Foto: Baumann

Der Angreifer ist zuweilen noch zu ungestüm und muss im taktischen Verständnis zulegen.

Stuttgart - Im Sommer bekamen sie Profiverträge: Sieben VfB-Talente sind seit Ende Juni auf dem Sprung - Zeit für eine Zwischenbilanz. Unsere Serie zeigt, wie weit sie auf dem Weg vom VfB II in die Bundesliga sind, wo sie zulegen müssen und welche Perspektiven sie haben. Christoph Hemlein (20/Vertrag bis 2014) sammelt erste Profi-Erfahrungen.

Alles in Deckung! Es ist das Privileg der Jugend, dass sie unbekümmert an die Dinge herangeht. So wie Christoph Hemlein am vergangenen Freitag beim Spiel in Mainz. Gerade war das 1:3 gefallen, die VfB-Profis schlichen mit hängenden Köpfen zum Anstoßkreis, dann kam Hemlein frisch von der Bank und machte den wilden Mann. Klatschte in die Hände, feuerte die Mitspieler an: "Kopf hoch, wir drehen das." Mit etwas Abstand lächelt Hemlein über seinen Auftritt: "So ist mein Naturell. Ich will immer alles geben. Da mache ich keinen Unterschied zwischen der dritten Liga und der Bundesliga." Sein Berater Silvio Meißner sagt: "Solange er Kraft hat, marschiert er."

Cheftrainer Bruno Labbadia mag solche Typen. Im Pokalspiel gegen den FSV Frankfurt brachte er den Neuzugang von 1899 Hoffenheim II von Beginn an, Hemlein traf prompt zum 1:0. In der Liga brachte er es auf Kurzeinsätze gegen Nürnberg, Dortmund und Mainz. "Jetzt muss er konzentriert bei der Sache bleiben", fordert Labbadia. Das hat sich Hemlein vorgenommen: "Was gerade abläuft, ist für mich wie ein Traum. Diese Chance will ich nutzen und mich für weitere Profieinsätze empfehlen."

In Hoffenheim war ihm diese Chance verwehrt geblieben. Dort spielte er zuletzt in der Regionalliga, mehr war nicht drin. "In Hoffenheim bekommt man eine gute Ausbildung", sagt er und klagt: "Ich habe acht Jahre alles für den Verein gegeben, aber am Ende habe ich nicht die gewünschte Anerkennung bekommen." Die logische Folge: Hemlein suchte sich einen neuen Verein. Mit Dortmunds Trainer Jürgen Klopp war er sich so gut wie einig. Dennoch entschied er sich für den VfB - nicht zuletzt wegen der Nähe zu Sandhausen, wo seine Ex-Freundin mit der gemeinsamen Tochter Sanja (2) lebt.

Unter den VfB-Talenten ist Hemlein mit 20 Jahren bereits der Senior. In Hoffenheim hatte er zwei Jahre bei den A-Junioren gespielt, "wo es robuster und körperbetonter zugeht". Von dieser Erfahrung profitiert er jetzt. "Er hat eine Top-Einstellung, eine enorme Power und einen super Schuss", lobt ihn VfB-II-Trainer Jürgen Kramny. Allerdings ist der direkte Weg nicht zwangsläufig auch immer der richtige Weg. "Er ist manchmal noch zu hektisch. Er muss ruhiger am Ball werden und darf nicht alles erzwingen wollen", sagt Kramny.

Das kann er ihm bei der zweiten Mannschaft selbst beibringen. Denn Hemlein weiß seine Situation realistisch einzuschätzen: "Ich freue mich, dass ich zurzeit Bundesliga spielen darf, aber die dritte Liga ist weiter meine Basis." Wie lange das so bleibt, liegt in erster Linie an ihm selbst.