Vier VfB-Profis, ein Schicksal: Vedad Ibisevic, Timo Werner, Moritz Leitner und Timo Baumgartl müssen sich umstellen – die ehemals mehr oder weniger festen Größen spielen im Endspurt um den Klassenverbleib nur noch untergeordnete Rollen Foto: Pressefoto Baumann

Huub Stevens hat sich festgelegt: Der Trainer des VfB Stuttgart hat im Endspurt um den Klassenverbleib seine Stammelf gefunden. Und damit Spieler aussortiert, die zuletzt noch eine mehr oder minder wichtige Rolle innehatten.

Stuttgart - Vergangene Woche war nur eine einzige Trainingseinheit öffentlich. Der VfB schottete sich ab, um in Ruhe arbeiten zu können. Aber gewiss nicht, um der Konkurrenz einen Einblick in die Startelf für die anstehende Partie zu verwehren. Denn die ist neuerdings kein Geheimnis mehr.

Nun, da die heiße Phase im Ringen um den Klassenverbleib läuft, hat der Trainer seine Stammelf gefunden. Spieler, denen er bedingungslos vertraut. Das freut die Auserwählten, die anderen mögen sich wundern: Was ist jetzt los? Vor allem Spieler wie Daniel Schwaab, Gotoku Sakai oder Timo Werner, die sich bis vor kurzem als feste Größen fühlen durften. Und denen Robin Dutt weiter eine wichtige Rolle zuschreibt.

„Der Trainer hat seine Formation gefunden, trotzdem herrscht im Training ein harter Konkurrenzkampf. Und das ist gut so“, sagt der Sportvorstand über die Verschiebungen im Kader. Die haben zwei Gründe: die aktuellen Leistungen, „und dann kommt es im Kampf gegen den Abstieg vor allem auf Erfahrung an“, sagt Huub Stevens. Der Reihe nach:

Oriol Romeu (23): Als der Leihspieler zu Saisonbeginn vom FC Chelsea kam, machte er sich im defensiven Mittelfeld gleich unersetzlich. Seit Mitte Februar aber ist er nur noch eine Teilzeitkraft: Fünf der letzten acht Spiele saß er auf der Bank. Neuzugang Serey Die hat dem Spanier den Rang als Sechser abgelaufen. Stevens bevorzugt die Unerschrockenheit, Zweikampfstärke und Aggressivität des „Büffels“. Im Heimspiel gegen den SC Freiburg ist Die an diesem Samstag gelbgesperrt, Romeu darf auf eine Rückkehr in die Startelf hoffen – danach wird er sich aber wieder hinten anstellen müssen.

Carlos Gruezo (20): Das Talent aus Ecuador war am Ende der vergangenen und zu Beginn der laufenden Spielzeit gesetzt. Inzwischen ist er der Ersatz für Romeu, der wiederum Ersatz für Die ist.

Gotoku Sakai (24): Bis Mitte März durfte sich der Japaner zur Stammelf zählen, seit vier Spielen sitzt er nur noch auf der Bank. Stevens hat sich auf der linken Abwehrseite für Adam Hlousek entschieden.

Timo Werner (19): Lange hat Stevens bedingungslos am Youngster festgehalten – trotz dessen durchwachsener Leistungen. Seit drei Spielen kommt Werner nur noch sporadisch zum Zuge – Filip Kostic hat ihn auf der Position im linken Mittelfeld überholt. Rechts war auch kein Platz für Werner, als Martin Harnik am Samstag in Augsburg gesperrt ausfiel.

Timo Baumgartl (19): Er kam, sah und spielte – 13 von 14 Partien hat der Innenverteidiger nach der Verletzung von Antonio Rüdiger über 90 Minuten bestritten, die allermeisten mit Bravour. Seit Rüdiger (22) fit ist, sitzt Baumgartl draußen. „Toni hat mehr Erfahrung, das war für mich ausschlaggebend“, sagt Stevens. An Baumgartls Leistungen lag es nicht, wie auch Robin Dutt indirekt bekräftigt: „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man einen Timo Baumgartl ersetzen kann“ – einen starken durch einen etwas stärkeren Spieler also.

Moritz Leitner (22): Die Leihgabe von Borussia Dortmund war zu Saisonbeginn gesetzt, danach war er Stammkraft, zuletzt nur noch Joker. Am Samstag reichte es gerade noch für den VfB II. Bei den Profis hat sich auf der Zehner-Position Alexandru Maxim festgespielt. Womöglich schon gegen Freiburg setzt Daniel Didavi zum Comeback an. Dann rutscht Leitner, der zum BVB zurückkehrt, in der Hierarchie noch weiter zurück.

Vedad Ibisevic (30): Der lange Abstieg des einst unersetzlichen Torjägers begann mit dessen Rotsperre im Frühjahr 2014. Unter Stevens’ Vorgänger Armin Veh war er zu Saisonbeginn noch eine feste Größe. Nach einem Ermüdungsbruch verlor er den Anschluss. Jetzt hat Daniel Ginczek (fünf Tore in vier Spielen) die Nase vorn.

Ibisevic dagegen wartet seit Januar 2014 auf ein Pflichtspieltor. Dass er dennoch im Kader bleibt, ist wohl seinem Ansehen in der Mannschaft zuzuschreiben: Sein Wort hat Gewicht.

Da unterscheidet er sich von Mohammed Abdellaoue (29), der seit Wochen fit ist, aber erst nur beim VfB II zum Einsatz kam – und seit einem Monat überhaupt nicht mehr.