Dan-Axel Zagadou stand erstmals nach seiner Verletzung in der Startelf des VfB Stuttgart. Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch

Im Auswärtsspiel beim SC Freiburg macht das Team des VfB Stuttgart Vieles gut – bekommt aber wieder keine Punkte. Warum? Dafür ist Dan-Axel Zagadou ein gutes Beispiel.

Dan-Axel Zagadou ist das, was man einen Schrank nennt. 1,96 Meter groß, 90 Kilogramm schwer, eine beeindruckende Erscheinung. Doch am Samstagabend wirkte er nicht stark, kraftvoll, hünenhaft – sondern wie ein Häuflein Elend. Mit traurigem Blick trottete er über den Rasen des Europa-Park-Stadions in Freiburg, immer wieder zog er sich das Trikot hoch ins Gesicht, und die Zahl derer, die dem Franzosen Trost spenden wollten, war nicht gerade gering. „Er wurde“, sagte Fabian Wohlgemuth, der Sportdirektor des VfB Stuttgart, „von allen in den Arm genommen.“

 

Zagadou hatte erstmals nach seiner im Trainingslager erlittenen Sprunggelenkverletzung in der VfB-Startelf gestanden. Konstantinos Mavropanos hatte sich in den vergangenen Tagen müde gefühlt, daher setzte der Trainer Bruno Labbadia auf den Rückkehrer. Und wurde an sich nicht enttäuscht.

„Nach so einer langen Verletzung war es ein guter Einstand“, sagte Wohlgemuth. Labbadia ergänzte: „Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht, war unser Fels in der Abwehr.“ Doch weil dieser Fels am Ende an den Szenen maßgeblich beteiligt war, die zum 2:1-Sieg des SC Freiburg geführt haben, war Zagadou dann eben kein gefeierter Held – sondern ein weiteres Sinnbild für den VfB Stuttgart im Jahr 2023.

Traumtor von Chris Führich reicht nicht

Fünf Bundesligaspiele hat das Team unter Labbadia nun absolviert, immer wieder gab es gute Aspekte in den Partien – aber eben viel zu wenig Punkte. Weshalb sich die Lage seit dem Pflichtspielstart am 21. Januar kein bisschen entspannt hat. Dabei hat die Konkurrenz zuletzt immer wieder für den VfB gespielt.

Das Labbadia-Team aber hat diese Vorlagen nicht verwandeln können. Denn so zuverlässig Dinge funktionieren, so zuverlässig gelingen andere nicht. Und am Ende senkt sich die Waage meist auf die negative Seite. In Freiburg sah der Coach eine Mannschaft, die „sehr gut verteidigt hat, wir haben relativ wenig zugelassen“. Und Chris Führich schoss den VfB sehenswert in Führung (30. Minute). Doch statt vorne nachzulegen, blieben die Stuttgarter insgesamt wieder eher harmlos in der Offensive.

Luca Pfeiffer ist derzeit nicht annähernd ein Ersatz für den noch länger verletzen Serhou Guirassy. Gil Dias hatte Mühe, die richtige Mischung aus Angriffslust und Defensivarbeit zu finden. Und aus dem Mittelfeld entsteht derzeit auch kaum Torgefahr. Umso verhängnisvoller sind dann die wenigen Fehler hinten. Am Samstag leistete sich Zagadou zwei Fouls im Strafraum, die zu Elfmetern (nach Videobeweis) und den Freiburger Treffern führten.

„Diese Dramaturgie war bitter und auch demoralisierend“, klagte Wohlgemuth. „Sehr, sehr bitter“ sei der Nachmittag gelaufen, ergänzte Labbadia, dessen Team nach 20 Partien immer noch mit nur 16 Punkten dasteht. In der vergangenen Saison hatte der VfB nach 20 Spieltagen zwei Zähler mehr und schaffte den Klassenverbleib gerade so. Es gibt aber auch Beispiele, wie mit der jetzigen VfB-Bilanz der Abstieg noch vermieden wurde.

Beispiele, die Mut machen

Werder Bremen, zum Beispiel, in der Saison 2016/2017. 1899 Hoffenheim erreichte das Ziel 2012/2013 über die Relegation, ebenso der Hamburger SV 2013/2014. Der 1. FSV Mainz 05, 1899 Hoffenheim und der FC Augsburg schafften es in den vergangenen Jahren sogar mit noch weniger Punkten nach 20 Partien.

Mutmacher für den VfB? Vielleicht. Lieber aber verlassen sie sich in Stuttgart weiter auf ihre eigene Arbeit. „Bemitleiden brauchen wir uns nicht“, forderte Wohlgemuth, „wir bereiten uns mit voller Kraft auf das nächste Spiel vor.“ Das findet am Samstag (15.30 Uhr) statt, zu Gast ist der 1. FC Köln. Das Trösten von Dan-Axel Zagadou sollte bis dahin abgeschlossen sein.