Feste Formation? Damit kann VfB-Coach Hannes Wolf nichts anfangen Foto: dpa

Es gab Trainer beim VfB, da wussten Fans uns Gegner stets, mit welchen Spielern und mit welcher Taktik sie es zu tun bekommen werden. Bei Hannes Wolf ist alles anders.

Stuttgart - Es gibt im Fußball die alte Weisheit, die da lautet: Never change a winning team. Folglich müsste Trainer Hannes Wolf vom VfB Stuttgart auch am Sonntag (13.30 Uhr) im Auswärtsspiel bei Union Berlin mit Ausnahme des gesperrten Kevin Großkreutz (fünfte gelbe Karte) wieder jener Elf das Vertrauen schenken, die zuvor dreimal in Folge gewonnen hatte. Tut er aber nicht. Oder vielleicht doch? Nichts Genaues weiß man nicht – wo noch nicht einmal Wolf selbst die Aufstellung schon im Kopf hat. Selbigen will er fürs Kader-Puzzle erst am Samstagabend bemühen, wie er beteuert.

Fakt ist: Der 35-Jährige handelt nicht nach Schema F. Weder beim Personal noch bei der Taktik. Beides richtet sich stets nach den gezeigten Trainingsleistungen und mehr noch am Gegner sowie den „Aufgaben, die er an uns stellt“, wie Wolf es ausdrückt.

Der Wechsel als festes Prinzip. Gegen Greuther Fürth warf er Benjamin Pavard und Carlos Mané in die Startelf. Und beim Derby in Karlsruhe holte er Marcin Kaminski aus der Versenkung – und beorderte ihn auf die für ihn ungewohnte Position im defensiven Mittelfeld. Um in der Halbzeit in Führung liegend einen Stürmer (Simon Terodde) für einen Abwehrspieler (Toni Sunjic) einzuwechseln. Warum auch nicht? Der Erfolg gibt Wolf jedenfalls Recht.

Niemand darf sich sicher fühlen

Genauso variabel wie Wolf aufstellt, verhält er sich an der Taktiktafel. Auch wenn er seine Mannschaft meist in derselben 4-1-4-1-Formation aufs Feld schickt, sind die Roten unter ihm nur schwer auszurechnen. Ballbesitzfußball, frühes Pressen, schnelles Umschalten – der VfB vereint derzeit alle Varianten des Fußballs. Und das auch noch während eines Spiels. Also ganz im Stile eines Thomas Tuchel oder Joachim Löw. Letzterer musste sich in der Vergangenheit immer wieder den Vorwurf anhören, ein Weltmeister müsse sich nicht am Gegner orientieren, sondern umgekehrt.

Auch der VfB geht in fast alle Spiele der zweiten Liga als Favorit – dennoch wird Wolf auch in Berlin sicher wieder eine Überraschung aus dem Hut zaubern. Vielleicht bekommt Benjamin Pavard mal wieder eine Chance? Oder Alexandru Maxim? Niemand kann sich sicher sein, niemand ist abgeschrieben.

Oder wie Wolf sagt: „Eine feste Formation? Ich weiß gar nicht, was das heißen soll. Ich schaue, was taktisch am besten passt und mache nicht vorher den Deckel drauf.“ Lauf, Serie, Euphorie – über solche Begriffe lacht er am liebsten hinweg. Stattdessen schaut er nur aufs nächste Spiel. Bei Wolf ist das keine Floskel.

So wird er seine Elf auch nach der Partie in Berlin wahrscheinlich wieder umstellen. Ganz gleich, ob sie gewinnt oder verliert.