Befreiungsschuss: Konstantinos Mavropanos schießt den VfB in Führung. Foto: dpa/Swen Pförtner

Vereinspolitisch mag es beim Bundesligisten mal wieder hochhergehen, die Mannschaft des VfB Stuttgart lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen und siegt beim VfL Wolfsburg souverän mit 2:0.

Wolfsburg - Omar Marmoush wollte es besonders schön machen. Womöglich wollte er den VfL Wolfsburg auch demütigen. Also schnappte sich der von den Wölfen an den VfB Stuttgart ausgeliehene Stürmer in der 80. Minute den Ball. Schiedsrichter Sascha Stegemann hatte zuvor nach einem Handspiel von Maximilian Arnold auf Elfmeter entschieden. Marmoush hätte beim Stand von 2:0 alles klar machen können. Stattdessen chippte er den Ball in bester Panenka-Manier an die Latte.

Marmoush stand danach frustriert da, weil auch Wataru Endo den Nachschuss übers Tor drosch. Ärgern musste sich hinterher dennoch niemand: Am wichtigen 2:0 (1:0)– Auswärtssieg des VfB änderte der kleine Fauxpas am Ende nichts. „Es zeugt nicht gerade von viel Respekt gegenüber seinem Stammverein“, kommentierte Philipp Förster die Szene. Und schenkte den Wolfsburger gleich noch mit ein. „Sie waren heute überhaupt nicht anwesend, sie haben kaum Gegenwehr gezeigt. Wir haben verdient gewonnen.“

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Dieser Meinung schlossen sich fast alle Akteure nach dem Samstagabend-Spiel an. Der VfB war dem VfL in fast allen Belangen überlegen. Die beiden Treffer durch Konstantinos Mavropanos (25.) und Förster (63.) spiegelten den Spielverlauf exakt wieder. „Mir hat heute besonders unsere Defensivleistung gefallen“, analysierte Trainer Pellegrino Matarazzo. „Wir sind als Einheit aufgetreten. In einer erneut unruhigen Phase hat die Mannschaft Größe gezeigt“, spielte Matarazzo auf die neuerlichen vereinspolitischen Unruhen an.

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Davon war von Anpfiff weg nichts zu spüren. Die Mannschaft blendete die Frage nach der künftigen Besetzung im Vorstand des Fußball-Bundesligisten aus und legte munter los. Gut strukturiert in Defensive und Mittelfeld, ließ sie die nach vier Niederlagen in Folge verunsicherten Gastgeber gar nicht erst ins Spiel kommen.

Der VfB bestimmte spielerisch das Geschehen, tat sich allerdings schwer, wirklich gefährlich vors Tor zu kommen. Das erledigte erst Abwehrspieler Mavropanos mit der Kraft eines 99-km/h-Knallers. Aus dem Rückraum drosch der Grieche den Ball an seinem 24. Geburtstag in den Winkel. „Das Tor freut mich natürlich. Wichtiger ist nur, dass wir gewonnen haben. Wir hatten das Spiel die meiste Zeit unter Kontrolle“, sagte Mavropanos, der hinterher zum Spieler des Spiels gekürt wurde.

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Die Chance auf diese Auszeichnung hatte auch Mittelfeldspieler Förster. Hätte er nach einem famosen Solo wie in der Vorwoche gegen Hertha BSC (2:2) erneut so beherzt abgeschlossen statt ungenau abzuspielen – Förster wäre als Doppeltorschütze zum Man of the Match avanciert. „Ich habe den hinter mir kommenden Gegenspieler nicht gesehen“, entschuldigte Förster die Szene, welche in der ersten Hälfte für den größten Gesprächsstoff gesorgt hatte.

Auch nach dem Wechsel stand der VfB, der kurzfristig auf Borna Sosa (Rückenprobleme) und Philipp Klement (positiver Corona-Test) verzichten musste, gut gestaffelt. Das Mittelfeld wurde mit langen Bällen und kurzen Pässen variabel überbrückt, vorne reichten am Ende zwei souveräne Abschlüsse. Nach Mavropanos brachte Förster den Ball nach Zuspiel von Tanguy Coulibaly im Wolfsburger Gehäuse unter.

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Der Rest war blindes Wolfsburger Anrennen – und Marmoushs verschossener Elfmeter. Am Ende freuten sich die Stuttgarter über den ersten Auswärtssieg der Saison und den ersten Erfolg in der VW-Stadt seit 16 Jahren. Die Tabelle weist den VfB zwar weiterhin nur als 15. aus. Mit nunmehr 17 Punkten ist dafür der Anschluss an das Tabellen-Mittelfeld hergestellt. Der VfL Bochum hat als Neunter nur drei Zähler mehr auf dem Konto als der VfB.

„Ich denke, wir sind auf einem guten Weg“, bilanzierte Förster. Mavropanos richtete den Blick voraus. „Gegen die Bayern wollen wir nachlegen.“ Der Rekordmeister ist bereits am Dienstag (18.30 Uhr) zu Gast.

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