Peter Zeidler kennt als Trainer von Zweitligist FC Sochaux den französischen Fußball sehr gut. Foto: dpa

Als Trainer von Zweitligist FC Sochaux kennt sich Peter Zeidler im französischen Fußball bestens aus. Vor dem Duell des DFB-Teams mit dem Vize-Europameister verrät er, was die Équipe tricolore so stark macht.

Stuttgart/Sochaux - Er begann als Jugendtrainer beim VfB Stuttgart, nach zahlreichen nationalen und internationalen Stationen ist Peter Zeidler nun in Frankreich beim Zweitligisten FC Sochaux tätig – und freut sich riesig auf das Länderspiel der DFB-Elf an diesem Dienstag (20.45 Uhr/ARD) gegen die Équipe tricolore.

Herr Zeidler, als Trainer des Zweitligisten FC Sochaux kennen Sie die Stimmung rund um den französischen Fußball bestens. Wie groß ist die Vorfreude auf das Duell mit dem Weltmeister?
Sehr groß, die Partie spielt seit Tagen in allen Medien eine große Rolle. Das Spiel wird als sehr wichtig erachtet.
Dabei ist es nur ein Freundschaftsspiel.
Ja, aber der Respekt vor dem deutschen Fußball ist in Frankreich sehr groß – die Sympathie für ihn mittlerweile aber übrigens auch. Nach den Qualifikationsspielen gegen eher kleinere Teams freut man sich auf den Vergleich mit einem richtig guten Gegner. Für die meisten Franzosen ist das DFB-Team gemeinsam mit Brasilien und Spanien Topfavorit auf den Titel 2018.
Die Grande Nation rechnet sich aber auch Chancen aus, oder?
Bixente Lizarazu, der frühere Bayern-Profi, ist heute der wichtigste TV-Experte im französischen Fernsehen. Und er hat die Rolle der Nationalmannschaft recht treffen beschrieben: Direkt hinter den drei genannten Topteams sieht er derzeit seine Franzosen.
Sehen das die Fans ebenso?
Die Ereignisse von 2010, als die Nationalspieler bei der WM in Südafrika das Training boykottiert haben, haben lange nachgewirkt. Mittlerweile hat sich die Stimmung aber verändert, es gibt neue Stars wie Antoine Griezmann oder viele aufregende, richtig starke Talente wie Ousmane Dembélé und Kylian Mbappé – und die Fans stehen wieder voll hinter ihrer Nationalmannschaft.

Mehr Wert auf Persönlichkeitsentwicklung gelegt

Was hat sich in der Förderung seit 2010 verändert?
Fachlich eher wenig, der französische Fußball hatte schon immer eine sehr gute Nachwuchsförderung. Worauf aber nach 2010 besonders Wert gelegt wurde, ist die allgemeine Persönlichkeitsentwicklung der Talente. Der Teamgeist spielt wieder eine viel größere Rolle, und die Trainer, angefangen von Didier Deschamps fahren da eine sehr konsequente Linie.
Was ist ansonsten die große Stärke des Teams?
Absolut die Geschwindigkeit, gepaart mit einer guten Technik und schnellem Kombinationsspiel. Gerade Mbappé und Dembélé sind außergewöhnliche Fußballer.
Ist das französische Spiel dann voll auf diese Schnelligkeit ausgerichtet?
Das nicht. Was Deschamps spielen lässt, ist nichts Revolutionäres, sondern vor allem sehr gut organisiert. Und er hat – auch durch seine Erfahrung bei zahlreichen Titelgewinnen als Spieler – wieder allen klargemacht, dass Fußball vor allem ein Ergebnissport ist.
Welche Rolle spielt die verpasste Chance auf den EM-Titel 2016 noch?
Keine negative – im Gegenteil: Das Turnier wird als Neuanfang und somit äußerst positiv bewertet. Ähnlich wie es in Deutschland bei der WM 2006 war.
Wie sehen Sie Deutschland und Frankreich im Vergleich?
Ich denke, dass die deutsche Mannschaft taktisch aktuell noch ein bisschen weiter ist als das französische Team. Das Niveau ist aber ähnlich gut. In einem Turnier sehe ich die DFB-Elf aber noch ein bisschen vor den Franzosen. Im direkten Duell wird wichtig sein, dass man der französischen Mannschaft keinen Raum lässt. Was ansonsten passieren kann, hat man beim 0:3 des FC Bayern bei Paris St. Germain gesehen. Dem Ball hinterherrennen – das mögen sie dagegen nicht so sehr.