Dieses Duell lässt keinen kalt! Wenn der VfB Stuttgart auf Werder Bremen trifft, ist ein Torefestival fast garantiert. 6:3, 4:4, 6:0 – alles schon da gewesen. Jetzt stecken beide Clubs im Tabellenkeller, da gilt: Ergebnis geht vor Erlebnis. Was für beide leichter gesagt ist als getan.
Stuttgart - 14 Gegentore in vier Spielen hat der VfB zuletzt kassiert. Das gilt es abzustellen. „Wir sind nach hinten viel zu offen“, sagt Außenverteidiger Florian Klein. Armin Veh hat diese Woche im Training mehr Augenmerk als sonst auf das Defensivverhalten der Mannschaft gelegt. Aber alles mit Maß und Ziel. „Du kannst dich nicht permanent nur mit deinen Fehlern auseinandersetzen, sonst zieht dich das womöglich runter“, sagt er.
Ohnehin hat Veh bei der Analyse des 0:4 gegen den VfL Wolfsburg festgestellt: „Da sind Fehler passiert, die uns in dieser Form sonst nicht unterlaufen.“ Siehe das Tor zum 0:1. Oriol Romeu schießt Antonio Rüdiger an, der Ball prallt maßgerecht zum Gegenspieler ab, der davonzieht. Oder das 0:2: Ivica Olic rennt im VfB-Strafraum Daniel Schwaab um, der Pfiff bleibt aus, stattdessen köpft Robin Knoche ein. „Bei aller Liebe: Wie willst du das trainieren, damit solche Dinge nicht mehr passieren?“, fragt Veh.
Da genügend andere Fehler vermeidbar waren, fordert Veh: „Wir müssen kompakter stehen.“ Das gilt besonders für die Partie bei Werder Bremen an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky). Denn zwischen diesen beiden Clubs geht es in aller Regel vogelwild zu: Beide haben in der laufenden Saison die meisten Gegentore in der Liga kassiert (VfB 23, Bremen 24), und in der Bundesliga-Historie ist die Begegnung jene, in der die zweitmeisten Treffer (315) überhaupt fielen – nur zwischen Borussia Dortmund und dem Hamburger SV klingelte es häufiger (341). Wer schließt an diesem Samstag die Schießbude – VfB oder Werder?
Ganz toll trieben es beide Vereine in den vergangenen zehn Jahren. Da fielen in neun Begegnungen mindestens fünf Tore:
9. Februar 2013: VfB – Bremen 1:4 Ibrahima Traoré (50.) glich die Bremer Führung durch Mehmet Ekici (34.) aus, dann nahm das Unheil seinen Lauf: Aaron Hunt (61.), wieder Ekici (74.) und Kevin de Bruyne (90.) stellten den Werder-Sieg sicher.
13. April 2012: VfB – Bremen 4:1 Es begann schlecht (Markus Rosenberg traf zum 0:1/25.) und endete begeisternd: Christian Gentner (37.), Martin Harnik (45./53.) und Cacau (89.) ließen den VfB jubeln.
7. November 2010: VfB – Bremen 6:0 Trainer Jens Keller hatte sein Spielsystem auf die einzige Spitze Ciprian Marica zugeschnitten. In vier Spielzeiten kam der Rumäne im VfB-Trikot nur auf 19 Treffer, doch an diesem Tag wuchs er über sich hinaus: Das 1:0 (10.) erzielte er selbst, drei weitere Treffer bereitete er vor. Die weiteren Torschützen waren Cacau (31./45.), Christian Gentner (68.), Georg Niedermeier (73.) und Arthur Boka (86.).
4. Oktober 2008: VfB – Bremen 4:1 Sami Khedira (18.), Christian Träsch (29.) und Roberto Hilbert (63.) sorgten für Jubelstimmung, das 1:3 durch Diego (65.) störte nicht weiter, und Martin Lanig (88.) setzte den Schlusspunkt.
8. März 2008: VfB – Bremen 6:3Mario Gomez traf dreimal (20./43./65.), und Ludovic Magnin schwärmte: „Wir haben einen Außerirdischen im Team. Er trägt die Nummer 33.“ Bremen, als Tabellenzweiter angereist, erzielte durch Hugo Almeida (9.), Sebastian Boenisch (60.), Rosenberg (77.) und Per Mertesacker (84./Eigentor) vier Treffer, Cacau kam auf zwei (66./87.). Werder-Trainer Thomas Schaaf gratulierte VfB-Präsident Erwin Staudt zerknirscht zum 60. Geburtstag: „Wer ein Jubiläum hat, sollte sich uns als Gegner aussuchen.“
22. September 2007: Bremen – VfB 4:1 Flotter Start: Hugo Almeida per Doppelschlag, Mario Gomez (13.) und Boubacar Sanogo trafen, nach 15 Minuten führte Werder mit 3:1. Diego setzte noch einen drauf (89.).
10. Februar 2007: VfB – Bremen 4:1 Roberto Hilbert (3.) und Mario Gomez (15.) legten vor, Diego verkürzte (22.), Ludovic Magnin (32.) und Marco Streller (87.) machten die Sache für den VfB klar.
16. September 2006: Bremen – VfB 2:3 Nach 33 Minuten lag der VfB durch Treffer von Roberto Hilbert (4./Eigentor) und Mohamed Zidan 0:2 zurück. Hilbert (38.) und Pavel Pardo (58.) glichen aus. Dann war Mario Gomez (87.) zur Stelle – 3:2!
28. März 2004: VfB – Bremen 4:4 Dreimal führte der VfB, einmal Werder, das am Saisonende Meister wurde. VfB-Verteidiger Marcelo Bordon freute sich über drei Tore (3./24./50.), Trainer Felix Magath knurrte: „Acht Tore sprechen nicht für die fußballtaktische Klasse der Teams.“ Mag sein, dafür macht das Duell VfB – Werder meistens großen Spaß. Vor allem, wenn Armin Veh mitmischt. Im Schnitt fielen bei diesem Duell 3,28 Tore, mit Veh als VfB-Trainer waren es 5,6. Jetzt ist der Meistermacher von 2007 zurück und sagt: „Ich mag Spektakel. Aber nur, wenn wir gewinnen.“