Bei Monika Eibel sind ihre Amsel und ihr Rabe sehr zutraulich, unbekannten Besuch mögen sie allerdings nicht. Foto: Wiebke Wetschera

Monika Eibel ist eine Vogelfreundin durch und durch. Sie kümmert sich täglich mit Leidenschaft um fünf Papageien, eine Amsel und einen Raben.

Fasanenhof - Als Monika Eibel im November vergangenen Jahres eine Amsel auf der verschneiten Wiese vor ihrem Balkon sitzen sah, wusste die 72-Jährige gleich, dass etwas nicht stimmte. Die Amsel hatte nur ein Bein, und ein Teil ihres Schwanzes war abgerissen. „Wahrscheinlich konnte sie sich gerade noch vor einer Katze retten.“ Seit diesem Tag ist die Amsel, die die Rentnerin auf den Namen Amseline getauft hat, ein fester Bestandteil von Eibels Leben. „Von Anfang an habe ich gesagt: Das ist meine Amseline.“

Die Liebe zu Vögelnbegann bei Eibel schon früh. Während ihrer Schulzeit hatte sie eine Freundin, bei der sie ein Amselnest beobachten konnte. „Das hat mich so angezogen, ich wollte immer wieder zu dem Nest.“ Zurzeit hält die Vogelfreundin fünf Papageien in ihrer Wohnung in dem Stuttgarter Stadtteil Fasanenhof. Die müssen sich die Aufmerksamkeit ihrer Besitzerin mit allerlei anderen Vögeln teilen. Denn Eibel kümmert sich auch um die frei lebenden Vögel.

Dafür hat sie ein Vogelhäuschen vor und eins hinter dem Haus aufgestellt. „Ich füttere das ganze Jahr über alle Singvögel.“ Ganz besonders hat es ihr ihre Amseline angetan, die eigentlich ein männliches Exemplar ihrer Gattung ist. „Sie ist bald wichtiger als meine Papageien.“

Amselbesuche haben Routine

Kurz vor Weihnachten, als Eibel die Amsel im Schnee entdeckt hatte, war zuvor einer ihrer Papageien gestorben. „Amseline war in dieser Zeit ein Trostpflaster für mich.“ Jeden Morgen und jeden Abend füttert Eibel die Amsel mit ungeschwefelten Rosinen. Normale Rosinen könnten Krankheiten auslösen, sagt sie. Mehrmals täglich fliegt Amseline zu ihr auf den Balkon. „Ich sitze hier morgens bei Wind und Wetter, und dann kommt sie mich besuchen.“

Mittlerweile hat sich die Amsel daran gewöhnt, wann sie ihre Rosinen bekommt. „Um 7 Uhr morgens stehe ich wegen der Amsel auf“, sagt Eibel. „Und wenn ich abends mal zu spät da bin, beschwert sie sich schon mit lautem Gezwitscher.“ Die 72-Jährige erkennt die Amsel inzwischen an ihrem Gezwitscher ebenso wie an ihrem Flug. Wenn Amseline sie auf ihrem Balkon besucht, spricht sie jedes Mal mit ihrer tierischen Freundin. „Ich versuche immer, mit den Tieren zu reden.“

Neuer Besucher ist ein Rabe

Seit etwa acht Wochen ist Amseline nicht mehr die einzige regelmäßige Besucherin auf dem Balkon. Ein Rabe, den Eibel auf den Namen Rabelino getauft hat, hat sich dazu gesellt. Ihn verwöhnt sie täglich mit Katzenfutter. Damit will sie die Amseljungen vor dem Raben beschützen. Denn Eibel beobachtete bereits, wie Rabelino das Junge einer Amsel zerhackte. „Er braucht das Fleisch, und wenn ich ihm Katzenfutter gebe, dann lässt er das vielleicht“, sagte Eibel. Zurzeit versucht sie zu erreichen, dass er sich zu ihr auf den Arm traut. „Ich bin ganz verliebt in den Raben.“ Wenn sie auf dem Balkon frühstückt, setzt Rabelino sich sogar auf den Tisch zu ihr und bedient sich fleißig. Als sie einmal kurz in der Wohnung verschwand, hatte er danach die ganze Butter verschlungen.

Ein Hobby, das Eibel mit ihren Papageien teilt, ist das Musizieren. Dabei kann einer ihrer Papageien besonders gut mitwirken: Wenn Eibel auf der Mundharmonika spielt, singt ihr Papagei Caruso „Tritratralala“.

Um die hungrigen Schnäbel von Rabelino, Amseline und ihren fünf Papageien zu stopfen, hat Eibel rund um die Uhr zu tun. Doch sie macht das mit Leidenschaft: „Die Tierfütterung ist wirklich mein ganzes Glück. Das gibt mir mehr als alles andere.“