Unterschriftensammeln fürs Wohl der Bienen. Foto:  

In Bayern hat es das Land und die CSU aufgerüttelt. Nun ist es auch in Baden-Württemberg angekommen: Das Volksbegehren zum Bienenschutz beginnt mit einem Aktionstag auf dem Züblin-Parkhaus

Stuttgart - Kinder malen auf dem Züblin-Parkhaus mit Kreide den Wahlspruch „Rettet die Bienen“ auf den Asphalt. Die Mutter Melanie Holms sitzt mit ihrem Sohn wenige Meter entfernt auf einer Bierbank. Sie findet, dass es bei dem Volksbegehren unter dieser Devise um mehr geht als Tierschutz. Holms sorgt sich um das Wohl kommender Generationen. Ihnen drohe in einer Welt mit immer weniger bestäubenden Insekten leben zu müssen, fürchtet sie.

Holms will ihren Namen auf die Unterschriftenliste setzen, mit der das Volksbegehren zum Bienenschutz in Baden-Württemberg beginnt. Die Geografielehrerin will sich auch selbst Bienenvölker anschaffen, verrät sie. Nicht nur um sich künftig eigenen Honig auf das Butterbrot schmieren zu können. Als Lehrerin bekomme sie mit, wie stark ökologische Themen die junge Generation beschäftigten. „Da findet gerade ein Umdenken statt. Und ich hoffe, dass das Volksbegehren jetzt auch Erfolg haben wird“, sagt sie.

Mitinitiator setzt auf Zeitgeist

Der Mitorganisator des Volksbegehrens, Tobias Miltenberger von Pro Biene, setzt gleichfalls auf den Zeitgeist. Er verweist auf die Schülerbewegung Fridays for Future für mehr Klimaschutz und ihre Ikone, die Schwedin Greta Thunberg. Er verspricht in Anspielung auf Johannes Mario Simmels Umweltroman „Im Frühling singt zum letzten Mal die Lerche“ aus dem Jahr 1990 gar einen „lauten Frühling“. Das im Winter in Bayern realisierte Volksbegehren zum Bienenschutz mit einer Beteiligung von rund 1,7 Millionen Wahlberechtigten hat die Messlatte für die baden-württembergische Kampagne hochgehängt.

Miltenberger zeigt sich aber zuversichtlich, dass das Ergebnis am Ende den Elan der Bayern widerspiegeln werde. „Wir haben bisher eine gute Resonanz, 60 Verbände stellen sich hinter uns“, sagt Miltenberger. Er drückt sich vorsichtig aus und will keine möglichen Kampagnegegner zu benennen. Eine zugespitzte Auseinandersetzung zwischen Bienenschützern und konventionell arbeitenden Landwirten wie jüngst in Bayern scheint er vermeiden zu wollen. „Wir haben bisher positive Rückmeldungen aus der Landwirtschaft“, lautet seine Antwort auf die Frage, wo er den gesellschaftlichen Gegenwind zum Volksbegehren vermutet.

Der Bayer Rupert Ebner von der Organisation Slow Food wirkt im Trachtenjanker alles andere als revolutionär gesinnt. Ihm ist die Freude über den Erfolg des bayerischen Volksbegehrens anzusehen. „Es war immerhin Winter und nicht die beste Zeit, um Unterschriften zu sammeln“, sagt er.

Aktivist Bayer rät zu Humor

Aus Ebners Sicht kann kaum noch etwas schieflaufen für das baden-württembergische Pendant zum bayerischen Volksbegehren. Er rät zu einer argumentativ starken, aber humorvollen Kampagne, die auf überzeugende Bilder setze. Das Thema Bienensterben sei in seinen von Wissenschaftlern diskutierten Auswirkungen für die Sicherheit der Nahrungskette zwar sehr ernst, meint er. „Niemand will aber erschreckt werden. Das ist nicht die beste Art der Mobilisierung“, meint Ebner.

Ein lauter, aber nicht zu schriller Frühling, so lässt sich sein Ratschlag für die Mitstreiter im Bienenschutz aus dem benachbarten Baden-Württemberg wohl am besten umschreiben.