Mario Gomez bei der Ankunft im Trainingslager: Der 32-Jährige soll die lahme VfB-Offensive beflügeln. Foto: Baumann

In La Manga will der VfB Stuttgart an seinen Problemstellen arbeiten – auch mithilfe von Mario Gomez. Wir haben zusammengestellt, was beim VfB ganz oben auf der Agenda steht.

La Manag - Von den heftigen Böen des Sturmtiefs Burglind wie beim Abflug in Stuttgart ist nichts zu spüren, als der gemietete Bus des VfB Stuttgart am Mittwochmittag um 12.35 Uhr vor die Fünf-Sterne-Anlage „La Manga Club Principe Felipe“ rollt. Zwar geht ein leichter Wind, doch die mit 300 Tagen unter blauem Himmel sonnenverwöhnteste Region im Südosten Spaniens meldet um 15 Uhr stolze 20 Grad. Die Bedingungen sind also ideal für das kurze Wintertrainingslager des VfB, der hier sieben Tage bleiben wird, ehe es am nächsten Dienstag, vier Tage vor dem Start der Rückrunde mit dem Heimspiel am Samstag, 13. Januar, gegen Hertha BSC (15.30 Uhr), wieder nach Hause geht.

 

Für den VfB-Trainer Hannes Wolf gibt es bis dahin einiges zu tun. Vier Themen stehen dabei auf der Agenda ganz oben.

Die lahme Offensive

0:1, 0:2, 0:1, 0:1 – so lauteten die Ergebnisse des VfB in den vergangenen vier Bundesliga-Spielen gegen Bremen, Leverkusen, Hoffenheim und den FC Bayern. Kein Treffer also gelang den Stuttgartern zum Abschluss der Vorrunde. „Das Spieljahr 2017 bewerte ich insgesamt als positiv, aber die letzten Wochen waren kompletter Schrott“, sagt Trainer Hannes Wolf, der um die Schwächen seiner Elf beim Torabschluss weiß. „Wir haben da ein Problem und benennen es auch.“

Also sollen in La Manga, wo sich vier gut gepflegte Trainingsplätze und ein kleines Stadion in unmittelbarer Nähe zum Hotel befinden, auch die neuen Abläufe im Spiel nach vorne einstudiert werden. Schließlich ist in Mario Gomez ein klassischer Strafraumstürmer verpflichtet worden. Auf Gomez muss das VfB-Spiel nun zugeschnitten werden. Und zwar unabhängig davon, ob der Manager Michael Reschke noch einen weiteren Offensivspieler verpflichtet, wonach es aussieht. Hierbei sind auch die anderen Mannschaftsteile gefordert, etwa die Außenspieler Andreas Beck, Emiliano Insua oder Dennis Aogo. Von ihnen müssen mehr brauchbare Zuspiele kommen.

Die taktische Variabilität

Eine Dreierkette, die sich im Rückwärtsgang zu einem Fünferriegel erweitert, dazu in dem Kapitän Christian Gentner und dem einsatzfreudigen Kraftwürfel Santiago Ascacibar eine Doppelsechs, die ebenfalls ihr zentrales Augenmerk auf die Defensive legte – mit dieser Taktik hat sich Hannes Wolf in der VfB-Fangemeinde nicht nur Freunde gemacht. Vor allem im Finale der Vorrunde, als es nicht mehr lief, wurde die Kritik am System, an der fehlenden taktischen Flexibilität, immer lauter.

Doch Hannes Wolf handelte als ein Überzeugungstäter, als ein Trainer, der seiner Mannschaft nicht mehr zumuten wollte, als sie kann. Safety first, lautete daher sein Motto. „Wenn wir nie Chancen gehabt hätten, könnte ich den Vorwurf verstehen“, so lautete meist der Wolf’sche Konter, sobald ihm eine zu defensive Grundeinstellung vorgeworfen wurde. „Wir haben leider oft nicht das Tor gemacht“, ergänzte Hannes Wolf im ersten Drittel der Saison noch gerne. Zuletzt wurde der Coach aber stiller, was zeigt, dass er die taktische Grundformation überdenkt. Schließlich braucht der VfB mehr Zug nach vorne. Sich allein damit rühmen zu können, niemals hoch verloren zu haben, reicht am Ende nicht.

Die Schwäche bei ruhenden Bällen

Dass beim VfB nach 17 absolvierten Bundesliga-Spielen noch kein Mittelfeldspieler ein Tor erzielt hat, zählt zu den Sorgen der Offensive. In der Verteidigung besitzt der Club in Holger Badstuber immerhin den zweikampfstärksten deutschen Innenverteidiger der gesamten Liga. Auf eine Quote von 67,7 Prozent an gewonnenen Zweikämpfen kommt der Ex-Nationalspieler, der zwölf der 17 Spiele absolvierte. Neben Badstuber konnte auch Timo Baumgartl an Stabilität zulegen – und vor Torhüter Ron-Robert Zieler, der sich als sicherer Rückhalt erwies, spielte sich der Franzose Benjamin Pavard mit inzwischen guten WM-Chancen in den Kreis der Équipe tricolore.

Der VfB hat sich defensiv also stabilisiert. Vor allem, wenn der Ball rollt. Wäre da nicht die Schläfrigkeit bei ruhenden Bällen, nach denen der Aufsteiger regelmäßig ins Hintertreffen geriet. Elf der 21 Gegentore der Hinserie fielen nach Standards, darunter schnell ausgeführte Freistöße. Für Hannes Wolf, seinen Assistenten Miguel Moreira und das Trainerteam geht es in La Manga also auch darum, an der Handlungsschnelligkeit zu arbeiten, die eine geistige Frische voraussetzt.

Das Teamgefüge

Simon Terodde nach Köln, dafür Mario Gomez aus Wolfsburg zum VfB – das sind bisher die einzigen Rochaden, die sich auf dem Wintermarkt ergeben haben. Doch das Transferfenster ist noch bis zum 31. Januar geöffnet. Allerdings wird sich das Teamgefüge auch so ändern. In Terodde ist ein Führungsspieler weg, der der Mannschaft auch nach außen ein Gesicht gab. Nun setzt der Club seine Hoffnungen in andere Spieler. Anastasios Donis soll zu mehr Einsatzzeiten kommen und sein volles Potenzial entfalten; auch der nach seiner Adduktorenverletzung wieder fitte Daniel Ginczek, der erst sechs Partien absolvierte, soll wieder ein Leader sein. Der seit März verletzte Carlos Mané ist in La Manga ebenfalls mit dabei und soll zur Alternative reifen.

„Insgesamt hatten wir zu wenige Mentalitätsspieler“, sagt der Manager Michael Reschke, der den Kapitän Christian Gentner als leuchtendes Beispiel für Einsatz- und Siegeswillen sieht. Gentner zur Seite stehen als Antreiber neben Zieler und Badstuber noch Andreas Beck und in Ansätzen der junge Ascacibar. Von den anderen, etwa von Dennis Aogo, kommt zu wenig. „Jeder unserer Spieler hat aber den Anspruch, erste Liga zu spielen. Da darf man mehr Mentalität verlangen“, sagt Reschke, der bereits angekündigt hat, mit einigen Akteuren in La Manga das Gespräch unter vier Augen zu suchen.