Umweltminister Franz Untersteller schließt eine Gefährdung des Mineralwassers durch S21 aus.
Stuttgart - Umweltminister Franz Untersteller schließt eine Gefährdung des Mineralwassers durch das Grundwassermanagement beim Bau des Tiefbahnhofs aus. Die Bahn habe jedoch bislang nicht belegt, dass das Abpumpen von Grundwasser keine Schäden an Gebäuden und Vegetation verursache, so der Minister.
Wenn Franz Untersteller öffentlich auftritt, ist er gewöhnlich Botschafter der eigenen Überzeugung. Mit Nachdruck wirbt der grüne Umweltminister für die Energiewende, weg von Kernenergie und klimaschädlicher Kohlekraft hin zu sauberen erneuerbaren Energien.
Doch als Gast bei der fünften Volksversammlung auf dem Marktplatz wurde Untersteller schnell vom Dauerbrenner Stuttgart 21 eingeholt. "Der Tiefbahnhof verbraucht doppelt soviel Energie wie der bestehende Kopfbahnhof. Warum verhindern Sie ihn nicht?", wollte eine Bürgerin wissen. "Ich habe nach meinen Amtsantritt die Fachaufsicht über wasserrechtliche Genehmigungen an mich gezogen", verteidigte sich Untersteller.
Kritik aus dem Publikum
Das Umweltministerium ist damit für die Prüfung des Antrags der Bahn beim Eisenbahnbundesamt (Eba) zuständig, mehr als doppelt so viel Grundwasser als ursprünglich genehmigt beim Aushub der Baugrube im Schlossgarten abpumpen zu dürfen. Die Bonner Behörde hatte die Anfrage im Frühjahr ans städtische Umweltamt zur Stellungnahme übersandt. Die Sichtung der Unterlagen hat nun offenbar zu einem Ergebnis geführt: "Aus fachlicher Sicht ist keine Gefährdung der Stuttgarter Mineralquellen gegeben", sagte Untersteller.
Andererseits kann die Bahn offenbar andere Bedenken nicht zerstreuen. "Eine Gefährdung von Vegetation und Gebäuden kann nicht ausgeschlossen werden", sagte der Minister. Gegenteilige Nachweise sei die Bahn bislang schuldig geblieben. Untersteller betonte, dass die Entscheidung über die Ausweitung des Grundwassermanagements beim Eisenbahnbundesamt liege.
Wie berichtet, ruhen derzeit die Hauptarbeiten am Grundwassermanagement, nachdem der Mannheimer Verwaltungsgerichtshof nach einer Klage des Bundes für Umwelt- und Naturschutz vergangene Woche einen vorläufigen Baustopp verfügt hatte.
In Sachen Energiewende betonte Untersteller, alles dafür zu tun, den Anteil erneuerbarer Energien in der Stromproduktion bis 2020 auf einen Anteil von 35 Prozent zu steigern. Durch Änderungen auf regionaler und kommunaler Planungsebene soll vor allem der Anteil der Windenergie von derzeit 0,3 auf zehn Prozent wachsen.
Kritik aus dem Publikum, die Landesregierung forciere die Gründung von Stadtwerken nur unter Beteiligung des Energiekonzerns EnBW, widersprach Untersteller. "Für den Umbau der Energieversorgung brauche ich Stadtwerke, Bürgerschaft und große Energieunternehmen." Auch sei der Konzern, an dem das Land 46 Prozent hält, ein bedeutender Arbeitgeber. "Ich kann nicht einfach sagen: die 20000 EnBW-Arbeitsplätze interessieren mich nicht!"