Jetzt ist es amtlich: Bei Korntal-Münchingen wurde ein Wolf gesehen. Foto: epd

Das Umweltministerium bestätigt es: Am 13. Januar wurde ein Wolf bei Korntal-Münchingen gefilmt. Es gibt zudem weitere Sichtungen des Tieres, sogar im Norden von Stuttgart.

Korntal-Münchingen - Bei dem Tier, das am 13. Januar in Korntal-Münchingen gefilmt wurde, handelt es sich um einen Wolf. Das hat die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (FVA) bestätigt, wie das Umweltministerium mitteilt. Wo der Wolf sich derzeit befindet, ist nicht bekannt.

„Es ist nicht ungewöhnlich, dass Wölfe bei der Suche nach geeigneten Lebensräumen auch dichter besiedelte Bereiche durchqueren“, heißt es in einer Mitteilung des Umweltministeriums. Derzeit gebe es keinerlei Hinweise auf ein ungewöhnliches oder auffälliges Verhalten des Tieres.

Weil er sich zum Beispiel tagsüber regelmäßig in menschlichen Siedlungen aufhält oder auffälliges Interesse an Menschen zeigt, und sich diesen bis auf wenige Meter aktiv nähert, würde das Bundesnaturschutzgesetz „geeignete Maßnahmen erlauben“, wie es heißt. Gegebenenfalls bis hin zur Tötung. „In einem solchen Fall gäbe es kein Zaudern und kein Zögern“, betonte der Umweltminister Franz Untersteller.

Inzwischen gibt es eine Reihe von Zeugen, die den Wolf gesehen haben wollen. Das wichtigste Beweisstück ist das Handyvideo, dass Diana und Christian M. aus Schwieberdingen gedreht haben. Sie erklären, sie hätten das Tier auf einem Feld in Kallenberg aus dem Auto heraus gesehen und gefilmt, als sie über die Autobahnbrücke gefahren sind. Dort stand das Tier plötzlich vor ihnen.

Anwohner melden Sichtungen in Ditzingen und Weilimdorf

Polizeibeamte aus Ditzingen fuhren noch am selben Abend das Gebiet ab, fanden aber keine Spuren. Weitere Zeugen haben sich inzwischen in der Redaktion gemeldet. Einer will bereits am 7. Januar gegen 19 Uhr an der B 295 zwischen Ditzingen und Stuttgart-Weilimdorf auf der Höhe eines Discounters in einem Graben einen Wolf gesehen haben. Eine Leserin glaubt, vor etwa zwei Wochen beim Joggen am Tachenberger Tennisplatz beim Greutterwald einen Wolf entdeckt zu haben.

Die Experten der FVA in Freiburg untersuchen derzeit, ob der Wolf auch für eine gerissene Ziege in Sersheim bei Vaihingen/Enz verantwortlich sein könnte, die am 14. Januar gemeldet wurden. Die Ergebnisse hierzu werden in etwa drei Wochen erwartet. Bei der Suche nach dem Wolf wurden sogar Spürhunde eingesetzt. Sie haben nach der ersten Sichtung eines Wolfes im Stadtteil Kallenberg in Korntal-Münchingen am vorigen Samstag nun das Gebiet nach Spuren wie Haare oder Kot durchforstet.

Kommt der Wolf aus dem Schwarzwald?

Offen ist, ob es sich bei diesem Wolf um das selbe Tier handelt, das im Dezember im Nordschwarzwald gesichtet wurde. „Wölfe sind, solange sie ihr Revier noch nicht gefunden haben, ständig in Bewegung und legen große Strecken zurück“, heißt es in der Mitteilung des Umweltministeriums. Klar ist allerdings, dass ein Rotwildriss am 13. Dezember bei Forbach im Nordschwarzwald (Landkreis Rastatt) auf das Konto eines Wolfes geht. Dies ergab die vom Senckenberg-Institut im Auftrag des Umweltministeriums durchgeführte genetische Analyse von Proben, die an dem gerissenen Tier genommen wurden.

Die Fachleute der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) gehen davon aus, dass es sich bei dem Wolf um dasselbe Tier handelt, das im November in Bad Wildbad drei Schafe, Ende November bei Simmersfeld Rotwild und Anfang Dezember bei Bad Rippoldsau-Schapbach Rotwild und vermutlich auch Sikawild gerissen hatte.

Auch ein Rehwildriss in Herrenberg-Haslach (Kreis Böblingen) am 4. Dezember ist geklärt. „Hierfür ist ein Hund verantwortlich“, erklärt das Umweltministerium. Dies ergab eine Analyse von Proben, die an dem gerissenen Reh genommen wurden. Grundsätzlich rät das Umweltministerium, Beobachtungen von Wölfen umgehend der FVA unter der Nummer 0761 / 4018-274 zu melden. „Wölfe sollten auf keinen Fall angelockt oder gar angefüttert werden. Bei Sichtungen von Wölfen zusammen mit eigenen Hunden sollten diese an die Leine genommen werden“, erklärt die Behörde.