Die Verletzung des Stürmers reißt eine große Lücke in die ohnehin schon dünn besetzte Offensive. Foto: Pressefoto Baumann

Drei Monate lang fehlt Cacau wegen eines gerissenen Kreuzbands dem VfB Stuttgart auf jeden Fall – womöglich sogar noch länger. „Das tut uns richtig weh“, sagt Fredi Bobic. Einen neuen Stürmer will der Sportdirektor aber frühestens in der Winterpause verpflichten. Die Suche läuft.

Stuttgart - Am Mittwochnachmittag kehrte Fredi Bobic von seinem Trip zum Länderspiel in Berlin nach Stuttgart zurück – und als er in die Spielerkabine beim VfB trat, war er erst einmal verwundert. „Cacau war nicht da“, erinnert sich der Sportdirektor, der wenig später den traurigen Grund für die Abwesenheit des Stürmers erfuhr.

Der WM-Teilnehmer von 2010 war am Nachmittag im Training bei einem Zweikampf mit Antonio Rüdiger mit dem linken Fuß im Rasen hängen geblieben, hatte sich dann das Knie verdreht und musste mit anhören, wie das hintere Kreuzband und das Innenband rissen. „Ich bin traurig“, sagt er nun, weil „ich mich so schwer verletzt habe und dem VfB in den nächsten wichtigen Wochen nicht helfen kann“. An diesem Freitag beginnt Cacau, der nun sechs Wochen lang eine Schiene tragen muss, bereits mit den ersten Reha-Maßnahmen. Bei optimalem Heilungsverlauf fehlt er drei Monate, wenn’s schlecht läuft, noch länger. „Das ist sehr schade für ihn“, sagt Bruno Labbadia, „und auch sehr schade für uns.“

Auch Bobic weiß am Tag nach der Diagnose um deren Auswirkungen. „Das tut uns richtig weh, da muss man ganz ehrlich sein“, sagt der Sportdirektor und verweist auf die Motivation und Freude, mit der Cacau in den vergangenen Tagen ans Werk gegangen ist: „Er war so guten Mutes und hatte einen Schub bekommen.“ Nicht zuletzt durch die Geburt seines Söhnchens Davi Ende vergangener Woche. Nun muss der Kleine seinem Vater Kraft geben – denn der hat erkennen müssen: „So eng liegen manchmal Freud und Leid beieinander.“ So also ist die Gefühlslage des Angreifers, Fredi Bobic dagegen will sich von Emotionen nun nicht leiten lassen.

Das Eis, auf dem sich der VfB bewegt, ist dünn

„Wir werden jetzt nicht in Aktionismus verfallen“, sagt der Sportdirektor. Doch klar ist auch ihm: Der langfristige Ausfall von Cacau reißt eine weitere Lücke in den dünn besetzten Kader des VfB Stuttgart – vor allem die Abteilung Attacke ist nicht überbesetzt: Echte Stürmer hat der VfB im Profikader im Grunde nur zwei. Durch Cacaus Verletzung, die einen weiteren Substanzverlust bedeutet, bleibt nur noch Vedad Ibisevic.

Keine Frage: Das Eis, auf dem sich der VfB bewegt, ist dünn, gerade mit Blick auf die kommende Zeit mit zahlreichen englischen Wochen. „Wir wissen, dass wir dünn besetzt sind“, sagt Trainer Bruno Labbadia. Eine weitere Alternative im Angriff könnte da nicht schaden – doch es gibt ein entscheidendes Problem. Das nächste Transferfenster öffnet sich erst am 1. Januar 2013, davor bleibt nur die Möglichkeit, Spieler zu verpflichten, die derzeit bei keinem anderen Club unter Vertrag stehen. „Darüber brauchen wir uns keinen Kopf zu machen“, sagt Bobic. Aber warum eigentlich nicht?

Die Liste der Stürmer, die sich im Wartestand befinden, ist durchaus reich an prominenten Namen, die zwar nicht grundlos in der Warteschleife hängen, als Absicherung beim VfB aber womöglich taugen würden. Aber wie gesagt: Weder Fredi Bobic noch Bruno Labbadia zieht diese Variante ernsthaft in Betracht. „Es sind keine Spieler auf dem Markt“, sagt der VfB-Sportdirektor nur. Und Trainer Labbadia erklärt: „Wenn einer bis jetzt keinen Vertrag hat, dann bedeutet das, dass er drei, vier Monate nichts gemacht hat.“ Also ohne Spielpraxis und entsprechende Fitness ist. Man solle zwar „nie nie sagen“, meint Labbadia, einen kurzfristigen Transfer hält er aber für „sehr, sehr schwierig“. Schließlich löst ein Spieler, der eine mehrwöchige Anlaufzeit benötigt, die akuten Probleme des VfB keinesfalls. „Wir müssen das intern auffangen“, sagt Bruno Labbadia.

Bobic prüft bereits mögliche Kandidaten für einen Transfer in der Winterpause

Im Profikader heißen die Alternativen vor allem Martin Harnik und Shinji Okazaki. Beide sind gelernte Stürmer, spielen beim VfB auf den Außenbahnen im Mittelfeld, könnten aber nach vorn rücken, sollte auch Ibisevic ausfallen. Aus der zweiten Mannschaft hat sich zuletzt kein Angreifer für höhere Aufgaben empfohlen, Christoph Hemlein, der in der vergangenen Saison schon bei den Profis trainierte und zu Bundesligaeinsätzen kam, ist nach einer Verletzung außer Tritt geraten. Labbadia sagt: „Er muss erst mal wieder eine Basis finden.“ Und der VfB doch Ersatz für Cacau?

Fredi Bobic prüft jedenfalls bereits mögliche Kandidaten für einen Transfer in der Winterpause. Wobei es auch dann zwei Varianten gibt. Eine kurzfristige – die Ausleihe eines Stürmers für ein halbes Jahr. Oder eine perspektivische – mit einem jungen Stürmer und als Vorgriff auf die neue Saison. „Wenn wir das machen wollen, dann machen wir es auch“, sagt Bobic über den finanziellen Spielraum. Bis dahin „beobachtet“ er den Heilungsverlauf von Cacaus Knie. Muss der gebürtige Brasilianer doch noch operiert werden, wird aus wollen nämlich ganz schnell müssen.