Beim 4:1-Triumph in München erzielte Anastasios Donis das 2:1 für den VfB Stuttgart. Foto: dpa

Anastasios Donis, beim 4:1 des VfB Stuttgart gegen den FC Bayern München im Mai der gefeierte Held, ist derzeit unter Trainer Tayfun Korkut außen vor. Wir zeigen, wie es um den Griechen bei den Roten steht.

Stuttgart - Wie einst Hephaistos, der Gott des Feuers und der Vulkane, brach Anastasios Donis über die Münchner Bayern herein. Mit zwei sagenhaften Sprints über den halben Platz bereitete er einen Treffer vor, einen weiteren erzielte er selbst. Beim 4:1-Triumph im Mai war der stürmische Grieche der gefeierte Mann, die Fans des VfB Stuttgart lagen ihm zu Füßen.

Drei Monate (und gerade einmal zwei VfB-Pflichspiele später) ist die Heldensaga verstummt. Die Stuttgarter sind von dem zum Europapokalkandidaten ausgerufenen Geheimtipp zu einem heißen Anwärter auf den ersten Krisenclub der neuen Saison geschrumpft. Zwei Spiele. Zwei Pleiten. Kein Tor. Am Samstag (18.30 Uhr) wollen die Bayern ihre Rechnung begleichen. Und Donis? Blickt wieder von ganz unten auf den Olymp.

Noch vertraut Korkut auf das Kernteam der Vorsaison

Beim Pokal-Aus in Rostock reichte es für den 21-Jährigen nur zu einem Kurzeinsatz, am Sonntag in Mainz stand Donis gar nicht erst im Kader. Eine Bilanz, die sich nicht deckt mit den hohen Ansprüchen des Nationalspielers. Donis möchte spielen, und zwar regelmäßig. Doch Trainer Tayfun Korkut verfolgt im Moment einen anderen Plan. Dieser kreist um den Fixstern im Angriff, um Mario Gomez. Als passende Ergänzung dazu hat Korkut Neuzugang Nicolas Gonzalez ausgemacht. Dahinter schenkt der Cheftrainer den beiden Flügelspielern Christian Gentner und Erik Thommy sein Vertrauen. Weil sie nicht nur nach vorne stürmen, sondern auch nach hinten arbeiten. Und dann gibt es ja auch noch Daniel Didavi.

Für Anastasios – genannt Tassos – Donis ist kein Platz. Zumindest verhielt es sich in den ersten beiden Partien der Saison so. Weil Korkut noch immer an jenes Kernteam glaubt, das den VfB in der vergangenen Rückrunde so stark gemacht hat. In der das 4:1 bei den Bayern aber vom Ergebnis wie von der Taktik her aus der Rolle fiel. Mario Gomez fehlte seinerzeit.

Dem VfB Stuttgart fehlt es derzeit an Ideen und Tempo

Den Weiß-Roten fehlt es momentan auch in ihrem Spiel: an Ideen, Tempo, an Sturm und Drang. All das, wofür der ungestüme Angreifer eigentlich steht. Weshalb unter den Fans nach der Niederlage in Mainz die Personalie zum großen Thema wurde. Wo ist Donis?, lautet der Tenor einer Diskussion, die so ähnlich auch jahrelang um Alexandru Maxim kreiste, von der sich die jeweiligen VfB Trainer aber nie beirren ließen.

Auch an Korkut prallen die Einwände ab wie an einer Ballwand. Er versucht den Eindruck einer Ausbootung von Donis zu zerstreuen. „Ich habe den Kader für Mainz so zusammengestellt, wie ich es für richtig gehalten habe. Mehr war da nicht,“ beteuert er. Gegen den Griechen sprachen rein spieltaktische Gründe. In Mainz wollte Korkut die Begegnung dominant gestalten – auf einen schnellen Konterstürmer wie Donis glaubte er am ehesten verzichten zu können. Auf jeden Fall soll sich Donis keinen Lapsus erlaubt haben wie zu Beginn seiner Stuttgarter Zeit, als er das mit den Trainingszeiten nicht immer so genau nahm.

Donis will in die Startelf – und steht nicht einmal im Kader

Weshalb er schon unter Ex-Trainer Hannes Wolf einen schweren Stand hatte. Prompt kündigte Donis an, seine Brötchen auch woanders verdienen zu können, wenn der VfB das wünsche. Dieses Gerücht macht jetzt wieder die Runde. Die Berater des Griechen sollen schon vorstellig geworden sein. An diesem Freitag endet die Transferfrist. „Für uns ist es überhaupt kein Thema, ihn abzugeben“, entgegnet Korkut. Schon deshalb nicht, weil er seinen Kader mit aktuell 22 Profis als nicht zu üppig erachtet. Korkut: „Die Bundesliga ist ein Marathon, da werden wir noch jeden gebrauchen. Das haben wir in der vergangenen Saison gesehen.“

Fragen nach dem erhöhten Frustlevel des Griechen kann der 44-Jährige deshalb nicht ganz verstehen. „Das ist Profifußball“, antwortet Korkut und zählt Spieler anderer Vereine auf, die es am Wochenende auch nur auf die Bank oder Tribüne geschafft haben. „Andere Clubs haben 25- oder 30-Mann-Kader. Da sitzen jede Woche zehn draußen!“

Für den selbstbewussten Angreifer mag das nur ein schwacher Trost sein. „Ich saß schon vergangenes Jahr über einen längeren Zeitraum auf der Bank. Natürlich habe ich mir mehr erwartet. Mein Ziel ist die Startelf,“ sagte er vor dem Mainz-Spiel dem „Kicker“. Gut möglich, dass der gefallene Held ausgerechnet am Samstag gegen die Bayern von Anfang an zum Zug kommt.

Der Zeitpunkt für eine Auferstehung könnte nicht passender sein.