Voller Einsatz: der VfB-Mittelfeldspieler Jean Zimmer legt sich gegen Daniel Buballa vom FC St. Pauli mächtig ins Zeug. Foto: dpa

Spielerisch lässt der VfB Stuttgart weiterhin viel zu wünschen übrig, doch der Fußball-Zweitligist hat sich beim Sieg auf St. Pauli robust präsentiert.

Stuttgart - Die Kiste bleibt aus. Basta! Hannes Wolf will gerade nichts sehen und auch nicht viel hören von diesem Aufstiegsrennen in der zweiten Liga. Bringt nichts. Kostet nur Energie, hat der Trainer des VfB Stuttgart festgestellt. Also hat er für sich entschieden, in der nächsten Zeit keinen Fernseher anzuschalten, wenn die Spitzenteams spielen. „Das ist einfach sinnbefreit“, sagt Wolf.

Dabei schaut der Chefcoach ja gerne Fußball. Wird er zur rein beruflichen Analyse auch weiterhin tun. Um Schwächen und Räume wie beim nächsten Gegner Fortuna Düsseldorf zu suchen. Aber ebenso um Lösungen für die eigene Mannschaft zu finden. Und da das Stuttgarter Spiel weiterhin viel zu wünschen übrig lässt, bleibt für Wolf genug zu gucken – und zu tun.

Einen zusätzlichen Nervekitzel durch Fernbeobachtungen von Eintracht Braunschweig oder Hannover 96 benötigt Wolf da nicht. Auch der Blick auf Union Berlin oder Dynamo Dresden lenkt nur vom Wesentlichen ab: Noch sind es 16 Spiele bis zum Saisonende, 16 Endspiele, wie es beim VfB heißt. Rechenspiele Ende Januar schicken sich da einfach nicht. „Das war nur der erste Schritt“, sagt der Manager Jan Schindelmeiser nach dem 1:0-Sieg beim FC St. Pauli, „der erste von 17.“ Ein wichtiger zweifellos, weil er den Stuttgartern mehr Gewissheit darüber gibt, wo sie nach zwei Niederlagen zum Hinrundenende und einer Vorbereitung nun tatsächlich stehen.

VfB wird zum Ende hin stärker

Viel Kampf hat sie in die Begegnung am Hamburger Millerntor gesteckt, aber eben wenig Fußball geboten. Was auch an den Platzverhältnissen lag. „Eine Vollkatastrophe“, so Schindelmeiser. Schwer war der Boden, was schon manchem Fußballer die Leichtigkeit geraubt hat. Mit neuem Personal und vor allem frischem Mut trat der Tabellenletzte den Stuttgartern entgegen, was die favorisierten Schwaben in anderen Stadien schon erschreckt hat.

Hier gibt es unsere Taktikanalyse zum VfB-Spiel

Doch diesmal überwand der VfB die Widerstände im Spiel. „Wir sind zum Ende hin wieder stärker geworden“, sagt Wolf. Die Gäste schafften es, das Geschehen im letzten Viertel wieder mehr in die Hälfte der Kiezkicker zu drücken. Ohne zu zaubern, aber auch ohne zu zaudern. Denn gelungene Kombinationen hatten nicht zum ersten Mal Seltenheitswert, das Plus an individueller Klasse zahlte sich dagegen aus.

Und dann kam tatsächlich noch dieser „wunderschöne Moment“, wie Wolf sagt. Carlos Mané war letztlich für ihn zuständig – der für Julian Green eingewechselte Stürmer, der einem mit seinem feingliedrigen Körper und feinsinnigen Spiel unter all diesen Kraftmeiern in der zweiten Liga manchmal wie ein verirrter Künstler vorkommt. Sein Treffer war der formvollendete Abschluss eines guten Angriffs und somit die Korrektur oder Bestätigung einer Personalrochade des Trainers – je nach Lesart.

Mané ist zunächst enttäuscht

Enttäuscht hatte Mané zur Kenntnis nehmen müssen, dass er nicht zur Anfangself gehörte. Trotz seiner Effektivität mit jetzt fünf Saisontreffern und vier Torvorlagen. Erfreut hatte dagegen Jean Zimmer zur Kenntnis nehmen dürfen, dass sich Einsatz lohnt. Dass es Wolf nicht darauf ankommt, wer am schönsten spielt, sondern wer sich am meisten reinhaut.

Kommen beide Elemente zusammen – gut. Wenn nicht, dann tüftelt der Coach an anderen Varianten. Die rechte Seite besetzte er deshalb mit Kevin Großkreutz in der Abwehr und davor Jean Zimmer. Zwei Renner, eine Bewertung. „Sie waren nach hinten sehr stabil und verlässlich“, sagt Wolf. Was im Verbund mit dem aufmerksamen Innenverteidiger Timo Baumgartl dazu geführt hat, dass der VfB im Jahr 2017 noch kein Gegentor hinnehmen musste – in vier Tests und dem einem Pflichtspiel nicht.

Das Vorhaben, den VfB winterfester zu machen, als er sich unmittelbar vor der Winterpause präsentierte scheint damit, in die Spur gebracht zu sein. Allerdings beinhaltet es bei den Stuttgartern stets das Problem, dass wenn die Defensive besser wird, die Offensive gleichzeitig an Qualität verliert. Die Frage der Balance begleitet die Mannschaft deshalb schon lange. Sie zu beantworten hat sich Wolf zur Aufgabe gestellt. Auch, damit die Stuttgarter Spiele wieder ansehnlicher werden.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

lade Widget...

Tabelle

lade Widget...
Komplette Tabelle