Sein Comeback gibt dem VfB neue Hoffnung: Spielmacher Daniel Didavi Foto: Pressefoto Baumann

Der VfB Stuttgart ist zwar nach wie vor Tabellenletzter der Fußball-Bundesliga, schöpft nach dem 2:0-Sieg gegen den FSV Mainz 05 aber neue Hoffnung im Kampf gegen den Abstieg. Tatsächlich spricht wieder mehr für das Team von Trainer Huub Stevens.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart ist zwar nach wie vor Tabellenletzter der Fußball-Bundesliga, schöpft nach dem 2:0-Sieg gegen den FSV Mainz 05 aber neue Hoffnung im Kampf gegen den Abstieg. Tatsächlich spricht wieder mehr für das Team von Trainer Huub Stevens.

Wille und Entschlossenheit

Tauschen würde Martin Schmidt vermutlich nicht wollen mit dem VfB Stuttgart. Am Samstagabend riet der Mainzer Trainer seinen Spielern dennoch, sich am Tabellenletzten ein Beispiel zu nehmen. „Ich muss eingestehen, dass das bessere Team gewonnen hat. Vor allem durch den unheimlichen Willen, den der VfB an den Tag gelegt hat“, sagte Schmidt nach der Partie, weshalb es auch Huub Stevens leichtfiel, seine Mannschaft zu loben: „Es hat in diesem Spiel insgesamt viel Spaß gemacht, meine Jungs zu coachen.“ Eben weil die Roten 90 Minuten lang kaum Zweifel haben aufkommen lassen – am Willen zum und am Glaube an den Sieg. Auch nach der Führung setzte nicht wie zuletzt ein Zaudern und Zögern ein. „Es war von Anfang bis Ende ein verdienter Sieg“, sagte Angreifer Martin Harnik, für den ein Grund dafür bereits weit zurückliegt. „Wir haben die Situation schon vor Wochen angenommen. Der Kampf gegen den Abstieg belastet uns nicht so sehr, dass wir schlecht spielen.“ Huub Stevens war es dennoch wichtig, seine Spieler unmittelbar nach dem Abpfiff auf die weiteren Aufgaben einzuschwören. Erstmals in dieser Saison bildete das VfB-Team noch auf dem Feld einen Kreis. „Das habe ich bewusst gemacht“, sagte Stevens, „um deutlich zu machen, dass wir noch nichts gewonnen haben.“ Und dass Wille und Entschlossenheit im Saisonfinale weiter Grundvoraussetzungen sind.

Qualität im Kader

Dass der VfB über mehr Klasse verfügt, als es Tabellenplatz 18 aussagt, haben schon viele erzählt im Laufe dieser Saison. Allzu oft haben die Roten diese Einschätzung widerlegt, erst im Saisonfinale folgt die Bestätigung. Vor allem die Offensive genügt mittlerweile höheren Ansprüchen. Filip Kostic zum Beispiel wählt zwar immer den gleichen Trick, zu halten ist der pfeilschnelle Serbe dennoch nicht. TV-Experte Lothar Matthäus verglich den 22-Jährigen sogar mit Bayern-Star Franck Ribéry. Martin Harnik ist wieder in Form gekommen, Daniel Ginczek ist Arbeiter, Vorbereiter und Vollstrecker zugleich, und hinter den Angreifern sorgt das Duo Daniel Didavi/Alexandru Maxim abwechselnd für kreative Momente. Wichtig für den Schlussspurt wird sein, dass sich die Defensive vollends stabilisiert, das Heimspiel gegen Mainz war ein ordentlicher Beginn eines solchen Prozesses. Ent- scheidend könnten auch mentale Qualitäten werden. Die VfB-Profis wissen um die eigene Situation und meist auch um die Ergebnisse der Konkurrenz, Martin Harnik aber versichert: „Es ist ein Trumpf, dass uns das alles nicht unruhig macht.“

Unterstützung der Fans

Als Huub Stevens am Samstagabend vor die Presse trat, stellte er die sportliche Analyse des Heimspiels erst einmal zurück. „Ich will zunächst einmal unseren Fans ein großes Dankeschön sagen. Nicht nur für diese Partie“, sagte der VfB-Coach. Doch gerade in diesem Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 war die Unterstützung der Anhänger für ihre Mannschaft außergewöhnlich. „Die Stimmung war überragend“, sagte Mittelfeldspieler Daniel Didavi. Filip Kostic sprach von einem Gänsehaut-Moment nach seinem Treffer zum 2:0, und Martin Harnik erklärte: „Die Leute haben erkannt, dass sie auch in schwierigen Zeiten zu uns stehen müssen.“ Vor allem aber hat auch die Mannschaft in den Heimspielen ihr Teil dazu beigetragen. Nach zaudernden Auftritten zum Rückrundenbeginn folgten Heimsiege gegen Eintracht Frankfurt, Werder Bremen und gegen den FSV Mainz. „Wir haben die Leute überzeugt“, sagte Harnik, „deshalb stehen sie geschlossen hinter uns. Das tut uns gut.“ Das Heimspiel gegen den Hamburger SV am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) ist bereits ausverkauft.

Konstellation im Tabellenkeller

Um unangebrachter Euphorie gleich einmal vorzubeugen: Wenn es ganz dumm läuft, ist der VfB Stuttgart schon am kommenden Samstag abgestiegen. Verlieren die Roten gegen den Hamburger SV und gewinnen zwei weitere Konkurrenten im Tabellenkeller, ist es rum. Doch davon geht an der Mercedesstraße logischerweise niemand aus. Vielmehr dient die Konstellation vor den letzten beiden Spieltagen der Bundesligasaison dem VfB als Trumpfkarte. Als einziges Team spielt die Mannschaft von Huub Stevens noch gegen zwei direkte Konkurrenten. Erst kommt der HSV nach Stuttgart, dann muss der VfB nach Paderborn. Um am letzten Spieltag beim Aufsteiger aus eigener Kraft alles klarmachen zu können, ist ein Erfolg gegen die Hamburger zunächst Grundvoraussetzung. „Das ist ein Spiel um Existenzen“, sagte Martin Harnik, „das Stadion wird brennen.“ Die Hamburger befinden sich unter Bruno Labbadia zwar im Aufwind, beim 1:1 gegen den SC Freiburg am Freitagabend war der Punktgewinn allerdings glücklich und erst kurz vor dem Abpfiff gesichert (durch Gojko Kacar). „Das war ein sehr emotionaler Moment, den wir gebraucht haben. Der Abstiegskampf zerrt an den Nerven“, sagte HSV-Coach Labbadia. Und Torhüter Rene Adler ergänzte: „Am Samstag in Stuttgart steigt für uns das nächste Endspiel.“ Entsprechend stimmte Sportchef Robin Dutt sein Team bereits auf den HSV ein: „Das wird sehr intensiv, es wird zur Sache gehen.“