Nicht erschrecken, die Waldfee ruft an Foto: Gottfried Stoppel

Sechs Kommunen im Schwäbischen Wald starten ein touristisches Pilotprojekt, bei dem Interessenten in der digitalen Welt abgeholt und zu realen Sehenswürdigkeiten gelotst werden sollen. Der rote Faden dabei trägt ein grünes Kleid.

Schwäbischer Wald - Das Handy klingelt, die Schwäbische Waldfee ist dran. Die Waldfee?! „Ich dacht‘, ich meld mich mal gleich“, sagt eine Frau mit leicht schwäbelndem Akzent und erzählt etwas von „Magie des Schwäbischen Waldes“, die es zu erhalten gelte, weil sonst dort Krawall und Remmidemmi herrschen würden. Und, ob ich bereit sei, etwas dazu beizutragen – zur Erhaltung, nicht dem Remmidemmi, versteht sich. Eine Minute später macht es Ping – eine SMS: „Die Magie des Schwäbischen Waldes lebt in seinen zauberhaften Orten: Öffne dich ihnen! LG, die Waldfee“

Zurück ins reale Leben

Von der virtuellen, digitalen Welt zurück in das reale Leben – oder besser: ins Erleben –, so skizziert Christoph Jäger das neue Projekt, das der Bürgermeister von Großerlach zusammen mit seinen Amtskollegen von Mainhardt, Oppenweiler, Spiegelberg, Sulzbach an der Murr und Wüstenrot jetzt eingeläutet hat. Jäger ist der Initiator, ihm schwebte, wie er sagt, schon länger eine Art digital unterstützte Schnitzeljagd à la Geocaching in seiner Gemeinde vor, um Menschen wieder raus in die Natur zu locken. Doch mangels eines Experten, der das halbwegs erschwinglich hätte umsetzen können, habe er die Idee wieder verworfen.

Bei einer Sitzung des Gemeindetags kam diese alte Idee dann wieder unerwartet neu auf. Das Leipziger Unternehmen Thadeus Roth, das sich selbst als Entwickler „transmedialer Erlebnisse“ bezeichnet und ein solches auch schon aus einer Tatort-Folge heraus für die ARD-Themenwoche „Zukunft der Arbeit“ entwickelt hat, präsentierte dort eine neue Möglichkeit der Tourismusförderung. Die Nutzer werden dabei per Smartphone durch eine fortlaufende Geschichte geführt – und über diese Geschichte und ihre Aufgaben interaktiv zu verschiedenen Stationen und Sehenswürdigkeiten gelotst.

Eine von insgesamt sechs Pilotregionen

Jäger nahm die Idee sofort mit nach Hause und überzeugte die Bürgermeister seiner Nachbarorte davon. Die sechs Kommunen sind nun gemeinsam eine von bundesweit sechs Regionen, in denen das neue smartphonebasierte touristische Angebot getestet wird.

Die besondere Herausforderung bei dem Projekt im Schwäbischen Wald sei der gemeindeübergreifende Ansatz gewesen, sagt Christoph Jäger. Spannende Stationen und Geschichten habe jede einzelne der Gemeinden zuhauf zu bieten, aber einen roten Faden zu entwickeln, über welchen diese miteinander verbunden werden können, war zunächst nicht so einfach.

„Dieser rote Faden trägt bei uns ein grünes Kleid“, sagt Jäger schmunzelnd: Die Schwäbische Waldfee fungiere in der Anwendung als sympathische Fremdenführerin, die mit Anrufen und Textnachrichten den Gast – oder Mitspieler – nicht nur durch die Geschichte, sondern zugleich mit Tipps auch durch die gesamte Region der sechs Gemeinden führe. Und das dank eines glücklichen Zufalls ganz ohne fremd oder unnatürlich zu wirken: Im Team des sächsischen Unternehmens Thadeus Roth fand sich eine Schauspielerin mit schwäbischen Wurzeln.

„Bitte nicht spoilern“, bremst der Bürgermeister

In der aktuellen Testversion kann man nun, von der Dame im heimeligen Timbre geleitet, 13 Stationen aufsuchen, dort Aufgaben lösen und dafür Fleißpunkte einsammeln. Um zu den Orten zu finden, ist eine Verlinkung der Stationen mit der Navigationsapp Google-Maps hinterlegt. Das Projekt ist so angelegt, dass es beliebig erweitert werden kann. Die Idee ist – eine erfolgreiche einjährige Projektphase vorausgesetzt – es für alle Kommunen im Schwäbischen Wald zu öffnen.

Und wieder klingelt das Handy. Die Waldfee erzählt, wo der Name der eigentlich so malerischen Seufzerquelle in Oppenweiler herrührt. Dann folgt eine SMS und die Dame will wissen...“ „Bitte nicht spoilern“, bremst der Großerlacher Bürgermeister Jäger, „das sollen die Leute bitte selbst herausfinden.“

Abenteuer Waldfee

Anmeldung
Um Teil des Spiels zu werden, meldet man sich auf der entsprechenden Internetseite mit Namen und Mobilfunknummer an und bestätigt über den erhaltenen Code seinen Login.

Prinzip Das Spiel ist nahezu selbsterklärend. Es bleibt dem Spieler überlassen, wann eine Station aktiviert wird. Auch kann eine aktivierte Station jederzeit abgebrochen werden.

Kosten Die Teilnahme ist kostenlos, je nach Mobilfunkvertrag können lediglich Verbindungskosten anfallen.

Datenschutz Der Anbieter verspricht, Daten nur anonymisiert zu verarbeiten und beim Abmelden des Accounts zu löschen.