Eines der Dialekt-Opfer von Dominik Kuhn ist die finstere Filmfigur Darth Vader. Foto: Archiv

Beim 4. Netzwerktag der Region Stuttgart geht es in der Fellbacher Schwabenlandhalle um virales Marketing.

Fellbach - Sie ist der Traum jedes Marketingleiters: Die sich wie ein Grippevirus selbst verbreitende Werbebotschaft. Einmal ins Internet gestellt, muss der Film, das Bild oder das Online-Spiel so attraktiv sein, dass die begeisterten Nutzer es an Freunde und Bekannte weiterleiten.

Ein Experte für das so genannte virale Marketing ist der Reutlinger Dominik Kuhn, alias Dodokay

Ein Experte für das so genannte virale Marketing ist der Reutlinger Dominik Kuhn, alias Dodokay. Sein kurzweiliger Vortrag dürfte kaum einen der rund 400 Besucher beim 4. Netzwerktag der Region Stuttgart unbeeindruckt gelassen haben. Nicht nur Darth Vader und Barack Obama haben auf Schwäbisch von der Leinwand in der Schwabenlandhalle herabgegrüßt, sondern eine ganze Reihe filmischer Beispiele gelungenen Viralmarketings sorgten im Hessesaal für Unterhaltung. Mit seiner Mischung aus schwäbisch vorgetragener Komik und hochdeutsch artikulierten wissenschaftlichen Hintergründen geht der 45-Jährige auch als Entertainer durch. Nicht ohne Grund füllte er – nach erfolgreichem Viralmarketing in eigener Sache – sogar die Porsche-Arena.

Allerdings funktioniert das neue Marketinginstrument nicht für jedes Produkt. Wer „Unschärfefilter für relationale SAP-Datenbanken“ verkaufen wolle, der hätte nach Ansicht von Dominik Kuhn damit wenig Erfolgsaussichten. Anders sieht es aus, wenn für einen Energiedrink geworben wird. Von einer idyllischen Landschaftsaufnahme eingelullt fielen einige Besucher fast von ihren Stühlen, als urplötzlich eine Monsterfratze brüllend auf der Leinwand auftauchte. Die passende Werbebotschaft lautete: So wach waren Sie noch nie.

Nur wenn das Video den sozialen Status des Versenders erhöht, wird die Botschaft verbreitet

Grundvoraussetzung für gelungenes Viralmarketing ist eine für besonders aktive Internetnutzer attraktiv und unterhaltsam verpackte Werbebotschaft. Nur wenn das Video den sozialen Status des Versenders erhöht, wird die Botschaft verbreitet. Zusätzlich muss der Film die Gefühlsebene im menschlichen Gehirn, also das limbische System, ansprechen. Schock, Sex, Humor oder Mystizismus sind dafür erfolgreiche Auslösemechanismen. Um hohe Zugriffszahlen zu erreichen, ist es sinnvoll, die Filme gezielt in Internetforen oder sozialen Netzwerken zu streuen.

Beachten Werbetreibende diese und einige andere Punkte, dann könnten enorme Verbreitungsraten erreicht werden. Ein Clip, bei dem der Filmstar und Kampfsportler Jean-Claude Van Damme unterlegt von sphärischer Musik zwischen zwei fahrenden Lastwagen einen Seitspagat ausführt, wurde 78 Millionen mal angesehen. Ob das schon etwas ältere Video, das zahlreiche Nachahmer fand, allerdings zu mehr verkauften Lastwagen führte, ist fraglich. Der Effekt liegt nach Erkenntnis von Dominik Kuhn eher in einer „unbewusst positiven Haltung der Marke gegenüber.“

Gelegenheit zum ganz realen Netzwerken gab es nach dem Vortrag in der Schwabenlandhalle auch noch

Gelegenheit zum ganz realen Netzwerken gab es nach dem Vortrag auch noch. Dazu präsentierten sich im Foyer 16 Unternehmervereine, unter ihnen der von dem Fellbacher Günther Hieber angeführte Bund der Selbständigen sowie DUN, das Unternehmernetzwerk in Fellbach, Waiblingen und Umgebung. „Netzwerke bilden die Basis für den unternehmerischen Erfolg“, sagte Walter Rogg, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart, in seinem Grußwort.