Stark gehalten, Ron-Robert Zieler! Der VfB-Torwart war einer der Garanten für den Erfolg in dieser Saison. Foto: dpa

VfB-Torwart Ron-Robert Zieler krönt seine Premieren-Saison in Stuttgart mit dem besten Notenschnitt aller Spieler.

Stuttgart - 2,62. Klingt nicht nach einem überragenden Notenschnitt. Zumindest keiner nach normalen (Hoch)-Schulmaßstäben, wo die Eins vor dem Komma als Maß aller Dinge gilt. Im Fußball verhält es ein wenig anders. Hier gilt ein Zweier-Schnitt als besonders gut, und wer nach 34 Spieltagen auf einen Durchschnittswert von 2,62 kommt, der beendet die Saison 2017/18 als notenbester VfB-Spieler.

Herzlichen Glückwunsch, Ron-Robert Zieler!

„Das freut mich auf jeden Fall“, sagt der Ausgezeichnete. „Es ist schön, dass ich meinen Teil zu unserer erfolgreichen Saison beitragen konnte.“ Im Noten-Spiegel unserer Redaktion knapp geschlagen geben mussten sich Benjamin Pavard (2,74), Holger Badstuber und Christian Gentner (jeweils 2,81).

Viele Höhepunkte und ein Tiefpunkt

Gleich dreimal erhielt der 29-Jährige die Bestnote Eins. Beim 2:1-Heimsieg gegen den 1. FC Köln, der 0:1-Heimniederlage gegen Bayern München sowie am 32. Spieltag beim 1:0-Erfolg in Leverkusen, als Zieler einen Elfmeter parierte. Auf die Frage nach seinem persönlichen Höhepunkt muss die Nummer 16, die ab der kommenden Saison die Eins auf dem Trikot tragen wird, nicht lange zurück denken: Das 4:1 zum Saisonabschluss beim FC Bayern München. Auch dort hielt Zieler seine Mannschaft während der Münchner Druckphase mit mehreren Paraden im Spiel. Herausragend sein Reflex nach einem Kopfball von Robert Lewandowski, als Zieler schon mit einem Bein hinter der Linie stand. Wenn’s läuft, dann läuft’s.

„Es war insgesamt ein sehr ereignisreiches und turbulentes Jahr. Die letzten vier Spiele haben mich dann schon etwas überrascht“, blickt der gebürtige Kölner auf die fulminante Siegesserie zum Schluss zurück. Die den VfB, einen Pokalsieg der Münchner Bayern am Samstag (20 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt vorausgesetzt, sogar noch die Teilnahme an der Europa League ermöglichen würde. „Auch er ist zum Saisonende an seine Leistungsgrenze herangekommen. Es ist aber auch unsere Aufgabe, die Spieler an ihr Maximum zu bringen,“ sagt VfB-Trainer Tayfun Korkut.

Kirchliche Hochzeit statt WM

Tiefpunkte gab es aus Zielers persönlicher Sicht nur wenige. Als einziger echter Patzer bleibt das Gurkentor von Hamburg in Erinnerung. Einen harmlosen Freistoß von Aaron Hunt boxte sich der Schlussmann selbst ins Tor. Aber sonst? Prallten die Schüsse am Stuttgarter Ruhepol im Tor meist ab wie an einer Ballwand. Sodass der Kurzzeit-England-Legionär (Leicester City) seine von Teilen des VfB-Anhangs auch kritisch gesehene Rückkehr in die Bundesliga als „Win-Win-Situation“ für sich und den Verein bezeichnet. Vom nach Japan abgewanderten Mitch Langerak spricht längst niemand mehr.

RRZ ist ein Musterschüler, bei dem selbst dem strengsten Lehrer Tadel schwer fällt. Fußballerisch genausowenig wie bei Zielers Auftreten außerhalb des Platzes. „Er hat sich immer sehr viel in die Mannschaft eingebracht“, sagt Tayfun Korkut. In den Interview-Zonen gibt der früher eher verschlossen daherkommende Torhüter regelmäßig den geschliffenen Gesprächspartner. Und mit seinem Körper scheint er äußerst pfleglich umzugehen. 210 absolvierte Bundesligaspiele am Stück ohne eine verpasste Minute kommen nicht von ungefähr. Der 29-Jährige erklärt sich seine nahezu verletzungsfreie Karriere wie folgt: „Gute Ernährung und gute Genetik. Und auch ein bisschen Glück.“

Alles gut also? Fast. Gern hätte der frühere Nationaltorhüter (sechs Länderspiele) noch einmal WM-Luft geschnuppert. Doch es hat nicht sollen sein, Joachim Löw hat sich bekanntlich anders entschieden. So bleibt Zieler wenigstens mehr Zeit für Urlaub in seiner Heimatstadt Köln – und um die kirchliche Hochzeit mit seiner Anna in Österreich vorzubereiten. Man könnte auch sagen: Ron-Robert Zieler hat gerade einen ziemlich guten Lauf.