Marketing-Vorstand Rouven Kasper hat den neuen Deal maßgeblich mit initiiert. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Der VfB Stuttgart unterhält eine eigene Marketing GmbH – setzt nun aber auch auf externe Expertise und Unterstützung. Ein Riese der Branche soll in Sachen Vermarktung helfen. Ein erster Erlös kann bereits kurzfristig verbucht werden.

Seit 2007 hat die VfB Stuttgart Marketing GmbH ihre Büros im Carl-Benz-Center in direkter Nachbarschaft der Mercedes-Benz-Arena. Dies wird auch so bleiben – ebenso wie die Tatsache, auf die man beim Fußball-Bundesligisten immer wieder Wert legt: Der VfB hält all seine Vermarktungsrechte in den eigenen Händen. Und doch ändert sich nun entscheidend etwas.

Für die kommenden fünf Jahre bis einschließlich der Saison 2027/2028 erhält der VfB im Bereich Marketing Unterstützung von einem der größten Player der Branche. Mit Sportfive schließt der VfB eine Kooperationsvereinbarung ab, das Unternehmen soll unter anderem dabei helfen, dass die neuen Vermarktungsmöglichkeiten optimal genutzt werden können.

„Potenziale stärker ausschöpfen“

„Das ist essenziell für die Entwicklung unseres VfB und eine absolute Win-win-Situation“, sagt Rouven Kasper, der Marketingvorstand der VfB AG, und streicht vor allem die Planungssicherheit heraus, die die vom neuen Partner gegebenen Garantien dem Club geben. Er betont: „Wir wollen in der neuen Konstellation auf Ebenen vorstoßen, auf denen wir als VfB noch nicht waren.“ Der Stuttgarter Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle ergänzt: „Sowohl im klassischen Sponsoring, bei neuen digitalen Produkten und Contentformaten sowie beim Stadion als Plattform für Veranstaltungen müssen wir die Potenziale des VfB stärker ausschöpfen.“

Derzeit wird in Stuttgart die Haupttribüne der Arena umgebaut, Anfang 2024 soll das Projekt abgeschlossen sein. Im folgenden Sommer wird dann die EM gespielt, in der Saison darauf will der VfB von den neuen Möglichkeiten profitieren. Darunter befindet sich unter anderem der exklusive Tunnelclub, ein VIP-Bereich mit Blick auf den Spielertunnel. Allein durch dessen Vermarktung erhofft man sich Mehreinnahmen von jährlich mehreren Millionen Euro.

In Summe entstehen beim derzeitigen Umbau 850 bis 900 neue Plätze für Businesskunden. Die neuen Bereiche sollen zudem auch außerhalb der Spieltage belegt und vermarktet werden. Etwa für kleinere Messen. Die Zusammenarbeit mit Sportfive umfasst allerdings alle denkbaren Vertriebskanäle.

Eine erste Zahlung kommt sofort

Bei all diesen Bemühungen sollen die Erfahrung und das nationale wie internationale Netzwerk des Vermarkters genutzt werden. Das Unternehmen benennt ein Team von rund zehn Personen, das dann Seite an Seite mit den rund 20 in diesem Bereich tätigen Kolleginnen und Kollegen der VfB Marketing GmbH auf Akquise geht und auch die modernen digitalen Vermarktungsmöglichkeiten noch stärker in den Fokus nimmt. „Das bringt uns schnell auf ein anderes Level“, sagt Kasper, der betont: „In sportlich und wirtschaftlich herausfordernden Zeiten müssen wir proaktiver und kreativer vorgehen. Dafür braucht es Türöffner.“

An den künftigen Erlösen partizipiert Sportfive finanziell. Sofort erhält dagegen der VfB eine Prämie für die Unterschrift unter die Vereinbarung in Höhe einer mittleren siebenstelligen Summe. „Wir haben lange und intensiv verhandelt“, sagt Kasper, „herausgekommen ist ein aus unserer Sicht einmaliges und innovatives Modell.“ Der Marketingvorstand der VfB AG ist zugleich Geschäftsführer der VfB Marketing GmbH. Zum VfB kam er Anfang 2022 vom FC Bayern, davor war der 41-Jährige zehn Jahre lang in Führungspositionen bei Sportfive tätig und arbeitete in dieser Zeit eng mit dem FC Augsburg und dem Hamburger SV zusammen.

Für diese beiden Clubs ist Sportfive auch heute noch tätig. In der Bundesliga zudem für den FC Bayern, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen, Hertha BSC und Union Berlin. Auch mit Medienunternehmen wie Sky oder DAZN ist der Sportrechtevermarkter verbunden, zudem mit internationalen Topclubs wie Real Madrid.

Der VfB wiederum ist vehement auf der Suche nach Erlösquellen, um die finanzielle Lage zu entspannen. Im Raum steht nach wie vor der Ausstieg der Mercedes-Benz-Bank als Hauptsponsor, zudem führte die Suche nach einem weiteren Investor bislang nicht zum gewünschten Ergebnis. Die Mercedes-Benz AG hält seit Sommer 2017 11,75 Prozent der VfB AG, der Ausrüster Jako seit Januar des vergangenen Jahres 1,16 Prozent. Von beiden Unternehmen sitzen auch Vertreter im Aufsichtsrat der VfB AG. Dass Sportfive selbst in die Riege der Investoren aufsteigt, gilt als ausgeschlossen.