Jürgen Kramny will beim VfB jetzt Feuer reinbringen. Foto: dpa

Nach der bitteren Pleite des VfB Stuttgart in Augsburg steckt die Mannschaft jetzt wieder mitten im Abstiegskampf.

Stuttgart - Nachdem der Trainer Jürgen Kramny gerade vor laufender Fernsehkamera noch gefordert hat, in dieser prekären Situation unbedingt Geschlossenheit und Zusammenhalt zu zeigen, erscheint Robin Dutt in der Mixed Zone der Augsburger Arena. Er stellt sich nun auch den Fragen der Reporter, die zunächst wissen wollen, wo er die Gründe für die 0:1-Pleite beim FCA und den damit verbundenen Sturz in die direkte Abstiegszone sieht. Da muss Dutt nicht lange überlegen. Seine Antwort lautet: „Ich glaube nicht, dass ich derjenige bin, der hier etwas erklären muss – das müssen die Protagonisten erklären.“ So viel zu den Themen Geschlossenheit und Zusammenhalt. Willkommen beim VfB Stuttgart.

Wer für Dutt die Protagonisten (die Hauptdarsteller) der bedenklichen Entwicklung sind, erwähnt er nicht – aber er selbst gehört in diesem Moment offenbar nicht dazu. Dabei sitzt er als Sportvorstand in der Chefetage des Vereins und verkündete im Sommer 2015 noch, dass er sich an dieser Saison messen lässt. Im Frühling 2016 nimmt er – vermutlich – die Spieler und auch den Trainer in die Pflicht. Zumindest lässt Dutt diese Interpretation zu.

So präsentiert sich der VfB in diesen Wochen. Das von Dutt im August ausgegebene Saisonziel hat die Mannschaft schon klar verfehlt – ein gesicherter Mittelfeldplatz sollte es sein. Wunschdenken. Nachdem es in den vergangenen neun Begegnungen nur einen Sieg (gegen Hoffenheim) gegeben hat, geht es nur noch darum, irgendwie den Klassenverbleib zu sichern. Die Realität heißt Rang 15. Nur zwei Punkte trennen die Elf noch vom Relegationsplatz 16, den Bremen belegt – und bei Werder muss der VfB am 2. Mai antreten. Zuvor findet am Samstag die Partie gegen Dortmund statt. „Jetzt geht es um die Wurst“, sagt Kramny deshalb nach dem Schlusspfiff in Augsburg.

Schuldzuweisungen und Totalausfälle

Zuvor haben die mitgereisten Fans das Team mit einem Pfeifkonzert in die Kabine verabschiedet. Demnach ist es auch an dieser Stelle nicht mehr so weit her mit der Geschlossenheit und dem Zusammenhalt – Tugenden, an die später auch Robin Dutt wieder appelliert, da momentan allem Anschein nach auf verschiedenen Ebenen eher Zerrissenheit herrscht. Das gilt auch für die keinesfalls homogen auftretende Mannschaft, die andererseits jedoch wiederum das Produkt der Personalpolitik ist. Da ist Dutt seit Januar 2015 unzweifelhaft der Protagonist.

In seine Ära fallen gute und ordentliche Neuzugänge wie Serey Dié, Lukas Rupp oder Kevin Großkreutz, aber zum Beispiel auch Verpflichtungen wie Artem Kravets. Der im Winter von Dynamo Kiew ausgeliehene Stürmer entpuppte sich in Augsburg erneut als Totalausfall. Dabei verdient Kravets laut „Bild“-Zeitung beim VfB stolze 200 000 Euro im Monat. Das dürfte andere Spieler wahrscheinlich verwundern, da der Club angeblich doch nur noch wenig Geld in der Kasse hat und dringend sparen muss.

Die Augsburger setzten am Samstag ihren Winter-Neuzugang Alfred Finnbogason dagegen. Der kam ebenfalls auf Leihbasis, gilt mittlerweile als Schnäppchen und hat im Gegensatz zu Kravets bereits fünf Tore erzielt, fast alle von entscheidender Bedeutung – wie sein Treffer am Samstag zum 1:0 gegen die Stuttgarter.

„Aufwecker für die Mannschaft“

Der VfB hat keinen Alfred Finnbogason in seinen Reihen. Vielmehr muss Jürgen Kramny die letzten vier Spiele dieser Runde mit den Protagonisten bestreiten, die den Verein in den vergangenen Wochen leichtfertig wieder derart in die Bredouille gebracht haben. „Ich glaube trotzdem, dass die Mannschaft intakt ist“, sagt der Trainer, „aber alle müssen jetzt Feuer reinbringen.“

Kramny registriert aber auch, dass der Trend gegensätzlich ist zum Jahr davor, als sich der VfB im Saisonfinale steigerte und das Feld von hinten aufrollte. Aktuell werden die Leistungen dagegen immer schlechter – und die Körpersprache vieler Spieler wird resignativer. Das gibt Kramny zu denken. Am Ende seiner Ausführungen in Augsburg klatscht er plötzlich in die Hände. „Alles, was jetzt passiert, sind Aufwecker für die Mannschaft“, sagt er dann.

Kampf der Lethargie, bedeutet das. Als erste Maßnahme wurde in dieser Woche der freie Montag gestrichen. Zudem hielt Kramny eine im Inhalt deutliche Kabinenpredigt. „Wenn man jemand in die Pflicht nehmen muss, sind das die Spieler“, sagt Dutt, „aber wenn allen klar ist, dass sie jetzt um ihr Leben rennen müssen, muss uns nicht bange sein.“ Und wenn nicht – was wird dann aus all den VfB-Protagonisten?

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