Kritische Lage mit dem VfB Stuttgart: Trainer Armin Veh Foto: Baumann

Der VfB Stuttgart ist Tabellenletzter und hat die löchrigste Defensive in der Bundesliga. Dennoch sagt Trainer Armin Veh: „Ich habe jetzt mehr Zuversicht als nach den ersten Spielen.“

Stuttgart - Herr Veh, der VfB ist Tabellenletzter. Schlafen Sie trotzdem noch ruhig?
Das Abschalten fällt mir schwer in unserer Situation. Den Knopf habe ich nicht, an dem ich drehen kann, um entspannter zu werden. Unsere Lage beschäftigt mich Tag und Nacht. Schon der erste Gedanke beim Aufwachen kreist um den VfB.
Was denken Sie da konkret? Verdammt, immer die gleichen Fehler in der Defensive?
In diese Richtung geht es. In der vergangenen Woche hatten wir sehr viel Zeit dafür aufgewendet, wie wir uns bei Standardsituationen des Gegners besser verhalten. Dennoch haben wir in Bremen wieder beide Gegentore nach Standards kassiert.
Das ist zum Verzweifeln.
Verzweifeln wäre ganz schlecht. Ich muss der Mannschaft ja etwas vermitteln. Da muss ich aufrecht vorangehen.
Wie sehr kratzt Platz 18 an Ihrem Selbstwertgefühl als Trainer?
Man läuft sicher nicht den ganzen Tag lächelnd durch die Welt, aber es gibt keine grundsätzlichen Zweifel.
Platz 18 besagt: Schlechter geht es nicht.
Es gibt im Sport leider einen Tabellenletzten. Und zurzeit sind wir diejenigen, die diesen Platz innehaben. Wir müssen ihn aber möglichst schnell an eine andere Mannschaft weitergeben.
Was macht Sie zuversichtlich?
Keiner unserer Spieler muss vom Potenzial her denselben Fehler zweimal machen. Wir kommen gut hinter den Ball, wir sind nicht in Unterzahl, wenn der Gegner angreift. Das ist besser geworden.
Trotzdem passieren Fehler, die schwer zu erklären sind.
Wir arbeiten intensiv daran, die Fehler abzustellen. Im Training klappt das auch ordentlich. Warum wir aber im Wettkampf die Fehler dennoch machen, ist schwer zu beurteilen, dafür gibt es keine schlüssige Erklärung.
Haben denn die Spieler eine?
Wir werden das 0:2 in Bremen aufarbeiten, wenn alle Nationalspieler zurück sind. Dann führen wir per Video die Fehler vor. Und dann erwarte ich auch Antworten von den Spielern.
Jetzt wäre Lockerheit am wichtigsten – aber sie ist wohl am schwersten zu erlangen?
Auf Platz 18 müsste jedem klar sein, worum es geht. Wenn du nach elf Spielen da unten stehst, ist das kein Zufall mehr. Da ist mehr denn je Ernsthaftigkeit gefragt. Aber du brauchst auch eine gewisse Lockerheit, im Training genauso wie im Spiel. Die Balance muss stimmen. Das ist die Kunst.
Wie geht das?
Es gibt kein Patentrezept, ich bin kein Zauberer. Ich sehe aber, dass wir einiges besser machen als zu Saisonbeginn. Ich habe jetzt mehr Zuversicht als nach den ersten Spielen.
Das müssen Sie erklären.
Vergangene Saison war der VfB die zweikampfschwächste Mannschaft der Liga und hat die wenigsten Großchancen herausgespielt. Das haben wir abgestellt. Auswärts sind wir die laufstärkste Mannschaft. Und ich kann keinem meiner Spieler den Willen absprechen. Wenn einer faul ist, werfe ich ihn raus. Aber das ist nicht der Fall.