Präsident Gerd Mäuser geht weiter von einer Einigung mit Bruno Labbadia (Foto) aus, doch der Trainer hält sich bedeckt, ob er den Kurs des VfB Stuttgart in den nächsten Jahren mittragen wird. Foto: Pressefoto Baumann

Präsident Gerd Mäuser geht weiter von einer Einigung mit Bruno Labbadia aus, doch der Trainer hält sich bedeckt, ob er den Kurs des VfB Stuttgart in den nächsten Jahren mittragen wird.

Belek - Zu früher Stunde bat Gerd Mäuser am Freitag zum Gespräch. Die Zeit drängte: Gegen Mittag musste der Präsident am Flughafen sein, um die Maschine nach Stuttgart zu erreichen. Also machte es Mäuser kurz. „Wir haben ein intensives Gespräch in einer sehr positiven, offenen und konstruktiven Atmosphäre geführt“, erklärte er in lupenreiner Politikersprache und kam dann zum Wesentlichen: „Mein Gefühl sagt mir, dass wir das hinbekommen.“ In den Gesprächen um eine Vertragsverlängerung mit Labbadia habe er „eine ganze Menge Gemeinsamkeiten“ festgestellt. Mäuser betonte, Labbadia nicht unter Zeitdruck setzen zu wollen: „Ob wir das am 31. Januar, am 15. Februar oder im März machen, spielt keine Rolle.“

Zumindest diese Ansicht teilt Labbadia mit dem Präsidenten. „Wir sind klar und ehrlich miteinander umgegangen“, sagte er, „aber wir lassen uns nicht unter Zeitdruck setzen. Es gibt kein Zeitfenster, in dem wir zu einer Entscheidung kommen müssen.“ Die Hängepartie dauert also weiter an.

Mäuser hatte Labbadia am Mittwochabend die finanziellen und personellen Perspektiven aufgezeigt, die der Verein dem Trainer zu bieten hat. Jetzt liege der Ball bei Labbadia: „Das ist natürlich eine schwerwiegende Entscheidung für den Trainer in Bezug auf seine Lebensplanung.“

„Der VfB ist ein schöner Verein“

Labbadia versicherte, nicht mit anderen Clubs in Kontakt zu stehen und sich in Stuttgart wohl zu fühlen: „Der VfB ist ein schöner Verein. Ich habe ihn schätzen gelernt. Wir sind mit der Mannschaft und auch mit den Verantwortlichen in den letzten zweieinhalb Jahren durch dick und dünn gegangen.“

Ein Bekenntnis zu einer weiteren Zusammenarbeit ist das aber nicht. In wichtigen Fragen konnte der VfB Labbadias Bedenken offenbar nicht zerstreuen. „Wir haben ihm klargemacht, was der Verein in den nächsten Jahren kann und was nicht. Das hat Herr Labbadia verstanden“, sagte Mäuser.

Das kann man wohl sagen. Labbadia ist keiner, der sich Illusionen hingibt. Und wenn, hat die ihm der VfB bereits wieder geraubt. „Dass der Weg mit dem Verein nicht einfacher wird, ist aus dem Gespräch deutlich herausgekommen“, sagte er. Doch Labbadia will nicht nur verwalten, sondern gestalten. Und das geht nicht ohne Investitionen ab – über die Vertragsverlängerungen mit Christian Gentner, Tamas Hajnal, Georg Niedermeier und Gotoku Sakai hinaus, die der VfB im Trainingslager in Belek bekanntgegeben hat. Sie sichern den Status quo, heben aber nicht die Qualität und Substanz, die der Kader aufgrund fehlender Investitionen zuletzt eingebüßt hat. Zugleich hält der Verein seine Ziele – die internationale Teilnahme – unverändert aufrecht. „Wir gehen seit zwei Jahren diesen Kurs. Nach dem Einzug in die Europa League hatten wir im Sommer gehofft, den nächsten Schritt machen zu können. Den konnten wir aber nicht gehen“, sagte Labbadia.

Labbadia hat das Gefühl, dass seine Arbeit gering geschätzt wird

Allein das vergangene Geschäftsjahr wird der VfB mit Verlusten von rund zehn Millionen Euro abschließen. „Wir müssen weiter absolut am Maximum arbeiten. Daran wird sich nach der Erklärung des Vereins nichts ändern“, sagte Labbadia, „das ist eine Strecke, die noch eine Weile anhalten kann.“

Der Präsident kann mit dieser Situation sichtlich besser leben als der Trainer. „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Herrn Labbadia dieser Weg nicht unsympathisch ist“, sagte Mäuser und zog zufrieden eine sportliche Bilanz des Kalenderjahres 2012. „Wenn man die Transfers von Vedad Ibisevic und Julian Schieber gegeneinander aufrechnet, haben wir 300 000 Euro in den Kader investiert. Gemessen daran war es kein schlechtes Jahr.“ Auch Aussagen wie diese bestärken Bruno Labbadia in dem Gefühl, dass seine Arbeit im Verein gering geschätzt wird. Denn der Einzug in die Europa League und die Tatsache, dass der VfB als eine von nur drei Mannschaften in drei Wettbewerben überwintert, ist deutlich mehr als nur kein schlechtes Jahr. „Die Dinge“, schloss der Trainer, „ändern sich beim VfB nicht so schnell.“ Ob das auch für die Besetzung des Trainerstuhles gilt, ließ er allerdings offen.