitertes Angebot in den Bereichen Familie, Gesundheit und berufliche Bildung zu planen. Das neue Programmheft ist schon raus.

Neue Programmhefte mit neuen Kursen

Programm I
Die Korntal-Münchinger VHS nutzt die Corona-Erfahrungen und denkt über Bewegung nach: Wie bewegt man sich „körper-gerecht“? Warum tut Bewegung der Seele gut? Wie hält man sich geistig fit? Und wie surft man optimal im Netz? Es geht aber auch konkret um Fortbewegungsmittel. Außerdem gibt es ein Glückstraining, Kurse für Verbraucher und Exkursionen wie eine Busfahrt nach Nürnberg zum Abschluss der Nürnberger Prozesse.

Programm II
Eine Aufbruchsgeschichte in Wort, Bild und Ton, Tagesfahrten nach Ravensburg und zum Bad Wimpfener Weihnachtsmarkt – „die zwei Highlight-Exkursionen“ – eine moderne Schatzsuche (Geocaching) für Kinder, die sich aus Sicht der Gerlinger VHS-Macher wieder mehr bewegen müssen und deshalb Zumba angeboten bekommen: Von 19. Juli an können sich Jung und Alt für alle Kurse anmelden. Zahlreiche sind wegen Corona bewusst draußen geplant, so auch der Spaziergang durch den Glemswald mit Zeichenstiften oder das achtsame Zeichnen in der freien Natur. Ein Crossover-Kurs im Internet: Zumba auf Spanisch. Lernen kann man aber auch selten gelernte Sprachen wie Arabisch und Chinesisch.