Der VfB Stuttgart steht sensationell im Viertelfinale der Youth League. Durch das 3:2 (2:1) bei Sporting CP hat die Willig-Elf nun das nächste Highlight schon im Visier.
Der VfB Stuttgart steht nach einem 3:2-Sieg in Lissabon im Viertelfinale der Uefa Youth League. Am Ende war es eine reine Frage des Willens. Als der Schiedsrichter nach neun Minuten Nachspielzeit im Estadio Aurelio Pereira die Partie zwischen Sporting CP und dem VfB Stuttgart abpfiff, sanken die Akteure in den roten Trikots mit Brustring kraftlos zu Boden. Die Jubelwelle danach vor den rund 100 mitgereisten Fans fiel spärlich aus. Und Mathaios Tsigkas, der Sturmtank des VfB, musste auf dem Weg zur Dopingkontrolle gestützt werden. Es war kein Tropfen Sprit mehr im Tank der VfB U19, die Mannschaft hatte zuvor alles auf dem Platz gelassen.
„Ich glaube, die Jungs freuen sich im Stillen heute, die genießen einfach“, gab ein bis über beide Ohren grinsender Trainer Nico Willig Einblick in die Stuttgarter Kabine nach dem Ende der Partie. Kein Mucks drang aus ihr nach Außen, kein Jubel war zu hören. In den aufreibenden 99 Minuten zuvor hatte seine Mannschaft nach dem frühen Nackenschlag – Sporting ging in der 2. Minute in Führung – eine bärenstarke Reaktion gezeigt und sich minütlich gesteigert. „Da hat man gesehen, dass die Mannschaft bisher im Wettbewerb schon mehrfach solche Situationen erlebt hatte, gut mit ihnen umgehen kann und sogar Stärke daraus ziehen kann“, bilanzierte Daniel Teufel, der Sportliche Leiter des Stuttgarter Nachwuchsleistungszentrums (NLZ). Mit den Toren von Benjamin Boakye (34.) und Kapitän Efe Korkut (43.) bog der VfB das Spiel vollends auf seine Seite.
Geschlossene Mannschaftsleistung des VfB Stuttgart
Nach Wiederanpfiff kontrollierte der VfB das Geschehen weiterhin. Der Kniff von Willig, Alex Azevedo auf der Linksverteidigerposition einzuwechseln, machte sich bezahlt. Denn Sporting kam fast ausschließlich über rechts und dem hatte der drittligaerfahrene Azevedo mehr entgegenzusetzen als Yannik Spalt in den ersten 45 Minuten. Die Portugiesen wurden immer wütender. Schafften es aber nicht, ihre individuelle Klasse konstant auf den Platz zu bringen, sondern lediglich stellenweise aufblitzen zu lassen. Julian Lüers, den Trainer Willig als eine Art Gegenpressingmaschine auf die Zehnerposition gestellt hatte, um den Spielaufbau Sportings früh zu attackieren, erzielte dann nach einem Spielzug wie aus dem Lehrbuch das vorentscheidende 3:1 (76.) – der Deckel war allerdings noch nicht auf der Partie. „Wie wir uns in jeden Zweikampf geworfen haben, keinen Zentimeter hergegeben haben“, bilanzierte der Stuttgarter Antreiber Mirza Catovic, „das war einfach nur stark. Wir waren alle füreinander da, haben einfach alles auf dem Platz gelassen. Jeder hat dem anderen geholfen, eine super Mannschaftsleistung.“
An deren Ende der VfB zwar noch einen Gegentreffer hinnehmen musste, aber die Führung dennoch über die Zeit bringen konnte. Von Krämpfen geschüttelt machten Abwehrspieler Emirhan Agzikara und seine Kollegen das Viertelfinale klar. „Das war ein hochverdienter Sieg, da darf es keine zwei Meinungen geben“, hielt Willig fest und schob hinterher: „Das nächste Mal vermeiden wir so einen Weckruf zu Beginn.“ Für das Team geht es erst am Donnerstag zurück nach Stuttgart, zuvor „kann und darf gefeiert werden“, ließ der Trainer durchblicken. Auch die komplette anwesende Stuttgarter Führungsspitze um den Vorstandsvorsitzenden Alexander Wehrle, Sportvorstand Fabian Wohlgemuth und den NLZ-Direktor Stephan Hildebrandt wird sicher feiern – obschon es für diese Reisegruppe noch am Mittwochabend gen Heimat ging.
Durch diese Energieleistung steht der VfB Stuttgart nun im Viertelfinale der Uefa Youth League. Und trifft dort am 1. oder 2. April auf den FC Barcelona im Gazistadion auf der Waldau. „Wir werden das jetzt sacken lassen und uns dann sofort an die Arbeit machen. Wir wollen das Stadion vollbekommen, vielfältig für die Begegnung werben, damit die Partie die größtmögliche Bühne bekommen kann“, blickte Teufel bereits voraus. Wann die Partie final terminiert werden wird, ist offen. Doch durch die Ansetzung der DFB-Pokalpartie der Profis gegen RB Leipzig (2. April, 20.45 Uhr, MHP Arena) ist quasi schon klar, dass es der 1. April werden wird. Und eines scheint zudem sicher: Die VfB U19 wird nicht zu Scherzen aufgelegt sein an diesem Tag.