Die Stiko will offenbar die vierte Corona-Impfung nun für alle Menschen ab 60 empfehlen (Symbolbild). Foto: dpa/Paul Zinken

Die Stiko hat bislang mit der Ausweitung ihrer Impfempfehlung für den zweiten Corona-Booster gezögert – das soll sich jetzt offenbar ändern. Was steht in der Beschlussempfehlung?

Will die Ständige Impfkommission (Stiko) die vierte Corona-Impfung nun auch allen Menschen zwischen 60 und 69 Jahren empfehlen? Einer Beschlussempfehlung zufolge, die der Nachrichtenagentur AFP am Montagabend vorlag, soll es diese Empfehlung geben, sofern die erste Auffrischungsimpfung oder die letzte Corona-Infektion mindestens sechs Monate zurückliegt.

Nur in „begründeten Einzelfällen“ könne der Abstand auf vier Monate reduziert werden, steht in dem Papier zur Aktualisierung der Covid-19-Impfempfehlung, über das zuvor die „Bild“-Zeitung berichtet hatte. Zu einer vierten Impfung ab 60 raten derzeit bereits die EU-Behörden, die Stiko empfahl sie bislang nur für Menschen ab 70 Jahren, Menschen in Pflegeeinrichtungen, Menschen mit Immunschwäche und erhöhtem Risiko für schwere Covid-19-Verläufe ab fünf Jahren sowie für Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen .

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schrieb via Twitter: „Dank an die #Stiko dass jetzt die Empfehlung 4. Impfung für die Ü60 Gruppe kommt.“ Dies sei ein „wichtiger Schritt“ in die richtige Richtung.

Die EU-Behörden ECDC und EMA hatten die Mitgliedsstaaten zuvor bereits aufgerufen, zweite Booster ab 60 Jahren anzubieten. Auch Lauterbach hatte einen zweiten Booster für breitere Bevölkerungsgruppen schon wiederholt ins Gespräch gebracht. Menschen über 60 sollten nicht auf den angepassten Omikron-Impfstoff warten, betonte er in seinem Tweet. „Jetzt ist das Risiko schon da. Vorhandene Impfstoffe schützen vor schwerem Verlauf“, so Lauterbach.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte zu den neuen Stiko-Impfempfehlungen laut Mitteilung, wenn sie wie berichtet kämen, sei das „eine gute Nachricht“. Auch Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, begrüßte gegenüber der Düsseldorfer Rheinischen Post (Dienstag) die Pläne zur Ausweitung der Empfehlung. Er leitete daraus auch eine klare Aussage für Menschen unter 60 Jahren ab, „nämlich dass immungesunde Menschen, die jünger als 60 sind, von einem zweiten Booster nicht profitieren, und dieser deshalb auch nicht pauschal empfohlen wird“.

Merz gegen allgemeine Maskenpflicht im öffentlichen Raum

Stiko-Chef Mertens hatte die längere Zurückhaltung bezüglich einer Ausweitung der Empfehlung für den zweiten Booster zuletzt damit begründet, bislang keine Daten zu kennen, die eine generelle zweite Auffrischimpfung für alle Erwachsenen rechtfertigten.

Mit Blick auf Corona-Bestimmungen für den Herbst sagte CDU-Chef Merz unterdessen der dpa: „Eine allgemeine Maskenpflicht im öffentlichen Raum? Nein. Mit welcher Begründung denn?“ Lauterbach hatte deutlich gemacht, dass er mit einer flächendeckenden Maskenpflicht ab Oktober rechnet. Merz betonte, er sei gegen eine solche Pflicht „einfach so auf Verdacht, denn Grundrechtseingriffe müssen sorgfältig begründet werden“. Wenn es aber bestimmte gefährdete Räume gebe - Krankenhäuser, Altenheime, Pflegeeinrichtungen, um Bewohner und dort arbeitende Menschen zu schützen - laute seine Antwort Ja zur Maskenpflicht.

FDP-Fraktionschef irritiert über Merz’ Äußerungen

FDP-Fraktionschef Christian Dürr äußerte sich irritiert über Merz’ Äußerungen. „Der Bund wird von sich aus keine flächendeckende Maskenpflicht in Deutschland einführen. Eine Maskenpflicht in Innenräumen liegt in den Händen der Länder“, sagte er der dpa. Es seien Unions-Ministerpräsidenten gewesen, die zahlreiche Instrumente für den Herbst wollten. „Wenn Herr Merz die Maskenpflicht ablehnt, ist davon auszugehen, dass die unionsgeführten Bundesländer sie auch nicht einführen werden.“ Das hielte er auch für richtig, da nach heutigem Stand eine Maskenpflicht in Innenräumen nicht nötig sei. Deswegen sollten die Länder sie auch nicht pauschal anordnen.

Grünen-Fraktionsvize Maria Klein-Schmeink sagte der dpa, mit den geplanten Änderungen des Infektionsschutzgesetzes erhielten die Länder die Möglichkeit, lageangepasst Maßnahmen anzuordnen. „Friedrich Merz stellt mit seiner populistischen Absage an solche Regelungen jedwede wirksame Vorsorge für den Herbst in Frage. Wir brauchen jetzt für die Bewältigung der vielfältigen Krisen im Herbst gesellschaftlichen Zusammenhalt und nicht solchen Populismus.“