Markus Fink und die Volkshochschule bieten Themen an, welche die Menschen interessieren. Foto: factum/Granville

Das neue Semester steht bei der Volkshochschule unter dem Motto „Krieg und Frieden“. Das ist nicht nur ein globales Thema – sondern eines, das auch lokal und ganz nahe bei den Menschen eine Rolle spielt. Und das fast jeden Tag.

Gerlingen - Vor 100 Jahren ging der Erste Weltkrieg zu Ende, vor 50 Jahren war die 68er-Bürgerrechtsbewegung auf ihrem Höhepunkt, 2018 bestehen weltweit mehr als 200 bewaffnete Konflikte. All dies ist der Volkshochschule Gerlingen (VHS) Grund genug, das Sommersemester unter das Motto „Krieg und Frieden“ zu stellen. Denn Konflikte gibt es auch im Kleinen: Fast jeder erlebt täglich Auseinandersetzungen. Wie man diesen begegnen kann, erklärt der VHS-Chef Markus Fink.

Herr Fink, „Krieg und Frieden“ ist das Schwerpunktthema im Sommer. Weswegen?
Wir planen Schwerpunkte, die aktuell sind und eine Spielwiese bieten für verschiedenste Veranstaltungen. Krieg und Frieden taucht in der Menschheitsgeschichte immer wieder auf. Wir denken über das enge Thema hinaus – und kommen zum Begriff Konflikt. Wir setzen aber nicht Krieg mit Konflikt gleich; nicht jeder Konflikt ist gleich ein Krieg. Krieg ist etwas extrem Fürchterliches. Ein Konflikt ist etwas Menschliches, das ständig vorkommt und gelegentlich auch reinigende Wirkung hat.
Warum dieses Thema gerade jetzt?
Im letzten Semester war das Schwerpunktthema „Weltanschauungen“. Wir gingen davon aus, dass derzeit die Weltanschauungen im Mittelpunkt stehen, die man als unangenehm empfindet – wegen ihrer rechtspopulistischen, nationalistischen oder rassistischen Tendenzen. Das führt auch zu Krieg. So gesehen ist „Krieg und Frieden“ die Fortführung des letzten Semesters. 2018 haben wir zudem ein Jahr mit vielen historischen Anlässen. Die Bürger haben auch an Jahrestagen Interesse.
Krieg und Frieden finden nicht nur weit weg von Gerlingen statt, sondern auch hier, im Kleinen. Denken wir an tägliche Streitereien und Konflikte in der Familie, in Schulklassen, in Firmen. Ist das auch ein Thema?
Natürlich. Wir organisieren ein solches Thema nicht nur aus der politisch-historischen Perspektive, sondern auch aus der, die Sie ansprechen. Da kann ich gleich einen Kurs für alle anbieten: Die gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg. Diese Methode hilft beim Vermeiden oder Lösen von Konflikten. Ihr Prinzip ist, dass ich meine Bedürfnisse ausdrücke und die Bedürfnisse des Anderen ernst nehme. So entstehen in der Kommunikation erst gar keine Konflikte – und wenn doch, können sie leichter gelöst werden.
Das heißt, wie ich mit anderen Menschen umgehe, hat Einfluss darauf, wie das Gegenüber reagiert und ob man friedlich-verständnisvoll miteinander umgehen kann?
Unbedingt.
Das trifft wohl auch auf das tägliche Zusammenleben in vielen Bezügen zu. Wie können Sie den Menschen helfen, die in konfliktträchtigen Beziehungen leben?
Wir sind keine sozialpädagogische Einrichtung und nicht die Anlaufstelle, wenn es richtig kracht. Dafür gibt es andere. Unser Ziel ist es, Menschen zu befähigen, besser zurecht zu kommen. Wenn Sie sich auskennen in der Welt hilft Ihnen das, positiv und gewaltfrei zu agieren. Die Kenntnisse der Welt erhalten sie bei uns. Und im Bereich Gesundheit, Psychologie und Entspannung gibt es zahlreiche Kurse, die in das Thema hineinspielen – zum Beispiel über Mobbing oder Burnout, bis hin zu Qigong-Kursen.
Sie wollen damit sagen, dass das Schwerpunktthema viele Aspekte hat – und sie viele Veranstaltungen dazu bieten.
Wenn Sie das soweit spannen wollen: natürlich. Wenn Sie nach der stressigen Arbeit zu uns ins Yoga kommen, gehen Sie danach ganz anders in den Abend daheim. Wir haben auch Kommunikationstrainings – in Kurslängen, die angenommen werden. Ich würde gerne eine lange Mediationsausbildung ins Programm nehmen; die wird aber leider nicht genug nachgefragt. Im Gesundheitsbereich haben wir zum Beispiel den Achtsamkeitsaspekt im Programm. Man sollte das Thema „Krieg und Frieden“ aber nicht unbedingt so ausgedehnt sehen.
Wollen Sie mit dem Schwerpunktthema Anstöße geben in die Gerlinger Gesellschaft?
Dies ist die Kernaufgabe einer VHS. Aber es wäre vermessen zu sagen, dass wir dieses Thema gewählt haben, um der Stadt oder Vereinen Impulse zu geben.
Sie haben viele Angebote gemacht für Flüchtlinge. Wie geht es damit weiter?
Wir haben Deutsch- und Integrationskurse ausgebaut und Trainings für Betreuer. Da wollen wir weitermachen. 2018 ist der Rechtsstaatsunterricht für Flüchtlinge neu. Wir machen auch beim Neubürgerabend für Flüchtlinge mit – mit Teilnehmern am Integrationskurs. Und dann bieten wir unser gewohntes Programm an, für jeden etwas. Von Politik über Kultur, Gesundheit und Entspannung, über Sprachen bis zur EDV.