VfB-Coach Hannes Wolf nach dem 0:2 gegen Schalke: Als hätte er es geahnt Foto: Bongarts

Der VfB Stuttgart trennt sich von Hannes Wolf. Der junge Coach muss gehen, weil ihm das wichtigste Argument fehlte: der Erfolg. Aber das Problem sitzt tiefer, schreibt StN-Autor Gunter Barner.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart hat sich mal wieder von einem Trainer getrennt. Vollbremsung! Und vielleicht ist es ja so, dass die Bosse damit nur einer Tradition folgen, die den Verein seit der letzten Meisterschaft 2007 als negatives Markenzeichen prägt: ständige Personalwechsel.

Ein Kader, der nicht passt

Diesmal erwischt es Hannes Wolf. Weil er aus den vergangenen acht Bundesligaspielen nur ein Remis und einen Sieg nachweisen kann, fehlten ihm am Schluss die Argumente in eigener Sache. Viel spricht dafür, dass auch er nach dem 0:2 gegen den FC Schalke 04 den Glauben in seine Mission verloren hatte. Aber es wäre viel zu kurz gesprungen, die Trennung mit fehlender Fortüne, mit taktischen und strategischen Fehlgriffen oder gar mangelhafter Trainingsarbeit zu erklären. Dagegen verfestigte sich nach der Winterpause der Eindruck, dass der junge Coach mit einem Kader zu arbeiten hatte, der im Grunde nicht mehr zu seinen Vorstellungen passte.

Denn der VfB Stuttgart ist nach dem Wiederaufstieg erschreckend schnell von dem Weg abgebogen, den Präsident Wolfgang Dietrich so eindeutig und kompromisslos vorgezeichnet hatte: Der sportliche Neuaufbau sollte mit überwiegend jungen und frischen Kräften gelingen, unterstützt von einigen erfahrenen Spielern. Doch mit dem überraschenden Wechsel des Sportvorstands kurz vor Saisonstart ging die Balance zwischen den beiden Parametern verloren. Der in der Schlangengrube Bundesliga noch unerfahrene Wolf schwankte zwischen den eigenen Ansprüchen und den Vorstellungen des Sportchefs Michael Reschke – und fiel mit der Mannschaft in ein Tief, in dem der unbedingte Glaube an die eigenen Stärken verloren ging. Es fehlten die Leidenschaft in den Zweikämpfen, das Brennen für den Sieg. Der Funke sprang von der Mannschaft nicht mehr auf die Fans über.

Falsch abgebogen

Präsident und Aufsichtsratschef Wolfgang Dietrich und Sportchef Michael Reschke tragen einen großen Teil Mitverantwortung an dieser Entwicklung. Reschkes Auftritte in der Öffentlichkeit sind mitunter geprägt von Selbstverliebtheit und lose wehenden Gedanken. Seine Äußerungen nach der VfB-Niederlage in Mainz waren der Anfang vom Ende von Hannes Wolf. Ob das Geplapper schon Teil einer Strategie war, den Trainer loszuwerden, in den sein Vertrauen schwand, ist unerheblich. Klar ist dagegen: Dietrich und Reschke stehen jetzt in der Pflicht, die Dinge noch zum Guten zu wenden. Abgerechnet wird am Ende der Saison. Doch selbst, wenn unterm Strich der Klassenverbleib stehen sollte, gibt es Anlass, den Kurs der Bosse kritisch zu hinterfragen: Was ist von dem neuen Weg geblieben, den die weiß-rote Glaubensgemeinschaft so entschlossen gehen wollte?