Auf zu neuen Ufern nach Mannheim treibt es die Leiterin der Volkshochschule Susanne Deß. Foto: Horst Rudel

In knapp 13 Jahren hat die Chefin der Esslinger Volkshochschule das Kursangebot um ein Drittel erhöht, die Defizite ausgeglichen und ein neues stattliches Domizil bezogen. Jetzt geht sie nach Mannheim.

Esslingen - Zäh, klug und freundlich. Diese drei Adjektive beschreiben das Wirken von Susanne Deß, die am Montag verabschiedet wurde, am besten. Sie ist von der Studentin der Germanistik und der Theaterwissenschaft in Erlangen zur Leiterin der Volkshochschule (VHS) in Esslingen aufgestiegen. Eine beachtliche Karriere, die für die 57-Jährige noch nicht zu Ende ist. Von einer der besten Volkshochschulen Baden-Württembergs wechselt sie zur größten Volkshochschule Baden-Württembergs nach Mannheim, vom 91 000 Einwohner zählenden Esslingen in die 305 000 Einwohner zählende Industriestadt. Von einem Bildungsinstitut mit 65 000 Bildungsstunden zu einem Institut, das 360 000 Kursstunden anbietet.

Immerhin, beide Städte liegen am Neckar. Am Wasser ist Susanne Deß auch geboren, an Heiligabend 1959 in Bremen. Sie studierte in Erlangen von 1979 an Geisteswissenschaften und war nebenher an verschiedenen Volkshochschulen tätig. Ihren Abschluss machte sie im Jahr 1990, just in dem Jahr, in dem sie zur Leiterin der Volkshochschule in Schwabach wurde.

Jahre der Konsolidierung

Der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger wusste bei der Verabschiedung am Montag, wen er verlor: Allein die Liste von Susanne Deß’ Projekten machte gute zehn Redeminuten im Vortrag des Oberbürgermeisters aus. Als sie das Amt 2004 von Bernd Tewes übernahm, hatte die Volkshochschule schwer unter dem Rotstift gelitten. 800 000 Euro Etat hatte sie noch, aber einen Bedarf von 1,2 Millionen Euro. Sie konsolidierte die Bildungseinrichtung und brachte es wieder in den schwarzen Bereich. Sie trennte sich von überflüssigen Räumen und straffte das Programm. Gleichzeitig baute sie immer weiter das Angebot aus, in den dreizehn Jahren ihrer Amtszeit von 45 000 Kursstunden auf jetzt 60 000 Kursstunden. Gerade als die Konsolidierung abgeschlossen war, wurde der Schule 2010 im Dick-Areal gekündigt. In nur einem Jahr musste ein neuer Standort gefunden werden. Es gelang, allerdings nur unter großem finanziellen und politischem Engagement. „Hinterher hatte ich keine Freunde mehr in der Stadt“, kommentierte der Oberbürgermeister Jürgen Zieger trocken seinen großen Einsatz für das Hengstenberg-Areal.

Großes Organisationstalent

Es waren aber nicht nur ihre organisatorischen Fähigkeiten. Man traf sie auf dem Parkplatz, wenn sie Streit schlichtete zwischen Autofahrern, sie konnte das ganze Haus auf den Kopf stellen und nach einer Gitarre fahnden, wenn ein schusseliger Musiker sein Instrument vergessen hatte. In der heißen Bauphase im Hengstenberg-Gebäude vermittelte sie zwischen Bauträgern, Architekten und Bauleitern, die sich die Köpfe heiß geredet hatten, mit den Worten. „Also jetzt gehen wir alle raus, und wenn sich alle beruhigt haben, dann machen wir weiter.“ Es waren diese Dinge, die zeigten, dass Susanne Deß die VHS-Esslingen nicht nur mit ganzem Herzen leitete, sondern auch mit ganzem Herzen liebte.

Mit dieser Art, so schätzte die stellvertretende VHS-Leiterin Ulrike Völter in ihrer Laudatio, werde Susanne Deß auch in der vergleichsweise riesigen Mannheimer Volkshochschule ihre Aufgaben meistern. „Für dich wird das ein Heimspiel“, sagte sie, „ein Mannheimspiel eben.“