Nahaufnahme aus dem Brennraum einer Gastherme: Wie viel Energie zum Heizen ihrer Wohnung eingesetzt wird, können viele Stuttgarter Bürger nicht auf Anhieb sagen. Foto: dpa

Kaum ein Tag, an dem nicht über die Energiewende debattiert wird. Doch wie steht es um den eigenen Energieverbrauch? Viele Stuttgarter können das laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid nicht oder nur vage beantworten. Das Ergebnis der Erhebung liegt den Stuttgarter Nachrichten vor.

Stuttgart - Grundpreis, Arbeitspreis, Messpreis, Abrechnungspreis – da blicke einer durch. Jeder Energieversorger listet die Heizkosten in den Abrechnungen auf seine Art auf. Die jährlichen Schriebe sind zuweilen so kompliziert, dass selbst Fachleute in Energiefragen an Grenzen stoßen. Dass viele Stuttgarter nicht genau beziffern können, wie viel sie wofür bezahlen, erscheint da fast logisch. Das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid hat im Rahmen einer Umfrage „große Wissenslücken bei den Kosten für Heizung und Warmwasser“ festgestellt. „Geht es um Gas oder Öl – die klassischen Energielieferanten –, kennt mehr als jeder Dritte seine Ausgaben nicht, 52 Prozent der Befragten wissen nicht, was sie für Warmwasser bezahlen“, heißt es in der Expertise, die unserer Zeitung vorliegt. Ihre Ausgaben für Strom oder Kraftstoff fürs eigene Auto haben die Verbraucher offenbar eher parat: Vier von fünf Befragten konnten dazu recht genaue Angaben machen.

Neben den teils verwirrenden Abrechnungen der Energieversorger machen Verbraucherschützer dafür auch den in Großstädten hohen Anteil an Mietwohnungen verantwortlich. In Stuttgart sind von den rund 302 000 Wohnungen mehr als zwei Drittel nicht vom Eigentümer bewohnt, sondern vermietet. Sprich: Viele Verbraucher besitzen keinen direkten Liefervertrag fürs Heizen mit einem der Energieversorger, sondern erhalten die Heizkosten mit der Nebenkostenabrechnung übermittelt. Darin vermengt sind allerdings Anteile an der Gebäudeversicherung, Grundsteuer, oft etwa auch an Müll- und Hausmeistergebühren. Einsicht in die Unterlagen nehmen die wenigsten Mieter. Wird schon alles stimmen.

Umdenken erkennbar

Mit der Unkenntnis über die Heizkosten geht laut Umfrage einher, dass „eine Mehrheit der Verbraucher ihr Energiesparpotenzial unterschätzen“, vor allem beim Heizen. „Mehr als zwei Drittel glauben, ihren Energieverbrauch nur wenig durch bewusstes Lüften oder Heizen beeinflussen zu können“, stellen die Meinungsforscher fest. Ohnehin halten die Verbraucher laut der Umfrage vor allem die Industrie für den größten Energieverbraucher mit einem Anteil von 35 Prozent. Dabei sind es die Privathaushalte, die am meisten verbrauchen. Deren Anteil am gesamten Energieverbrauch in Deutschland beträgt 28,7 Prozent; die Industrie liegt bei 27,8 Prozent (siehe Grafik). Erhoben hat die Werte die mehrheitlich vom Bund getragene Deutsche Energieagentur.

Ein Umdenken ist dennoch erkennbar, zumindest erlaubt die steigende Zahl der Anfragen beim Stuttgarter Energieberatungszentrum den Schluss. „Vor vier, fünf Jahren hatten wir jährlich rund 350 Vor-Ort-Beratungstermine für energetische Modernisierung, diese Zahl hat sich verdoppelt“, sagt EBZ-Sprecher Oliver Conrad. Der unter anderem von der Stadt getragene eingetragene Verein wendet sich vor allem an Eigentümergemeinschaften oder Eigentümer von Mietshäusern. Dass Mieter vom Vermieter eine sparsamere Heizung wünschen, ist dagegen laut TNS Emnid eher selten. 62 Prozent der Befragten sind der Ansicht, damit sei „wenig oder gar nichts“ gespart.

TNS Emnid hat im Auftrag der Firma Vaillant, Hersteller von Heizungsanlagen, 500 Stuttgarter befragt. Für Großstädte gilt dies als repräsentativ.