Wechselt VfB-Torhüter Mitch Langerak zu einem anderen Verein? Foto: Bongarts

Vor der Saison wurde Mitch Langerak der neue VfB-Torhüter Ron-Robert Zieler vor die Nase gesetzt. Mit der Reservistenrolle kann und will sich der Australier nicht anfreunden.

Stuttgart - Von der Umkleide in der Nordwand des Stadions der Freundschaft in Cottbus führt ein kleiner, überdachter Gang direkt hinaus aufs Spielfeld. Doch der imaginäre Tunnel, in dem sich Mitch Langerak vor dem DFB-Pokalspiel seines VfB beim FC Energie befand, er war um einiges länger. Er führte den restlos bedienten, weil maßlos enttäuschten Goalie direkt an seinen neuen Arbeitsplatz. Und der befindet sich seit jenem Spiel auf der Stuttgarter Reservebank. Ob Langerak dies allerdings endgültig hinnimmt, das ist noch längst nicht entschieden.

Man kann zwar definitiv nicht behaupten, der Schlussmann würde sich sportlich etwas zu Schulden kommen lassen. Auch nicht seit dem Cottbus-Spiel, in das der ehemalige Stammtorhüter erstmals als offizielle Nummer zwei des VfB ging. Der 1,93 Meter-Mann hängt sich hinter Ron-Robert Zieler („Ich fühle mit Mitch mit!“) im Training weiter voll rein. Und doch ist ein Abgang des Blondschopfes mit dem Sonnyboy-Image, der aber in Wahrheit ein extrem fokussierter, eher introvertierter Fußballprofi ist, weiter eine denkbare Option.

„Beide Torhüter sind auf einem hohen Niveau. Mitch ist der Herausforderer. Wenn er auf uns zukommt, können wir reden“, sagt der Stuttgarter Cheftrainer Hannes Wolf zur Personalie Langerak, in dessen Fall der VfB einen speziellen Kurs fährt. Nach möglichen Abnehmern für den Torwart sucht der VfB – anders bei Spielern wie Anto Grgic, Julian Green oder Jérôme Onguéné – zwar nicht. Wenn Langerak aber selbst mit einem Verein kommen würde, dürfte er wohl gehen. Weil man beim VfB ein schlechtes Gewissen hat?

Als „extrem krass“ hatte Hannes Wolf seine eigene Entscheidung bezeichnet, dem Neuzugang Ron-Robert Zieler von Leicester City den Vorzug zu geben – und Langerak damit zur Nummer zwei zu degradieren. Am Tag vor dem Cottbus-Spiel hatte Wolf seinen Torhütern die Entscheidung mitgeteilt. Während Zieler „das Vertrauen des Trainers zurückzahlen will“ und gegen den FSV Mainz ein starkes Spiel ablieferte, ist der Rivale Langerak auf Tauchstation gegangen.

Zieler ist ein fast übermächtiger Konkurrent für Langerak

Interviews will der große Blonde aus Queensland seither nicht geben. Was gibt es auch zu sagen für einen Torhüter, der als einziger VfB-Profi im Aufstiegsjahr sämtliche der insgesamt 3060 Zweitligaminuten auf dem Platz gestanden ist, der anschließend in den Urlaub fuhr, freiwillig eine Woche früher zum Training erschien, ehe man ihm während des ersten Trainingslagers in Grassau in Zieler einen fast übermächtigen Konkurrenten vor die Nase setzte? Denn der Trainer Wolf hatte ja kaum eine andere Wahl, als auf den vier Millionen Euro teuren Neueinkauf Zieler zu setzen.

Es gibt beim VfB selbst in gehobenen Positionen einige Angestellte, die haben es nicht verstanden, dass das eigene Management auf der Torwartposition in dieser Transferperiode eine aus ihrer Sicht unnötige Baustelle eröffnet hat. Der inzwischen geschasste Jan Schindelmeiser, so sagen sie hinter vorgehaltener Hand, habe mit dem Zieler-Transfer aus heiterem Himmel für Wirbel gesorgt. Ein Übertorwart sei der fußballerisch limitierte Langerak zwar nie gewesen, selbst in Liga zwei nicht – doch gravierende Fehler habe der Ex-Dortmunder nicht gemacht, der 2015 für 3,5 Millionen Euro Ablöse als Sven-Ulreich-Nachfolger geholt wurde, sich dann aber erst mal am Knie verletzte. Nach dem Abstieg habe sich Langerak gleich zum VfB bekannt. Mit Australiens Nummer zwei zwischen den Pfosten, die am Donnerstag mit der Nationalelf in Japan antritt, hätte man auch in Liga eins kein Torwartproblem bekommen.

Doch Jan Schindelmeiser holte Zieler, zu dessen Management er einen kurzen Draht hat. Wobei es auch zur Wahrheit gehört, dass der Transfer am Ende von der gesamten Führungsriege des VfB um den Präsidenten Wolfgang Dietrich abgesegnet wurde. Nun könnte Langerak gehen. Bis zum Donnerstag muss in der Personalie nicht das letzte Wort gesprochen sein. Dann schließt um 18 Uhr zwar der deutsche Transfermarkt. Wechsel in einige ausländische Ligen sind aber auch danach möglich.