Vor allem bei schönem Wetter boomt der Wasen. Viele der Schausteller sind dennoch unzufrieden. Foto: Lichtgut/Willikonsky

Im Jubiläumsjahr des Cannstatter Volksfestes zeichnen Schausteller und Marktleute ein düsteres Bild von der Zukunft. Der Verband ärgert sich vor allem über immer mehr Vorschriften in Stuttgart – und Kostenbeteiligungen.

Stuttgart - Doppelten Grund zum Feiern gibt es dieses Jahr in Bad Cannstatt: Das Volksfest auf dem Wasen wird 200 Jahre alt, das zugehörige Landwirtschaftliche Hauptfest zum 100. Mal gefeiert. Und zum symbolischen Start ins Jubiläumsjahr hält der Landesverband der Schausteller und Marktkaufleute (LSM) seine aktuelle Jahresversammlung am passenden Ort, im Kursaal von Cannstatt, ab. Wie ein Alarmruf wirkt dabei allerdings das Motto der Tagung: „Kulturgut Volksfeste und Märkte – echte Orte der Begegnung“. Denn im Pressegespräch vorneweg zeichnete der Branchenverband, der mehr als 700 Betriebe vertritt, ein düsteres Bild von der Zukunft der Volksfeste im Lande.

„Die Beschicker stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagte LSM-Präsidentin Hannelore Schröter-Wagner. Eine Situation, die vor allem zwei Faktoren geschuldet sei: „Eine überbordende Bürokratie und ausufernde Sicherheitskonzepte, die wir mit bezahlen müssen.“ Vor 20 Jahren hätten die Vorschriften „auf drei Seiten gepasst. Heute ist das ein dicker Wälzer.“ Zudem würden Zulassungsvorschriften „von Ort zu Ort unterschiedlich interpretiert“. Nicht einmal die Höhe des sogenannten Spuckschutzes an Süßigkeitenständen werde einheitlich gehandhabt.

Kosten würden „abgewälzt“

Belastet würden die Beschicker auch von „Sicherheitskonzepten, die Festplätze zu Festungsplätzen machen“, sagte die Präsidentin, wobei das Cannstatter Event dank „sensibler Handhabe eine Ausnahme“ sei. An den Rand der Existenz bringe viele „die „Abwälzung der Kosten“. Das geschehe „mal offen, mal verdeckt“. Beim letzten Weindorf seien für den Posten Sicherheit 400 Euro pro Laube in Rechnung gestellt worden. Beim Ludwigsburger Weihnachtsmarkt wurde die Standgebühr „kurzfristig von 4300 auf 6000 Euro erhöht“.

Die Position des Verbands dazu: „Sicherheit ist eine öffentliche Aufgabe, wie bei Faschingsumzügen und beim Fußball. Wenn das nicht geändert wird, treibt das viele dieser Familienbetriebe endgültig in den Ruin.“