Der Projektentwickler PDI hat keine Chance mehr, in die alten Fernsehstudios Wohnungen einzubauen. Auch die CDU wandte sich jetzt von ihm ab.
Im Poker um die Villa Berg und die alten Fernsehstudios im Park sind die Karten neu gemischt. Auch die CDU möchte dem Projektentwickler PDI nicht mehr erlauben, Wohnungen in die Studios einzubauen – und dabei will sie auch nach der Gemeinderatswahl bleiben.
Stuttgart - Die CDU-Gemeinderatsfraktion hat unerwartet Bewegung in den Machtpoker um das Kulturdenkmal Villa Berg und die ehemaligen SWR-Fernsehstudios im ebenfalls denkmalgeschützten Park der Villa Berg gebracht. Wenn OB Fritz Kuhn (Grüne) und der Chef des Projektentwicklers PDI heute zusammenkommen, hat das von Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) unterstützte Stadtoberhaupt daher plötzlich bessere Karten. Die Chancen für Parkerweiterung statt Wohnungsbau steigen.
Die CDU-Fraktion nämlich hat intern beraten und unterstützt jetzt doch den Kurs der Verwaltungsspitze, sowohl die Villa Berg wie auch die alten Studios zu erwerben, das ehemalige Wohnhaus des württembergischen Kronprinzen Karl zu restaurieren und das Studiogelände mittelfristig wieder in Park zu verwandeln. Am Mittwoch stellte Fraktionschef Alexander Kotz gegenüber unserer Zeitung klar, dass PDI als derzeitiger Eigentümer der Liegenschaften nicht weiter auf die CDU hoffen kann. Auch wenn bei der Gemeinderatswahl am 25. Mai im Rathaus wieder eine bürgerlich-konservative Mehrheit möglich werden sollte, wolle die CDU den Einbau von Wohnungen in die Studios nicht mehr unterstützen.
Er könne das Wahlergebnis zwar nicht vorhersehen und die künftige Fraktion nicht festlegen, sagte Kotz. Aber das Gros der neuen Riege werde vermutlich aus bisherigen CDU-Stadträten bestehen – und daher werde die Fraktion mit größter Wahrscheinlichkeit bei der Ablehnung der Wohnungspläne bleiben. Kotz: „Es gibt kein Hintertürchen.“ Damit habe die CDU die Rahmenbedingungen für das Gespräch zwischen Kuhn und PDI-Chef Mathias Düsterdick verändert. Letzteren habe man darüber informiert.
Den Positionswechsel der CDU begründet Kotz damit, dass für die Rettung der zusehends verfallenden Villa höchste Eile geboten sei. Die schnelle Lösung gelinge nur, wenn alle Fraktionen sich hinter sämtliche Bestandteile des Grundsatzbeschlusses im Gemeinderat im Mai 2013 stellen.
Dem Vernehmen nach hatte Kotz die Idee von Wohnungen in den Studiogebäuden zwar bis zuletzt gefallen, doch von den anderen habe sich in der Fraktionsrunde niemand dafür ausgesprochen. Im Gegenteil: Es wurden Stimmen laut, dass sich die CDU vor der Gemeinderatswahl nicht mit dem Investor solidarisieren und die Gegner des PDI-Vorhabens in der Bevölkerung nicht verärgern dürfe. Bürgermeister Föll, der vor Jahren selbst Chef der CDU-Fraktion gewesen war, habe mit Seelenmassage bei Parteifreunden nachgeholfen, heißt es. Kotz schwenkte ein.
„Wir sind dem Investor nicht verpflichtet und sind nicht seine Gehilfen“, sagte der Fraktionschef unserer Zeitung. Das gelte umso mehr, da Düsterdick nach dem Grundsatzbeschluss des Gemeinderats keinen Kontakt zur Stadt gesucht habe, ehe er Ende 2013 ohne Aussicht auf ein Baurecht und gegen den erklärten Willen des Gemeinderats den Immobilienkauf perfekt machte. Beim Insolvenzverwalter, der die Grundstücke seit dem Niedergang der Unternehmensgruppe Häussler zu vermarkten versuchte, verzichtete PDI auf ein Rücktrittsrecht.
Trotz der veränderten Ausgangslage erwartet niemand, dass nach dem Gespräch zwischen Kuhn und Düsterdick noch am selben Tag weißer Rauch aufsteigen wird – zumal der PDI-Chef Kuhn anbieten will, dass man Stillschweigen bewahre. Auch vor dem Gespräch hielt er sich am Mittwoch bedeckt. Wie viel PDI für die Liegenschaften bezahlte, wollte er nicht sagen. Wie Kompromisslösungen aussehen könnten, könne er nicht sage, erklärter er.
In Gemeinderatskreisen hofft man zumindest auf ein konstruktives Zwischenergebnis. Vielleicht sei das Resultat wenigstens, dass man gemeinsam die Übergabe der Liegenschaften von der PDI an die Stadt betreiben wolle und die Stadt dem Projektentwickler anderswo Gelände für Wohnungsbau anbieten möchte. Das könne am Rand des Parks sein, wo das städtische Gartenamt einen Teil seines Betriebshofs für Wohnungsbau frei machen soll. Wenn die dort möglichen 40 bis 70 Wohnungen PDI nicht reichten, könne die Stadt aber auch andere Grundstücke anbieten.
Die Grundstücksgegenwerte müssten bei so einem Handel gegeneinander aufgerechnet werden. Die Rechnung steht und fällt damit, in welchem Umfang PDI von der Stadt einen Ausgleich für bisherige Planungskosten und eine Zusatzrendite fordert.