Stefan Kraft bejubelt seinen Sieg in der Vierschanzentournee. Foto: dpa

Ein dritter Platz in finalen Springen reicht dem Österreicher Stefan Kraft für den Gesamtsieg in der Vierschanzentournee. Richard Freitag wird sechster. Überschattet wird der letzte Wettkampf vom Sturz des Schweizers Simon Ammann.

Bischofshofen - Als Tournee-König Stefan Kraft in seinem "Wohnzimmer" auf den Schultern der Teamkollegen den größten Triumph seiner Karriere genoss, standen die deutschen Ski-Adler einmal mehr im Schatten.

Mit dem dritten Platz beim Finale auf seiner Heimschanze in Bischofshofen verwies der 21 Jahre alte Österreicher in der Gesamtwertung seinen Landsmann Michael Hayböck, der für seinen ersten Weltcupsieg wie sein Zimmerkollege von 20 000 Fans frenetisch bejubelt wurde, auf Rang zwei. "Das ist einfach genial", sagte Kraft.

Die DSV-Springer konnten bei der großartigen Flugshow der Austria-Adler nicht mithalten. Die erhoffte Attacke von Richard Freitag auf den ersten deutschen Podestplatz im Gesamtklassement seit Michael Neumayer, der vor sieben Jahren Dritter wurde, verpuffte frühzeitig. Der Sachse wurde Sechster und beendete die Tournee mit 1056,8 Punkten als bester DSV-Adler ebenfalls auf Rang sechs. Den erhofften dritten Platz behauptete der Slowene Peter Prevc. "Wir haben leider nur einmal gezeigt, was wir drauf haben. Das war insgesamt zu wenig", sagte Freitag.

Schon im ersten Durchgang ließ der Innsbruck-Sieger mit 129,5 Metern zu viel liegen. "Der Sprung war nicht ganz so gut", räumte der 23-Jährige ein. Im Finale steigerte sich Freitag auf 133,5 Meter und schob sich noch an Severin Freund vorbei. Der Skiflug-Weltmeister wurde sowohl im Tages- als auch im Gesamtklassement Achter. "Ich hatte mir bei der Tournee mehr vorgenommen. Aber unser Jahr wird sicher noch kommen", sagte Freund.

Ammann nach Sturz in stabiler Verfassung

Überschattet wurde das Grande Finale von einem Sturz des viermaligen Olympiasiegers Simon Ammann. Der Schweizer knallte nach der Landung bei 136 Meter mit dem Kopf auf den eisigen Hang und blieb zunächst regungslos im Auslauf liegen. Der Altmeister war wenig später aber wieder bei Bewusstsein und in einer stabilen Verfassung.

Bayern-Fan Kraft, für den Mama Margot, Vater Rene und Freundin Marisa an der Paul-Außerleitner-Schanze die Daumen drückten, zeigte im Finaldurchgang erstmals Nerven. Sein komfortabler Vorsprung von 23,1 Punkten schmolz am Ende auf sechs Zähler zusammen, weil Zimmerkumpel Hayböck mit 137,5 und 136,5 Metern einen Sahnetag erwischte. "Beim Tournee-Finale meinen ersten Weltcupsieg zu feiern, ist ein Traum", sagte der Weltcup-Spitzenreiter.

Für die Weitenjäger aus Österreich war es der siebte Triumph in Serie und der insgesamt 16. in der 62-jährigen Tournee-Geschichte. Damit zogen die Austria-Adler mit Finnland und den deutschen Springern gleich. "Wir konnten mit den beiden Österreichern nicht mithalten", befand Bundestrainer Werner Schuster. "Für uns war das eine schwierige Tournee, aber wir haben uns nach dem verkorksten Auftakt zurückgekämpft", stellte er fest.

Routinier Neumayer verabschiedete sich mit Rang zwölf von der Tournee. Auch Marinus Kraus als 20. und Stephan Leyhe auf Platz 26 sammelten Weltcup-Punkte. "Ich war viermal im Finale. Das überrascht mich selbst ein bisschen. Die Tournee war der Hammer", sagte der Debütant vom SC Willingen. In der Endabrechnung reichte es für ihn hinter Kraus (12.) und Neumayer (13.) zum 14. Platz.

Die Chancen auf den erhofften ersten Triumph seit Sven Hannawald vor 13 Jahren hatten die deutschen Springer bereits zum Auftakt in Oberstdorf verspielt. "Man kann das Rad der Zeit nicht zurückdrehen. Wir mussten knallhart erfahren, dass sie noch nicht so weit sind, dem Druck standzuhalten. Wir müssen daraus lernen für die Zukunft, um im nächsten Jahr besser zu starten", bilanzierte Bundestrainer Werner Schuster.

Immerhin beendete Freitag mit seinem Tageserfolg in Innsbruck den zwölf Jahre andauernden Siegfluch. "Es war schwierig, hinterherzulaufen und wieder nach vorne zu kommen. Wir können stolz sein, dass wir das Ding gedreht haben", lobte Schuster. "Dieser Sieg gibt einen enormen Motivationsschub, auf diesem Weg zu bleiben. Wir sind erst im ersten Saisondrittel."