In Villingen-Schwenningen wird am Montag die erste Pegida-Demonstration in Baden-Württemberg stattfinden (Foto: Archivbild aus Köln). Foto: dpa

Villingen-Schwenningen muss sich auf die erste Demo eines Pegida-Ablegers im Südwesten einstellen. In mehreren Städten demonstrieren die Menschen aber vor allem gegen Rassismus und für Toleranz.

Stuttgart/Heidelberg - Nach den Terroranschlägen von Paris dauern im Südwesten die Proteste gegen Rassismus und die anti-islamische Pegida-Bewegung an. Erstmals gibt es womöglich aber auch eine Demo eines Pegida-Ablegers in Baden-Württemberg: In Villingen-Schwenningen im Schwarzwald sei eine solche Aktion für Montagabend angemeldet sowie zwei Gegendemonstrationen, teilte die Polizei mit. Bei Muslimen ist unterdessen die Sorge um ihre Sicherheit etwa in Moscheen groß.

In Stuttgart wollen am Montagabend mehrere hundert Bürger ein Zeichen gegen Rassismus und Islamfeindlichkeit setzen. Im Internet hieß es unter „Stopegida“: „Auf Stuttgarts Straßen ist für rassistische Hetze kein Platz.“ Die Stadt Stuttgart teilte mit, es sei mit rund 300 Demonstranten zu rechnen. Auch in Heidelberg ist am Abend unter dem Namen „Nogida“ eine Kundgebung gegen Islamfeindlichkeit und für Flüchtlinge geplant. Die Aktion soll es dort künftig jeden zweiten Montag geben.

Nach den Terroranschlägen in Paris waren bereits am Wochenende in einigen Städten Baden-Württembergs Menschen auf die Straße gegangen - aus Solidarität mit den ermordeten französischen Mitarbeitern der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“. Zudem wollten Anhänger der Pegida-Bewegung am Montagabend wieder bundesweit demonstrieren.

Abstrakte Terrorgefährdung gilt auch für Deutschland

Der Vorstandsvorsitzende der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Baden-Württemberg, Muhittin Soylu, sagte am Montag, es sei eine gewisse Unruhe bei Muslimen entstanden. „Besorgnis ist schon da.“ Moscheen riefen auch zu besonderer Wachsamkeit auf. Einige der Einrichtungen überlegten, ob sie Videokameras zur Überwachung installieren sollten, sagte Soylu. Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Baden-Württemberg plane in dieser Woche zudem eine Mahnwache, ein genauer Termin stehe aber noch nicht fest.

Terroranschläge wie in Paris lassen sich nach den Worten von Innenminister Reinhold Gall (SPD) auch mit schärferen Sicherheitsgesetzen nicht hundertprozentig verhindern. Da solle man den Menschen keinen Sand in die Augen streuen, sagte Gall der „Stuttgarter Zeitung“ (Montag). Es gehe um die richtige Balance zwischen Sicherheit und Freiheit.

Eine abstrakte Terrorgefährdung bestehe auch für Deutschland, erklärte Gall. Auch in Baden-Württemberg seien nach den Pariser Anschlägen Maßnahmen ergriffen worden. „Wir haben im grenznahen Bereich, ergänzend zu dem, was die Bundespolizei gemacht hat, die Kräfte verstärkt“, erklärte der Minister. Zudem hätten die Sicherheitsbehörden geschaut, wo sich die Menschen befänden, die als „Gefährder“ eingestuft worden seien. Moscheevereine seien darauf hingewiesen worden, verdächtige Wahrnehmungen zu melden.