Großstadt-Gewusel, Schnorcheln an Stränden, Hiken im Hochland: Vietnam bietet für jeden etwas.

Gewusel in der Großstadt, Schnorcheln an Stränden, Hiken im Hochland: Vietnam bietet für jeden Reisetyp etwas.

Familienurlaub in Vietnam: Kann das gutgehen? Da wir und unsere Tochter (13) mit Rucksäcken unterwegs waren, war das Limit von sechs Kilogramm Gepäck pro Person die erste Herausforderung. Diese wurde gemeistert, und so kamen wir nach zehnstündigem Flug in Hanoi an. Die Stadt begrüßte uns mit über 40Grad im Schatten und einer Luftfeuchtigkeit jenseits der 90-Prozent-Marke.

Bei unserer ersten Exkursion durch das Gewusel der Straßen stehen wir vor einem scheinbar unlösbaren Problem: Wie kommen wir auf die andere Straßenseite? Ein unablässiger Strom von Mopeds macht dies schier unmöglich. Ampeln oder Zebrastreifen gibt es nicht. Wie es geht? Einfach nebeneinander losgehen. Der Strom teilt sich, und die Mopeds fahren ungerührt weiter.

Nachdem wir einige Tage in der Hektik der Stadt verbrachten, fahren wir drei Tage in die Bai-Tu-Long-Bucht im Nordosten des Landes. Diese ist touristisch weitaus weniger besucht als die 50 Kilometer südlicher liegende Halong-Bucht, die durch den James-Bond-Film "Der Morgen stirbt nie" bekannt wurde. Schon die dreistündige Bootsfahrt zu der Insel Quan Lan, vorbei an den Kindern des Drachens, wie die bewaldeten Felskegel genannt werden, ist ein grandioses Erlebnis.

Wieder zurück in Hanoi fahren wir mit dem Nachtzug in den Nordwesten, unweit der chinesischen Grenze nach Sapa. Eine dreitägige Wanderung im Gebiet der Black Monk dort entpuppt sich als körperliche Grenzerfahrung. Das Gebiet liegt etwa 1800 Meter hoch, ist äußerst hügelig und diente im vorigen Jahrhundert französischen Besatzern als Sommerfrische. Wir müssen Übernachtungsgepäck und Wasser für jeweils einen Tag mitnehmen. Nach dreistündigem Aufstieg gibt es im Dorf unserer Führerin eine Rast mit frischem Obst. Und nach einem weiteren kräftezehrenden Marsch erreichen wir einen Homestay. Dort wartet das verdiente Abendessen. Es wird über einer Feuerstelle auf dem Boden der Hütte zubereitet. Höhepunkt des Abends ist kaltes Saigon, das einheimische, sehr schmackhafte Bier. Zwei weitere Tage wandern wir durch malerische Landschaften, vorbei an entlegenen Siedlungen, endlosen Reisterrassen und reißenden Flüssen. Weiter geht es südwärts. Über Ninh Binh, Hue und Da Nang erreichen wir Hoi An. In dieser Stadt gibt es kein Kleidungsstück, das nicht über Nacht angefertigt wird; ein Paradies für unsere Tochter. Durch Zufall entdecken wir das Laugh Café.

Es wird betrieben durch MAD Indochina, eine private Organisation, die sich benachteiligter Kinder und Jugendlicher in Vietnam und Kambodscha annimmt. Hier gab es den besten Eiscafé von Vietnam und äußerst leckeres Essen. Sofort buchen wir einen Kochkurs, der von einem 16-jährigen Jungkoch durchgeführt wird. Wir bereiten Frühlingsrollen, dünsten Scampi im Bananenblatt und frittieren knusprige Wantangs mit Tomaten. Dazu gibt es wie immer Klebereis. Diesen kann man erstklassig mit Stäbchen essen. Und wir probieren auch ein wohlschmeckendes Reisbier. Mit neuen Kochideen für zu Hause, neuen Kleidungsstücken und voller Tatendrang geht es über Saigon zu einer Dreitagetour ins Mekong-Delta – eine faszinierende Flusslandschaft. Das Delta selbst hat mit ungefähr 40000 Quadratkilometern etwa die doppelte Größe von Rheinland-Pfalz.

Mit einem kleinen Boot besuchen wir Fischfarmen, Obstinseln, versteckte Siedlungen und vor allem die Floating Markets. Zur Orientierung haben die Boote eine Art Antenne, an der die Waren hängen, die sie anbieten. Es wirkt wie ein einziges Chaos, ohne Bootsführer wären wir sicher hilflos und orientierungslos. Die letzten drei Tage sind wir reif für die Insel Phu Quoc im Golf von Thailand, die wir mit dem Moped auf eigene Faust erkunden. Noch gibt es hier wenige Touristen, verschlafene Fischerorte und einsame Strände laden zum Schnorcheln ein. Den letzten Tag verbringen wir in Saigon, das sehr westlich auf uns wirkt. Das Fazit der Reise formuliert unsere Tochter: "Ich würde die Fahrt gerade noch mal machen."

Leserreise durch Vietnam

Der Leser
Peter Riedel, 54, wohnt in Winnweiler und arbeitet im öffentlichen Dienst.

Die Reise
Die Reisezeit waren vier Wochen im Juli. Es besteht eine Visumspflicht, die Visa müssen unbedingt in Deutschland beantragt werden. Vietnam ist nach Auskunft des Auswärtigen Amts ein sicheres

Reiseland.
Für ein Hotelzimmer mit Klimaanlage und Bad muss mit 20 bis 30 Euro gerechnet werden. Wenn man im Land unterwegs ist, bietet sich ein Sinhcafe Open-Tour-Bus an, der praktisch von jedem Ort zu jedem Ort kurzfristig zu buchen ist. Individuelle und Kleingruppentouren können gebucht werden bei Ethnic Travel, www.ethnictravel.com.vn, oder bei Sinhbalo Adventure Travels, www.sinhbalo.com