In der Digitalisierung sieht der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Stuttgart, Hans Zeisl, eine große Herausforderung für Volks- und Raiffeisenbanken. Im Bild die Zentrale in Stuttgart. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Das Stuttgarter Institut will nach zahlreichen Fusionen Synergien heben. Mitarbeitern wird deshalb Altersteilzeit angeboten. Auch die Digitalisierung wird Stellen kosten. Volksbankchef Zeisl rät zur Weiterbildung.

Stuttgart - Die Volksbank Stuttgart hat im vergangenen Jahr nach eigener Einschätzung ihre Marktposition weiter gefestigt und sieht sich gut aufgestellt für die Zukunft. Eine große Herausforderung für alle Volks- und Raiffeisenbanken sieht der Vorstandsvorsitzende Hans Zeisl in der Digitalisierung. „Wir haben sehr viele Kunden, die nach wie vor in die Filiale gehen wollen, doch es werden weniger.“ Gleichzeitig sei 2017 die Zahl der Online-Aufträge weiter gestiegen auf 68 Millionen nach 63 Millionen im Jahr zuvor. Der Anteil belegloser Überweisungen habe sich von 82 auf 84 Prozent erhöht.

Im Zuge dieses Trends hat die größte Volksbank in Baden-Württemberg die Zahl ihrer mit Mitarbeitern besetzten Filialen von 76 auf 70 verringert. Im Gegenzug wurde die Zahl der Automaten-Standorte erhöht. Die Volksbank Stuttgart will auch künftig auf Filialen setzen, betont Zeisl beim Pressegespräch in Stuttgart. Nach heutigem Stand sei für das laufende Jahr keine weitere Schließung geplant. Zeisl will sich diesbezüglich jedoch nicht festlegen. Der Bedarf werde vierteljährlich überprüft. Die Digitalisierung wird auch dazu führen, dass weniger Servicemitarbeiter benötigt werden. „Wir brauchen Berater und dafür bieten wir Weiterbildungen an“, sagt Zeisl. Wer sich nicht weiterbilde und meine, mit der Ausbildung sei es getan, für den gebe es „ein böses Erwachen“ , prognostiziert Zeisl.

Der Stellenabbau geht weiter

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Mitarbeiter bei der Volksbank Stuttgart um 31 auf 1100 gesunken. Der Abbau werde weitergehen, aber nicht um jeden Preis, kündigte der Volksbank-Chef an: „Durch die Fusionen in den vergangenen Jahren haben wir zu viele Mitarbeiter.“ Im vergangenen Jahr habe die Bank Mitarbeitern des Jahrgangs 1957 und älter „attraktive Altersteilzeitangebote“ vorgelegt. „Von 108 haben 86 unterschrieben“, sagt Zeisl. Im übrigen versuche die Bank, die natürliche Fluktuation zu nutzen. Das heißt: Wenn ein Mitarbeiter altershalber ausscheidet, wird versucht, die Stelle nicht mehr von außen zu besetzen. Das Durchschnittsalter der Volksbank-Mitarbeiter liegt bei 40 Jahren.

Im vergangenen Jahr hat die Volksbank ihre Ziele „nahezu erreicht“, wie der Bankchef betont. Die Einlagen sind um zwei Prozent auf 5,3 Milliarden Euro gestiegen. Das sei beachtlich, so Zeisl, zumal man sich von Großanlegern durch entsprechende Gestaltung der Konditionen getrennt habe. Der Zuwachs resultiere rein aus Sparbeiträgen der mittelständischen Kundschaft. Auch mit der Entwicklung der Kredite sei die Bank sehr zufrieden, wenngleich man mit einem größeren Zuwachs als den 2,5 Prozent auf knapp vier Milliarden Euro geplant habe. Der Zuwachs zeige, dass die wirtschaftliche Entwicklung in der Region stabil und wachstumsorientiert sei.

Umzug in den Neckarpark

Sehr zufrieden äußert sich Zeisl zur Entwicklung des Zinsüberschusses, der wichtigsten Ertragsquelle der Volksbank, der sich um 2,4 Prozent auf 134,8 Millionen Euro erhöht hat. Angesichts des herrschenden Zinsumfeldes sei dies „kein so schlechtes Ergebnis“. Auch der Provisionsüberschuss habe sich erfreulich entwickelt. Er ist um 5,7 Prozent auf 37,8 Millionen Euro gestiegen. Haupttreiber seien der Absatz von Kapitalmarktfonds sowie der rege Aktienhandel der Kunden gewesen.

Für das vergangene Jahr weist die Volksbank mit 26,8 Millionen Euro einen deutlich gestiegenen Steueraufwand aus (plus 72 Prozent). Dies erklärt Zeisl vor allem mit Rückstellungen für Altersteilzeitregelungen. Unter dem Strich bleibt ein Jahresüberschuss von 21,6 Millionen Euro, ein Minus von 8,7 Prozent.

70 Millionen Euro investiert die Volksbank in Gebäude im Neckarpark, dem neuen Quartier auf dem ehemaligen Cannstatter Güterbahngelände. Bis Mitte 2019 will man dort 400 Mitarbeiter ohne Kundenkontakt zusammenführen, die bisher auf sechs Standorte verteilt sind. Auch der Vorstand werde dorthin umziehen. Möglicherweise wird bis dahin der Generationswechsel an der Spitze stattgefunden haben. Zeisls designierter Nachfolger, Stefan Zeidler, wird im Oktober 2018 zunächst als Stellvertreter zur Volksbank wechseln.