Inge Behrendt-Mertens schließt am 26. Februar nach acht Jahren ihr Schreibwarengeschäft Villa in Bernhausen. Den Laden in Leinfelden behält sie. Foto: /Caroline Holowiecki

Das Schreibwarengeschäft Villa in Filderstadt-Bernhausen schließt. Seit der Eröffnung des Einkaufszentrums an der Karlstraße sei die Frequenz kontinuierlich gesunken, sagt die Inhaberin.

Bernhausen - Wer genau hinschaut, sieht die Veränderungen bereits. Das eine oder andere Regal ist schon recht leer. „Wir nehmen kontinuierlich Dinge mit“, sagt Inge Behrendt-Mertens, die Inhaberin des kleinen Geschäfts fürs Schreibwaren und Geschenkartikel namens Villa in Bernhausen. In Leinfelden führt sie einen zweiten Laden unter demselben Namen. Dorthin werden dieser Tage immer mehr Waren gebracht. Die Tage der Villa in Bernhausen sind gezählt. Am 26. Februar wird das Geschäft ein letztes Mal öffnen, danach wird diese Filiale für immer geschlossen. Nach acht Jahren am Standort.

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Für das Aus nennt Inge Behrendt-Mertens mehrere Gründe. Der entscheidende: die fehlende Kundenfrequenz. Die Konkurrenz der Internetshops sei gewaltig, und Corona habe den Trend zum Onlinehandel noch befeuert. Einen Mangel an Kundschaft hat die Inhaberin jedoch schon vor der Pandemie bemerkt. Sie spricht von einer schleichenden Entwicklung, die ihren Anfang mit der Errichtung des Einkaufszentrums an der Karlstraße genommen habe. „Die Zentren am Rand ziehen die Leute aus den Innenorten raus“, sagt sie. „Da sind auch Fehlentscheidungen getroffen worden“, findet sie. Die Innenstädte bluteten aus – hier und auch anderswo.

Beratung und Service als Pluspunkt

Von den Bürgerinnen und Bürgern würde sich Inge Behrendt-Mertens mehr Unterstützung und mehr Wertschätzung für die kleinen Läden wünschen. Immerhin machten sie die Innenstädte lebendig und böten eine Beratung und einen Service, die man im Internet oder im Discounter nicht finde, außerdem erfüllten sie auch einen sozialen Auftrag, etwa als Ansprechpartner für Ältere. „Das merken die Leute erst, wenn man weg ist“, sagt sie. Bis 2016 gab es sogar einen dritten Villa-Standort in Stetten. Dort habe sich das Geschäft ebenfalls irgendwann nicht mehr gelohnt. Kollegen in Bernhausen machten bereits ähnliche Erfahrungen. „Es geht schon in Richtung Niedergang“, resümiert sie.

Auch von der Verwaltung hätte sie sich mehr Zuspruch gewünscht, wie sie sagt, etwa in Form von Vor-Ort-Terminen. Zweimal sei sie in den vergangenen Jahren an die Stadt als Vermieterin herangetreten und habe um eine Mietminderung ersucht – zuletzt in der Pandemie, die ihr in beiden Schreibwarenläden Einbrüche von insgesamt etwa 50 Prozent beschert habe. Die Stadt habe indes auf Gleichbehandlungsgründe und auf staatliche Hilfen in der Pandemie verwiesen. Ob eine Mietminderung die schleichende Entwicklung grundsätzlich hätte aufhalten können, das weiß Inge Behrendt-Mertens selbst nicht, dennoch sagt sie: „Das hätte mich sicher motiviert, durchzuhalten.“

Den Laden mit Herzblut aufgebaut

Inge Behrendt-Mertens ist 68 Jahre alt, in ihrem Geschäft in Leinfelden an der Stuttgarter Straße will sie dennoch noch mal durchstarten und Kunden in gewohnter Weise etwa beim Füller- oder Schulranzen-Kauf beraten. „Dort wollen wir noch mal ein paar Jahre durchhalten“, sagt sie. Sie habe noch Lust und fühle sich im Einzelhandel sehr wohl. Ihrer Villa in Bernhausen trauert sie trotzdem bereits vor der Schließung nach. „Es tut natürlich weh“, sagt sie. Den Laden habe sie mit viel Herzblut aufgebaut.