Guido Buchwald (v.l.n.r.) mit Wolfgang Dietrich und Frank Verlaat bei den Jubiläumsfeierlichkeiten des VfB Stuttgart (Archivbild) Foto: Pressefoto Baumann

Nach der Fundamental-Kritik von Guido Buchwald an Sportvorstand Michael Reschke hat sich nun auch Wolfgang Dietrich gegenüber unserer Redaktion geäußert. Der Präsident des VfB Stuttgart will den Vorfall nicht auf sich beruhen lassen.

Stuttgart - Vor dem wichtigen Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt muss sich der VfB-Manager Michael Reschke mit heftiger Kritik aus den eigenen Reihen auseinandersetzen. „Guido Buchwald analysiert den VfB“, so lautete die Schlagzeile über einem Interview, welches das amtierende VfB-Aufsichtsratsmitglied Buchwald mit dem TV-Sender Sport 1 geführt hat. Was so sachlich nüchtern daherkommt, hat es allerdings in sich.

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Schließlich fordert der VfB-Ehrenspielführer Buchwald mehr sportlichen Sachverstand in der Clubführung ein: „Mir wäre eine breitere sportliche Kompetenz im Verein für die Zukunft sehr wichtig. Es ist immer schwierig, wenn alles an einer Person festgemacht wird“, sagt Buchwald, der damit ganz eindeutig auf den Sportvorstand Michael Reschke abzielt.

Reschke will die Vorwürfe nicht kommentieren

Indirekt fordert Buchwald, dem Sportvorstand ein Korrektiv zur Seite zu stellen – und bezeichnet obendrein die Entscheidung des 61-Jährigen, den Vertrag des mittlerweile entlassenen Trainers Tayfun Korkut im Sommer vorzeitig um ein Jahr zu verlängern, unverblümt als „Fehler“. „Korkut hatte noch einen Vertrag bis Juni 2019“, erklärt Buchwald. „Es gab deshalb keinen Grund, diesen vorzeitig zu verlängern. Man hätte sich im Herbst in Ruhe zusammensetzen und besprechen können, um die Zukunft zu planen.“

Der VfB-Sportvorstand Michael Reschke, dessen Kaderzusammenstellung zuletzt kritisch hinterfragt wurde, will die Vorwürfe des eigenen Aufsichtsrats nicht kommentieren: „Alle Nebenkriegsschauplätze interessieren mich nicht“, sagt Michael Reschke. „Es geht für uns jetzt ausschließlich darum, zunächst am Freitag gegen Frankfurt und dann in Nürnberg erfolgreich Fußball zu spielen.“

Tatsächlich aber kann die heftige Buchwald-Schelte die VfB-Führungsspitze nicht kalt lassen, will man den eigenen Sportvorstand in sportlich schwierigen Zeiten nicht allein im Regen stehen lassen. „Wir sind überrascht, dass einen Tag vor einem wichtigen Spiel solche Aussagen getätigt werden. Aktuell haben wir definitiv wichtigere Themen auf der Agenda, als derartige Interviews zu kommentieren“, sagt der Präsident Wolfgang Dietrich. „Dieser Vorgang wird Gegenstand der nächsten Aufsichtsratssitzung Anfang Dezember sein.“

Buchwalds Kritik kommt für den VfB zur Unzeit

Denn klar ist, dass es sich bei der Kritik um die Meinung eines Einzelnen und nicht um die des gesamten Aufsichtsrats handelt. „Ich spreche regelmäßig mit Michael Reschke. Und ich könnte mir keinen besseren Förderer vorstellen. Seine Leidenschaft für den VfB ist grenzenlos“, sagt Thomas Hitzlsperger, Direktor Nachwuchs und Präsidiumsmitglied beim VfB – und springt dem Rheinländer zur Seite.

Immerhin kommt die Kritik Buchwalds aus Clubsicht zur Unzeit. Einige beim VfB unterstellen dem deutschen Meister von 1984 und 1992 gar persönliche Interessen: Der Guido wolle an der Mercedesstraße selbst noch etwas werden, heißt es hinter vorgehaltener Hand zu den Gründen für die Attacken des 57-jährigen Weltmeisters von 1990. Nicht allen kommen diese allerdings ungelegen: Denn die Zahl derer, die mit der Arbeit des Managers nicht zufrieden sind, ist nicht kleiner geworden. In der Ultra-Fanszene hat Reschke schon lange einen schweren Stand.

Mit welchen Folgen derweil Guido Buchwald mit seiner öffentlichen Kritik zu rechnen hat, bleibt offen. Erinnert sei an den Fall Hansi Müller. Der hatte als Aufsichtsratsmitglied beim österreichischen Sender Servus TV im April 2015 gesagt, was er besser nicht hätte sagen sollen. „Der Alexander Zorniger wird in der neuen Saison den VfB trainieren“, meinte Müller im „Talk aus dem Hangar 7“ – und plauderte so unverhohlen aus dem Nähkästchen. Wenig später trat Müller aufgrund dieser Indiskretion aus dem VfB-Aufsichtsrat zurück.