Ein Linksfuß mit Ecken und Kanten: VfB-Neuzugang Jeff Chabot zählt zu den robustesten Innenverteidigern in der Bundesliga. Foto: Baumann

Nach dem Abgang von Abwehrchef und Kapitän Waldemar Anton sucht die Innenverteidigung des VfB nach neuer Stabilität. Köln-Neuzugang Jeff Chabot soll dabei eine wichtige Rolle spielen.

Wer sich die Kurve der Marktwertentwicklung des Profifußballers Jeff Chabot auf der Internetplattform „Transfermarkt.de“ ansieht, der kann dort in den vergangenen 18 Monaten einen dermaßen steilen Wertanstieg ablesen, der jedem Finanzinvestor das Herz höherschlagen ließe. Allerdings ist Chabot keine Aktie, sondern ein resoluter Bundesliga-Innenverteidiger.

 

Doch aus der erstaunlichen Bergfahrt seines Marktwerts von zwei auf neun Millionen Euro binnen anderthalb Monaten lassen sich zwei Dinge ableiten: Der 26-jährige Stuttgarter Neuzugang vom 1. FC Köln, der bei den in Liga zwei abgestiegenen Geißböcken zum besten Akteur avancierte, ist ganz klar ein Spieler im Aufwind; und der VfB hat ihn dank einer festen Ausstiegsklausel zum relativ geringen Preis von vier Millionen Euro an den Neckar lotsen können.

„Zu Hause in meiner Freizeit bin ich ein sehr ruhiger, ganz entspannter Typ“, sagt Jeff Chabot, als er sich nach einer Trainingseinheit im Stuttgarter Schlienzstadion erst einmal den Schweiß von der Stirn wischt. Auf dem Fußballplatz sieht es da schon ganz anders aus: „Da muss man sein Revier markieren. Ich lebe von körperlicher Intensität, Laufstärke und vom Einsatzwillen“, sagt er. Geht es in den Zweikampf, ist mit dem 1,95-Meter-Hünen also nicht zu spaßen. Dass er für die Kölner Boulevardblätter zuletzt aufgrund seiner körperlichen Präsenz nur „der Türsteher“ war, darf man durchaus als Respektbekundung verstehen.

Gute Aussichten auf einen Startplatz

Mit Blick auf die kommende Saison besitzt der Linksfuß nun beste Aussichten auf einen Platz in der ersten Elf des VfB. Schließlich ist der Kapitän und Abwehrchef Waldemar Anton inzwischen ein Dortmunder. „Ich weiß, welchen Stellenwert er in diesem Verein hatte. Ich hätte mich gefreut, mit ihm zu spielen“, sagt Chabot, auf den Fabian Wohlgemuth nun große Hoffnungen setzt: „Seine Klasse hat Jeff unter anderem in der abgelaufenen Saison gegen Serhou Guirassy bewiesen, als er ihn als einer der wenigen in Schach halten konnte“, sagt der VfB-Sportvorstand: „Er wird bei uns eine wichtige Rolle spielen.“

Ein Innenverteidiger soll kommen

Muss er auch – könnte man mit Blick auf den anstehenden Tanz auf drei Hochzeiten des VfB süffisant anmerken. Schließlich sind Anton und Hiroki Ito (zum FC Bayern) weg, während Dan-Axel Zagadou nach seinem Anriss des Kreuzbandes zwar konstante Fortschritte macht – aber noch nicht voll im Teamtraining mitmischt. Bleiben im Kader Anthony Rouault sowie der von Feyenoord Rotterdam geholte Ramon Hendriks als echte Innenverteidiger.

Zwar könnte auch der Schweizer EM-Fahrer Leonidas Stergiou im Abwehrzentrum aushelfen – und doch ist es das klare Bestreben des Stuttgarter Managements, noch zeitnah einen international erfahrenen Innenverteidiger zu holen. Hierbei bringen italienische Medien den slowenischen Nationalspieler Jaka Bijol, 25, von Udinese Calcio ins Spiel. Der besitzt einen Marktwert von zehn Millionen Euro – und ist bereits im Dress von Zweitligist Hannover 96 sowie von ZSKA Moskau in der Champions League aufgelaufen.

Eine Karriere mit vielen Stationen

„Ich möchte so viele Spiele machen wie möglich“, gibt sich Jeff Chabot derweil mit Blick auf seine Ziele beim VfB bescheiden. Wie sein alter Freund und Zimmergenosse zu Teenager-Zeiten bei RB Leipzig, Ermedin Demirovic, ist auch der Hesse aus Hanau nicht den geraden Weg gegangen. Manchmal dauert es eben ein wenig, bis eine Karriere richtig in Fahrt kommt. Eintracht Frankfurt, 1. FC Nürnberg, RB Leipzig, Sparta Rotterdam, FC Groningen, Sampdoria Genua, Spezia Calcio und 1. FC Köln lauteten die vielen Folgestationen, denen Chabot auch 48 Spiele in der holländischen Eredivisie sowie 44 Einsätze in der italienischen Serie A verdankt.

Zwei Staatsbürgerschaften

Julian Jeffrey Gaston Chabot, der als Sohn einer Französin und eines Deutschen zwei Staatsbürgerschaften besitzt und beide Sprachen spricht, hat zwar die internationalen Auftritte des 1. FC Köln vor zwei Spielzeiten in der Conference League auch wegen Verletzungen verpasst – doch hat er fußballerisch schon reichlich über den nationalen Tellerrand hinausgeschaut. Insofern dürfte ihn die neue Erfahrung auf höchstem Niveau in der Champions League besonders reizen.

„Ich bin von den Jungs hier sehr gut aufgenommen worden“, sagt der Innenverteidiger, der in der Jugend sämtliche U-Nationalmannschaften des DFB durchlief, über seinen Einstieg in Stuttgart. „Ich weiß, in welche Mannschaft ich komme“, fügt Jeff Chabot noch an: „Der VfB hat eine unfassbare Saison hinter sich. Nun wollen wir uns Woche für Woche beweisen – und weiter gute Ergebnisse holen.“