Die Staatsanwaltschaft in Mailand hatte vor einigen Tagen Ermittlungen zu mehreren Heimen aufgenommen. Foto: dpa/Claudio Furlan

Ermittler haben in Mailand wegen auffallend vieler Corona-Opfer in Altenheimen mehrere Einrichtungen durchsucht. Bei den Razzien seien Dokumente und E-Mails beschlagnahmt worden sein. Zeitungen sprachen von mehr als 100 „unklaren“ Todesfällen.

Rom - Wegen auffallend vieler Corona-Opfer in Altenheimen haben Ermittler in Mailand mehrere Einrichtungen durchsucht. Bei den Razzien vom Dienstag seien Dokumente und E-Mails beschlagnahmt worden, schrieb die Nachrichtenagentur Ansa. Dabei habe es sich etwa um Unterlagen zu Virus-Abstrichen und die Nutzung von Mundschutz gehandelt. Zudem seien Schriftwechsel mit den Behörden der Lombardei über den Umgang mit Heimbewohnern und Patienten sichergestellt worden. Es geht um Vorwürfe der schuldhaften Ausbreitung der Epidemie und um Totschlag.

Die Staatsanwaltschaft in Mailand hatte vor einigen Tagen Ermittlungen zu mehreren Heimen aufgenommen. Es hatte Anzeigen und Hinweise von Familienangehörigen und Mitarbeitern gegeben, wie Medien schrieben. Eine besonders große Seniorenanlage, in der am Dienstag Durchsuchungen liefen, ist das „Pio Albergo Trivulzio“. Zeitungen sprachen von mehr als 100 „unklaren“ Todesfällen. Die Heimleitung habe die Vorwürfe zurückgewiesen und erklärt, man habe sich an die Vorgaben der Behörden gehalten, berichtete Ansa.

Totenzahl übersteigt inzwischen 20 000

In Italien war Kritik am Umgang verschiedener Krankenhäuser und Heime mit der Krise laut geworden. Der Vizepräsident der Region Lombardei, Fabrizio Sala, hatte erklärt, es sei eine Kommission zur Aufklärung eingerichtet worden. Staatsanwälte ermitteln zudem laut Ansa gegen Unbekannt in einer Klinik in Alzano Lombardo bei Bergamo.

In der Lombardei sind besonders viele Menschen im Zusammenhang mit Sars-Cov-2 gestorben. In ganz Italien übersteigt die Totenzahl inzwischen 20 000.

Die Fünf-Sterne-Bewegung, die in Rom mit in der Regierung sitzt, hatte auch eine Entscheidung der Region kritisiert, die Krankenhäuser zu entlasten, indem Covid-19-Patienten in Alterseinrichtungen geschickt worden seien.