Am Bodensee ist die Vogelgrippe nachgewiesen worden. Foto: dpa

In Deutschland und anderen Ländern breitet sich die Vogelgrippe aus. Während in Baden-Württemberg Jäger und Förster die Seen und Flüsse nach toten Vögeln absuchen, sind sich Experten bei der Frage nach der Quelle des Erregers nicht einig.

Stuttgart - Die Zahl der Vögel in Europa, die mit dem hochansteckenden Erreger H5N8 angesteckt wurden, ist weiter gestiegen. Das baden-württembergische Agrarministerium wies am Freitag Förster und Jäger an, die Gewässer im ganzen Land nach toten Vögeln abzusuchen. Mit diesem „intensiven Monitoring“ will sich die Behörde einen generellen Überblick über die Lage verschaffen, wie eine Sprecherin sagte. Die Landkreise hätten zudem Mitarbeiter von Bauhöfen und Feuerwehren vor Ort mobilisiert. Aktuelle Zahlen zu ihren Funden sollten am Freitagnachmittag verkündet werden.

Erstmals war die H5N8-Variante der aktuellen Vogelgrippe-Epidemie in Deutschland am 8. November bei verendeten Wasservögeln in Schleswig-Holstein nachgewiesen worden. Auf welchem Weg - darüber herrschen im Ministerium und beim Naturschutzbund (Nabu) unterschiedliche Ansichten: In den zuständigen Behörden werde alles dafür getan, Nutzgeflügel vor einer Ansteckung durch Wildvögel zu schützen, ließ das Agrarministerium verlauten. Nabu forderte stattdessen, Wildvögel vor Ansteckungen durch die Geflügelwirtschaft zu schützen. So dürften etwa entsprechende Betriebe nicht mehr in Gebieten mit großen Vorkommen von Wasservögeln genehmigt werden.

So entstanden Vogelgrippe-Viren

„Die Vogelgrippe-Viren entstehen ursprünglich in kommerziellen Geflügelbetrieben, verbreiten sich mutmaßlich durch den Geflügelhandel und können anschließend auch Wildvögel befallen“, sagte der Nabu-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Eine umgekehrte Übertragung von Wildvögeln zurück auf Hausgeflügel sei dagegen noch nie zweifelsfrei nachgewiesen worden. Das Agrarministerium widersprach dieser Darstellung und berief sich in einer Mitteilung auf internationale Experten. Diese gingen von einer Ansteckung durch Wildvögel aus, hieß es.

Aus mindestens sieben europäischen Ländern wurden inzwischen H5N8-Nachweise bei Wildvögeln oder in Geflügelbeständen gemeldet, zuletzt auf einer Geflügelfarm an der Ostsee sowie bei einem Vorarlberger Betrieb am Bodensee. Neben Schleswig-Holstein sind in Deutschland bisher Baden-Württemberg, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern betroffen.

Der Erreger ist für Menschen ungefährlich, aber eine erhebliche Bedrohung für Hausgeflügel. Verläuft die Vogelgrippe - wie im aktuellen Fall - besonders schwer, sprechen Experten auch von Geflügelpest.