Selfie auf Leinwand – ein Ansatz der Künstlerin Charlie Stein in der Ausstellung „GröKaZs“ Foto: Horst Rudel

Die neue Ausstellung „GröKaZs“ in der Villa Merkel in Esslingen zeigt Arbeiten der Absolventen des Weißenhof-Programms der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Allen geht es dabei um einen ironischen Blick auf den Umgang von Institutionen mit Künstlern.

Esslingen - Ein musikerzeugendes Hundeskelett, sexuell aufgeladene Skulpturen im Lichtspiel, digital bearbeitete Selfies als große Ölgemälde oder ein einfaches Video mit tiefsinnigem Hintergrund. Die Ausstellung „GröKaZs“ in der Esslinger Villa Merkel ist vollgepackt mit brandneuer Kunst. Dass die Galerie der Stadt für junge, aufstrebende Künstler ein Händchen hat, hat sie bereits mehrfach gezeigt. Die jetzige Schau bildet zum zweiten Mal den Abschluss für Absolventen des Weißenhof-Programms der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.

Die vier Absolventen Charlie Stein, Gala Adam, Lilith Becker und Márton Dés haben ein Jahr lang an dem sogenannten Meisterschüler-Programm teilgenommen – und sich in unterschiedlicher Weise künstlerisch mit dem Umgang von Kulturinstitutionen mit Künstlern auseinandergesetzt. Augenzwinkernd haben sie ihrer eigenen Abschluss-Schau das Akronym „GröKazs“ als Abkürzung für die „größten Künstlerinnen und Künstler aller Zeiten“ verpasst. „Auch wenn wir nur vier Künstler sind, die hier ausstellen, wollen wir mit dem Titel unter anderem auch darauf aufmerksam machen, dass es noch viele weitere große Künstler gibt, die nicht diese Möglichkeiten haben“, sagt Charlie Stein. „Alles ist ständig im Fluss, auch das, was als große Kunst bezeichnet wird. Manche Künstler, die dieses Prädikat tragen und in renommierten Museen hängen, will heute trotzdem keiner mehr sehen“, so der Leiter der Villa Merkel, Andreas Baur.

Allesamt verbindet die gezeigten Kunstwerke eine gewisse Ironie, die ihnen ihre Macher mitgegeben haben sowie vielerlei Interpretationsspielraum für die Betrachterinnen und Betrachter. Das wird vor allem bei Gala Adams Kunst deutlich, die ihren Arbeiten auch immer ein große Portion Humor mitgegeben hat.

Selfies im Stil der Salonmalerei

Die 31-jährige Charlie Stein prägt die Ausstellung etwa mit ihren großformatigen Ölgemälden von Selfies. Die Selbstporträts hat sie im ersten Schritt mit dem Kurznachrichten-Dienst Snapchat digital erstellt und bearbeitet. Entgegen dem üblichen Snapchat-Mechanismus, bei dem Videos und Aufnahmen nach kurzer Zeit wieder gelöscht werden, hält Stein die Bilder mit Öl auf der Leinwand fest. Sie malt sie im Stil der Salonmalerei des 19. Jahrhunderts und hat die Ergebnisse gerahmt an die Wände gehängt. Damit will sie nach der Sinnhaftigkeit dieses Kults fragen. In anderen Arbeiten geht es der Künstlerin um die Schwierigkeiten von weiblichen Künstlerinnen in der Kunstwelt.

Vorzeige-Absolventin im Kunstmuseum

Márton Dés hingegen verweist mit seinen Bildern und Installationen auf sein gesamtes Werk, das der Ungar im letzten Jahr hervorgebracht hat. Der einzige ausländische Absolvent hat zwei Monate lang das Bahnwärterhäuschen der Villa Merkel als Atelier genutzt und nun jedes einzelne Werk aus dieser Zeit in der Schau ausgestellt. Als Dank an die Esslinger Bürgerinnen und Bürger verschenkt Márton Dés auch einige seiner Bilder. Dankbar zeigt sich auch der Koordinator des Studiengangs, Stephan Rößler: „Wir sind sehr froh über die Kooperation mit der Villa Merkel. Im letzten Jahr wurde einer der Meisterschülerinnen, Ann-Kathrin Müller, hier entdeckt. Nun darf sie ihre Werke ein Jahr lang im Kunstmuseum Stuttgart präsentieren. Das ist ein Traum für uns, daran arbeiten wir auch mit dieser Abschlussschau weiter.“

„GröKaZs“: Die Ausstellung ist bis zum 26. November in der Villa Merkel zu sehen.

Di 11–20, Mi–So 11–18 Uhr.