Darts-Profi Gabriel Clemens spielt eine überragende WM. Foto: dpa/Steven Paston

Vor der WM hatten wenige Experten Darts-Profi Gabriel Clemens viel zugetraut. Nun steht er im Viertelfinale. Was macht den Saarländer vor dem Duell mit Muskelprotz Gerwyn Price so stark?

Das Darts-Fieber in Deutschland wurde in den vergangenen Jahren immer größer. Bei der diesjährigen Weltmeisterschaft in London ist ein neuer Höhepunkt erreicht. Der Grund: Gabriel Clemens. Der Saarländer steht überraschend als erster Deutscher im Viertelfinale der WM.

Vor dem mit Spannung erwarteten Spiel gegen Primus Gerwyn Price an Neujahr (20.30 Uhr/Sport1 und DAZN) sagte der 39-Jährige: „Das ist ein schönes Erlebnis. Ich hoffe, dass es nicht das erste und letzte Mal ist.“ Er fühle sich super und sei topfit, fügte der „German Giant“ an. Die Außenseiterrolle gegen den Waliser Price ist ihm bewusst, trotzdem sieht er das Match zur deutschen TV-Primetime als ein 50:50-Duell. Was hat die deutsche Nummer eins in den vergangenen zwei Wochen in London so stark gemacht?

Kaum Schwächephasen

Leistungsniveau: Im Vergleich zur vergangenen WM, als Clemens zweimal unter 90 Punkte im Durchschnitt spielte, hat sich der gelernte Maschinenschlosser deutlich gesteigert. Seine sogenannten Averages bei diesem Turnier: Erst 95,64 Zähler, dann 97,55 und im Achtelfinale 93,96. Das sind ordentliche Werte. Clemens wirkt stabil und leistet sich kaum längere Schwächephasen. Zwei seiner drei Siege waren sehr souverän.

Nervenstärke: Und der dritte war so knapp und packend wie möglich. Das 4:3 gegen den starken Waliser Jim Williams lieferte den Beweis, mit welch guten Nerven Clemens bei der laufenden WM unterwegs ist. Williams vergab sogar einen Matchdart - und bekam danach nicht mehr allzu viele Chancen, weil Clemens in der heißen Phase aufdrehte. „Bei der WM funktioniert das gut mit den Decidern, ich habe viele Sets mit 3:2-Legs gewonnen“, beschrieb der Deutsche seine neue Stärke.

Deutsches Tollhaus

Deutsches Publikum: Wenn Clemens zu „Wonderwall“ von Oasis in den Alexandra Palace läuft, sind die Fans in der Regel klar auf seiner Seite. Vor allem nach Weihnachten waren zahlreiche deutsche Anhänger in London präsent. Mit Songs wie „Oh wie ist das schön“ und „Ohne Deutschland wär’ hier gar nix los“ beschallten sie den „Ally Pally“ - und befeuerten den sportlichen Erfolg von „Gaga“.

Losglück: Im Gegensatz zu den Viertelfinalisten Stephen Bunting (Siege über Dave Chisnall und Luke Humphries) und Chris Dobey (Siege über die Ex-Weltmeister Gary Anderson und Rob Cross) hatte Clemens eine günstige Auslosung. Ex-Europameister James Wade flog vor dem direkten Duell raus, das galt auch für den starken Niederländer Danny Noppert. William O’Connor aus Irland, der Waliser Williams sowie Schottlands Alan Soutar sind zwar etablierte Profis auf der Tour, stehen aber nicht unter den besten 32 der Rangliste. Das Viertelfinale ohne einen Sieg über einen Gesetzten zu erreichen, ist ein glücklicher Umstand.