Der Krieg in Syrien zieht Zerstörung mit sich. Foto: AFP

Syrische und russische Militärs schießen aus allen Rohren auf die Rebellen in dem Bürgerkriegsland. Aktivisten berichten von vielen getöteten Zivilisten. Mediziner sind entsetzt.

Beirut - Bei Luftangriffen und Artilleriebeschuss syrischer Regierungstruppen sind in der Stadt Aleppo mindestens elf Menschen getötet worden. Örtliche Aktivisten zählten seit Mittwochmorgen mindestens 50 Luftangriffe und Artillerieeinsätze. Bei einem Luftangriff in der Provinz Aleppo wurden nach Angaben der Opposition mindestens 18 Menschen getötet. Von der Türkei unterstützte syrische Rebellen stehen offenbar kurz vor der Einnahme des von der Terrormiliz Islamischer Staat gehaltenen Ortes Al-Bab.

Syrische Truppen und ihre Verbündeten beschossen im Zuge ihrer neuen Großoffensive in Aleppo den zweiten Tag in Folge Viertel der Rebellen im Osten der umkämpften Stadt. Die Syrische Zivilverteidigung meldete, im Viertel Sukkari seien seit Mitternacht elf Zivilisten getötet worden, unter ihnen ein Sanitäter. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, seit Beginn der heftigen Bombardements am Dienstag seien 32 Zivilisten ums Leben gekommen.

Schreckliche Angriffe

Überlebende berichteten von schrecklichen Angriffen. Videos zeigten Rettungskräfte, die Verschüttete aus den Trümmern zerbombter Gebäude zogen. Die Unabhängige Ärztevereinigung, die in Syrien mehrere Einrichtungen unterstützt, berichtete, unter anderem seien ein Kinderkrankenhaus und eine Blutbank betroffen worden. Er sitze mit Mitarbeitern und Patienten in einem Keller und warte auf das Ende der Luftangriffe, sagte ein Mediziner, der sich als Dr. Hatem bezeichnete.

Adham Sahlul von der Syrisch-Amerikanischen Medizingesellschaft sagte, die Regierung nehme offenbar bewusst die medizinische Infrastruktur in Aleppo ins Visier. Im Osten der Stadt gebe es nur noch fünf funktionstüchtige Traumazentren. Die Medizingesellschaft unterstützt mehrere Hospitäler in von Rebellen kontrollierten Gebieten Syriens.

Luftangriffe wieder aufgenommen

Russland, der Verbündete von Syriens Präsident Baschar al-Assad, hatte in den vergangenen drei Wochen seine Luftangriffe eingestellt, um Zivilisten und Rebellen die Möglichkeit zu geben, die Stadt zu verlassen. Diese nahmen das Angebot aber nicht an. In den von Rebellen gehaltenen Vierteln im Osten Aleppos sind geschätzte 275 000 Menschen eingeschlossen. Regierungstruppen belagern diese Stadtteile und haben ihren Ring seit August gestärkt. Am Dienstag wurden die Luftangriffe wieder aufgenommen - nicht nur in Aleppo, sondern auch in den Provinzen Idlib und Homs.

Auch außerhalb der Stadt gab es Luftangriffe. Aktivisten meldeten, im Dorf Batbo seien dabei 18 Menschen getötet worden. Die Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete über 19 Tote, unter ihnen sieben Frauen und drei Kinder. Ibrahim al-Hadsch von der Syrischen Zivilverteidigung sprach von 22 Toten.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte, syrische Rebellen befänden sich zwei Kilometer vor der strategisch wichtigen Stadt Al-Bab in der Provinz Aleppo. Die Extremisten leisteten Widerstand, der aber bald gebrochen werden könnte. Die von den USA unterstützten syrisch-kurdischen Kämpfer würden zudem in Kürze die vom IS zurückeroberte Stadt Manbidsch verlassen. Damit kämen sie einem Versprechen nach, das die USA der Türkei gegeben hätten. Ankara betrachtet die syrisch-kurdischen Verbände wegen ihrer Beziehungen zu der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in der Türkei als Terroristen.