Der ehemalige VfB-Abwehrspieler Dragan Holcer ist im Alter von 70 Jahren gestorben. Foto: Baumann

Er war einer der besten Abwehrspieler, die der VfB Stuttgart je hatte. In dieser Woche ist Dragan Holcer im Alter von 70 Jahren gestorben.

Stuttgart - Es gibt ehemalige Mitspieler, die sicher sind: Dragan Holcer war seiner Zeit seit jeher ein bisschen voraus. „Damals hat die Taktik im Fußball noch nicht so eine wichtige Rolle gespielt“, erinnert sich Helmut Dietterle, „aber Dragan Holcer war gerade taktisch ein überragender Spieler.“ Dietterle gehörte wie Holcer zum Team des VfB Stuttgart, das 1977 den Aufstieg in die Bundesliga schaffte, wie viele andere war er tief berührt, als er am Donnerstag vom Tod des früheren Kollegen erfuhr: „Das ist ein harter Schlag, auch wenn wir zuletzt nicht mehr viel Kontakt hatten.“ Holcer starb nach Angaben von kroatischen Medien nach schwerer Krankheit in dieser Woche im kroatischen Split. Noch am 19. Januar dieses Jahres hatte er seinen 70. Geburtstag gefeiert.

Der Defensivspieler war bereits 30 Jahre alt, als er 1975 von Hajduk Split zum damaligen Zweitligisten nach Stuttgart kam. In der Abwehr übernahm er sofort eine Führungsrolle – ohne große Worte. „Er war der Chef in der Abwehr ohne laut zu sein“, erinnert sich Dietterle und lobt den ehemaligen Mitspieler in den höchsten Tönen: „Er war ein ganz außergewöhnlicher Fußballer, einer, der mit dem sechsten Sinn gespielt hat. Alles, was auf die Defensive zukam, hat er vorausgeahnt.“

Holcer betrieb auch ein Wirtshaus an der Weinsteige

Holcer wurde 1945 im Gefangenenlager von Zwiesel in Niederbayern geboren. Im ehemaligen Jugoslawien spielte er später zunächst Handball, ehe er vom Fußballclub in Nis entdeckt wurde. 1963 startete er seine Profikarriere, zwischen 1967 und 1975 wurde er mit Hajduk Split je dreimal jugoslawischer Meister und Pokalsieger. Dann folgte der Wechsel zum VfB, mit dem er 1977 in die Bundesliga aufstieg und 1979 die Vizemeisterschaft feierte. Nach 73 Zweit- und 106 Bundesligaspielen wechselte Holcer 1981 für eine Saison zum FC Schalke 04 in die zweite Liga. Für Jugoslawien bestritt er 52 Länderspiele. Nach der aktiven Karriere kehrte er für eine Zeit lang nach Stuttgart zurück und betrieb ein Wirtshaus an der neuen Weinsteige.

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Beliebt war Dragan Holcer nicht nur wegen seiner fußballerischen Fähigkeiten. „Er hat jüngere Spieler geführt“, sagt Helmut Dietterle. Besonders der junge Karl-Heinz Förster profitierte vom Routinier und reifte an dessen Seite zu einem der besten Abwehrspieler der Welt.