Der Vicinalweg führt mitten durch das Naturschutzgebiet Greutterwald. Foto: Archiv Achim Zweygarth

Bislang durfte der Vicinalweg zwischen Weilimdorf und Zuffenhausen zu bestimmten Uhrzeiten von Kraftfahrzeugen befahren werden. Diese Regelung geht auf eine Vereinbarung aus dem Jahr 1963 zurück. Nun haben die Vertragspartner (die Stadt und die Firma Nokia) diese Regelung in gegenseitigem Einvernehmen beendet.

Zuffenhausen/Weilimdorf - Seit wenigen Tagen ist es amtlich: Der Vicinalweg bleibt künftig das ganze Jahr rund um die Uhr für Kraftfahrzeuge geschlossen. Neben Passanten und Radlern dürfen nur noch land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge die Strecke nutzen. Der Weg, der durch das Naturschutzgebiet Greutterwald führt, verbindet Weilimdorf mit Zuffenhausen. In der Vergangenheit durfte er zu bestimmten Uhrzeiten von Autos und Motorrädern befahren werden, was vor allem die Mitarbeiter der im Bereich der Lorenzstraße liegenden Firmen (Nokia, Porsche) genutzt haben. Dass der Weg nun gesperrt werden konnte, liegt vor allem daran, dass sich die Firma Nokia mit der Stadt Stuttgart einigen konnte. Seit 1963 gibt es nämlich eine Vereinbarung zwischen der Stadt und der Firma SEL (deren Rechtsnachfolger Nokia ist), die die Durchfahrtsrechte bislang geregelt hatte. Diese Vereinbarung ist nun im gegenseitigen Einvernehmen aufgehoben worden, der Weg wurde von der Stadt eingezogen. Bestandskräftig ist diese Regelung seit dem 28. November, geschlossen worden war der Weg bereits am 28. Oktober.

Während man bei Porsche schon länger die Meinung vertrat, dass der Weg aus Naturschutzgründen komplett geschlossen werden kann, bestand man bei Nokia darauf, dass die Stadt verkehrstechnische Entlastungsmaßnahmen durchführt, um die Zu- und Abfahrt auf das Firmengelände erleichtern. Das ist mittlerweile passiert: Die Ampelanlagen an den Kreuzungen Schwieberdinger Straße/Lorenzstraße und Schwieberdinger Straße/Marconistraße wurden erneuert und mit einer der Verkehrssituation angepassten Steuerung ausgestattet. Außerdem gibt es nun eine zweite Linksabbiegespur von der Lorenz- in die Schwieberdinger Straße. Ebenfalls eingerichtet wurde eine separate Rechtsabbiegespur von der Schwieberdinger Straße in die Lorenzstraße.

Die Firma Porsche begrüßt die Schließung

Seitens Nokia verlautet, dass man nicht länger auf das Durchfahrtsrecht bestanden habe. Es wird betont, dass der Arten- und Naturschutz heute zu Recht eine viel höhere Priorität genieße als früher. Mit dem Schritt habe man „einen guten Beitrag zur Erhaltung des Naturschutzgebiets Greutterwald und der dortigen Amphibien-Population geleistet“. Auch bei Porsche ist man zufrieden. „Wir begrüßen die Schließung ausdrücklich“, sagt Firmensprecher Lukas Kunze. Sie sei ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz. Kunze verweist in diesem Zusammenhang auf die neu gebaute Unterführung an der Waldheimstraße, die die Werksteile zu beiden Seiten der Bahnschienen miteinander verbindet und die von den Porsche-Mitarbeitern rege genutzt werde.

Seit Jahren setzt sich die Initiative Greutterwald für das Naturschutzgebiet ein. „Wir sehen in der Sperrung des Vicinalwegs für Autos und Motorräder einen wichtigen Erfolg für den Naturschutz“, sagt Peter Berg. Es sei gelungen, Politik, Verwaltung und die ansässigen Firmen für den Wert des Waldgebietes zu sensibilisieren. Freude herrscht auch beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). „Wir sind froh, dass es endlich geklappt hat“, sagt Gerhard Pfeifer, der BUND-Regionalgeschäftsführer Stuttgart. Seiner Ansicht nach hat ein Artenschutzgutachten, dass das Umweltamt im Jahr 2016 erstellt hat, für den Durchbruch gesorgt. Darin sei eindeutig empfohlen worden, den Weg zu schließen. Besonders betont Pfeifer die Bedeutung des Springfrosches. Diese geschützte Art habe im Greutterwald ein Zuhause gefunden, die Population habe in den vergangenen Jahren abgenommen, da viele der Tiere während der Wanderung überfahren worden seien. Dieser Sachverhalt ist auch bei der Firma Porsche bekannt. Deshalb wird der Autobauer Geld zur Verfügung stellen, um den Bestand der Amphibien zu sichern. Unter anderem, das erläutert Lukas Kunze, sollen Bäume gefällt, Sträucher entsorgt und ein Tümpel tiefer ausgebaggert werden. Falls der Gemeinderat zustimme, könne noch in diesem Jahr mit den Arbeiten begonnen werden.